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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlug. »Und das wollen Sie mir unter die Weste schieben, Mrs. Featherhead? Sagen Sie mal, sind Sie wirklich noch normal? Piept es bei Ihnen im Schädel nicht?«
    »Mr. Reynolds…«
    »Nein, jetzt rede ich!« schrie der Mann und sprang in die Höhe. »Das ist eine Unverschämtheit, die ich mir hier von Ihnen bieten lassen muss. Haben Sie verstanden? Eine Unverschämtheit ist das.«
    »Es entspricht aber den Tatsachen.«
    »Die Sie auch beweisen können?«
    »Sicher.«
    Reynolds stemmte seine Hände auf die Schreibtischplatte. »Und wo, bitte sehr, wollen Sie etwas beweisen?«
    »Ich kann Ihnen sogar drei Beweise liefern. Erstens sehen Sie bei mir in der Wohnung die Reste des Glasmonsters, zweitens können Sie mit den beiden Polizisten reden, wenn Sie wollen, und drittens macht es mir nichts aus, mit Ihnen zu den Landers zu gehen und Helen zu befragen. Suchen Sie sich eines aus.«
    Reynolds beugte sich wieder zurück. Sein Mund weitete sich dabei. Es sollte wohl ein Grinsen werden, was ihm nicht ganz gelang. »Es gäbe da noch eine vierte Möglichkeit, Mrs. Featherhead«, sagte er mit einer unnatürlich sanften Stimme.
    »Und welche?«
    Sein Zeigefinger schoss vor wie ein Speer. »Diese Möglichkeit betrifft Sie!«
    »Mich?«
    »Jawohl, Sie. Ich werde Sie nämlich einsperren, Mrs. Featherhead. Sie sind gemeingefährlich und gehören hinter Gitter. Das ist meine Antwort.«
    Die Witwe wusste nicht, was sie sagen sollte. Kreidebleich war sie geworden und schnappte dabei nach Luft.
    »Das… das ist ja eine Unverschämtheit«, pumpte sie förmlich hervor.
    »So etwas hat mir noch nie jemand zu sagen gewagt.«
    »Dann wurde es mal Zeit.«
    »Nein, Reynolds, nein…«
    »Mister, bitte!«
    »Also gut, Mr. Reynolds, Sie haben Ihre Meinung gesagt. Ich hätte es mir denken können und ärgere mich jetzt, dass ich die Zeit für einen Besuch bei Ihnen verschwendet habe. Ich hätte wirklich verschwinden sollen. Auch zu Fuß bei diesem Regen. Wer weiß, vielleicht ist es jetzt schon zu spät, denn wir sitzen auf einem Pulverfass.«
    »Sie werden gleich in der Zelle sitzen!« Der Polizist setzte sich in Bewegung und kam um den Schreibtisch herum. Dabei zog er seinen Uniformrock glatt, der sich über seinen Kugelbauch spannte. »So haben wir nicht gewettet. Sie platzen hier herein und erzählen Schauermärchen. Ich werde Ihnen etwas anderes…«
    »Rühren Sie mich nicht an«, unterbrach Mrs. Featherhead den Mann scharf. »Ich tue das, was meine Pflicht ist. Man hätte sie wirklich in London lassen sollen.«
    Er zog sie vom Stuhl hoch. Clara Featherhead wollte noch zur Seite ausweichen. Es gelang ihr nicht mehr, der jüngere Mann war einfach schneller. Am Handgelenk hatte er sie erwischt.
    »Jetzt geht es in die Zelle! Ich werde mich sofort danach mit London in Verbindung setzen und dafür einsetzen, dass man Sie Wahnsinnige wieder wegschafft.«
    »Sie machen einen Fehler, Reynolds.«
    »Ganz bestimmt, klar, den mache ich. Nein, den habe ich schon gemacht. Ich hätte Ihnen gar nicht zuhören sollen, das wäre am allerbesten gewesen. Ich bin wirklich ein Trottel.«
    Während dieser Worte hatte er die Frau nicht losgelassen. So sehr sie sich auch einstemmte, gegen die Kraft des viel jüngeren Mannes kam sie nicht an.
    Die Zellen lagen auf einer Ebene. Der Raum schloss sich an das Dienstzimmer an. Getrennt waren die beiden nur durch eine Tür. Mit der freien Hand zog Reynolds die Tür auf.
    Dahinter lag ein Gang, in dem nur mehr die Notbeleuchtung brannte. Drei schwache Lampen schufen ein mieses Licht.
    Es gab drei Zellen. Sie lagen nebeneinander und hätten in jeden Western gepasst, da es nur mehr Gitterkäfige waren.
    »Reynolds, überlegen Sie es sich.«
    »Das habe ich schon, Mrs. Featherhead. Keine Angst, ich weiß genau, was ich tue.«
    »Sie machen Fehler über Fehler.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein. In welche Zelle wollen Sie? Heute haben Sie die freie Auswahl.«
    »In keine.«
    »Dann stecke ich Sie in die erste.« Mit einem Ruck schleuderte Reynolds die Frau an sich vorbei, damit sie, wenn sie flüchten wollte, zunächst ihn passieren musste.
    Den Zellenschlüssel trug er bei sich. Zusammen mit den beiden anderen hing er an einem Bund. Herbie Reynolds war ein Routinier. Mit einem Griff hatte er den richtigen Schlüssel gefunden, hielt die Frau noch immer fest und schloss auf.
    Mrs. Featherhead sagte gar nichts mehr. Sie hatte eingesehen, dass es sinnlos war, den Mann mit Worten überzeugen zu wollen. Da mussten Taten

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