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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus. Vielleicht bekommen wir auch weitere Hilfe. Sie aber müssen dafür Sorge tragen, dass die Menschen den Ort verlassen. Setzen Sie sich mit der Polizei in Verbindung. Und beeilen Sie sich. Es waren zwar nur die Vorboten, aber wenn das Mädchen wieder ihre Geige spielt, werden die anderen aus der kalten Erde steigen und zurückkehren. Die Vergessenen sind nicht vergessen«, sagte der Eiserne Engel zum Schluss. »Glauben Sie mir.«
    Er nickte Clara Featherhead noch einmal zu, machte kehrt und verließ das Zimmer.
    Die Witwe stand da, ohne sich zu rühren. Sie glaubte, Mittelpunkt eines Traumes zu sein, so seltsam und unwahrscheinlich kam ihr das alles vor. Hatte sie wirklich nur geträumt?
    Nein, sie brauchte nur einen Blick nach links zu werfen, um die gläsernen Reste desjenigen zu sehen, der einmal ein Mensch gewesen war. Zurückgeblieben waren nur mehr Splitter, die verstreut auf dem Boden lagen, sonst nichts.
    Clara musste sich selbst überwinden, um in die Knie zu gehen. Sie berührte die Splitter. Ja, wie Glas, nur nicht so scharf, denn die Haut hatte sie sich nicht geritzt.
    Wieder dachte sie an die Warnung des Wesens. Es hatte ihr geraten, die anderen aus dem Ort zu schaffen. Das wollte sie tun. Aus diesem Grunde musste sie zur Polizei.
    Rotters Platz war noch nicht wieder besetzt worden. Momentan führte Herbie Reynolds die Station allein. Er gehörte zu den Leuten aus Mullogh, die Clara für eine Spinnerin gehalten hatten. Er wollte an nichts glauben, was man ihm sagte. Sehr genau erinnerte sich die Frau an die langen Verhöre, an denen auch Reynolds teilgenommen hatte. Und ihn sollte sie überzeugen?
    Für Clara Featherhead eine fast unlösbare Aufgabe, die ihr der Eiserne Engel übertragen hatte. Wenn Reynolds alles hörte, würde er versuchen, sie wieder in das Krankenhaus schaffen zu lassen. Vielleicht war es besser, wenn sie allein floh. Einfach wegrennen, raus aus Mullogh.
    »Ja«, sagte sie und nickte heftig, denn sie hatte nun den Entschluss gefasst. »Ihr alle habt mich schlecht behandelt. Wie den letzten Dreck. Jetzt soll es euch auch so ergehen, das schwöre ich euch. Hättet ihr auf mich gehört, wäre vielleicht alles anders gekommen. Nun ist es zu spät.«
    Sie hastete nach oben in das Schlafzimmer und zog ihren Mantel über. Die Tasche nahm sie auch an sich. Sie war zum Glück noch gepackt. Wenig später verließ sie wie ein Dieb das Haus.
    »Ihr seid es selbst schuld«, zischelte sie, »ihr seid es alle selbst schuld…«
    ***
    Es war windiger geworden. Der feine Regen wurde von der rechten Seite herangetragen und sprühte gegen unsere Gesichter. Wir trugen dünne Regenjacken, die kein Wasser durchließen, dennoch hatte der feine Sprüh die Gesichter genässt.
    Mit dem Wagen waren wir bis zum Eingang des Friedhofs gefahren und hatten dort auch die Baustelle gesehen. Eine neue Leichenhalle sollte errichtet werden, wie uns Helen Landers erklärte. Wieder fuhr eine Bö heran, brachte die feine Nässe mit und ließ die Kronen der Bäume rauschen. Kleine, nasse Blätter bewegten sich wie blinkende Taler, manche wurden auch jetzt schon abgerissen und trudelten dem Boden entgegen.
    Zwar war die Dämmerung noch nicht hereingebrochen, aber wir hatten einen dunklen Tag, so dass auf dem Friedhof ein gewisses Zwielicht herrschte.
    Dennoch konnten wir erkennen, dass wir ein sehr gepflegtes Gelände betreten hatten. Auf der Baustelle war der erste Aushub umzäunt worden. Der Wind spielte mit den Planen, die man über die Geräte gedeckt hatte.
    Spaten und Schaufeln hatten wir uns nicht besorgen brauchen. Die Geräte wollten wir uns aus dem kleinen Gartenhaus des Totengräbers ausleihen. Die Bude wurde nie geschlossen, wie uns Mrs. Landers berichtet hatte.
    Sehr weich war der Boden. Bei jedem Schritt sanken wir tiefer ein. Manchmal reichte uns der Schlamm bis an die Knöchel. Zum Glück konnten wir bald über Rasen laufen. Er war zwar auch nass, aber längst nicht mehr so schmutzig wie der Weg.
    Julias Grab lag auf dem alten Teil des Friedhofs. Den Grund hatten wir auch erfahren. Es wurde gemischt beerdigt. Mal auf dem alten, dann wieder auf dem neuen Teil.
    Und das Gerätehaus stand dort, wo die zwei Gebiete praktisch aneinander grenzten.
    Wir mussten in einen schmalen Pfad hineintauchen. Rechts und links standen Hecken, deren nasse Zweige nicht nur gegen die Kleidung hieben, sondern auch unsere Gesichter trafen.
    Wir hatten Mrs. Landers den Vortritt gelassen, weil sie sich hier auskannte. Geduckt

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