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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich Ihnen nicht.«
    Ich hob die Schultern. »Es ist schwer, Ihnen die Zusammenhänge zu erklären, aber ich weiß jetzt, dass ich es nicht mit einem Zombie zu tun habe, sondern mit einer Wiedergeburt aus dem alten Atlantis. Diese Reinkarnation hat einen Körper gekommen, der ebenso aussieht wie der ihrer leider verstorbenen Tochter.«
    »So ist das«, sagte sie.
    Ich lächelte. »Haben Sie mich denn verstanden?«
    »Nein.«
    »Sie sind wenigstens ehrlich, Mrs. Landers.«
    »Danke, davon habe ich nur in diesen Augenblicken nichts. Aber mir ist etwas anderes aufgefallen.«
    »Und das wäre?«
    »Die Geige ist verschwunden!«
    Das überraschte mich. Für einen Moment sagte ich nichts. Dabei hatte ich den Sarg ausgeleuchtet, aber an die mit in das Grab gegebene Geige hatte ich nicht gedacht.
    »Haben Sie das nicht bemerkt, Sir?«
    Jetzt war ich ehrlich. »Nein!«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, wie es kommt und wer die Geige aus dem Sarg geholt hat. Ich war es jedenfalls nicht. Und das Grab sah mir auch nicht aus, als wäre es geöffnet worden.«
    »Woher stammt das Instrument?« Ich zog noch einmal an der Zigarette und trat die feuchte Kippe in den Lehm.
    »Julia hat es sich selbst gekauft.«
    »Sie wissen also nicht, bei wem sie es erworben hatte?«
    »Nein, eines Tages kam sie mit dem Instrument. Wir haben noch gelacht, doch Julia sah es anders. Sie sagte, ihr werdet euch wundern. Ich kann Geige spielen, ohne das ich es zu lernen brauchte.« Helen Landers hob die Schultern. »Wenig später verging uns das Lachen. Julia setzte sich tatsächlich hin und spielte. Eine Erklärung fanden weder mein Mann noch ich. Wir nahmen es hin.«
    »Und Julia?«
    »War glücklich, Mr. Sinclair. Sie war wirklich ein glückliches Mädchen. Abends, wenn die Dunkelheit schon früh hereinbrach, saßen wir oft zusammen und baten sie, auf der Geige zu spielen. Das tat sie jedes Mal mit einer wahren Euphorie.«
    »Was kam dabei heraus?«
    »Sie spielte alles. Vom Volkslied über Opernmelodien bis hin zu konzertanten Stücken, die von dem Teufelsgeiger Paganini komponiert worden waren. Es war unglaublich.« Helen lächelte verloren. »Wir suchten nach Erklärungen und fanden immer nur eine. Julia war eben ein Naturtalent. Das sagte auch mein Mann.«
    »Jetzt wissen Sie ja besser Bescheid.«
    »Obwohl ich es noch immer nicht glauben kann, Mr. Sinclair. Mein Gehirn weigert sich einfach, diese Tatsachen zu akzeptieren, da sie völlig aus dem Rahmen fallen.«
    Da gab ich ihr recht. Nur hatte es keinen Sinn, weiter darüber zu diskutieren. Wir mussten die Tatsachen so nehmen, wie sie nun einmal waren.
    Suko war aus dem Grab geklettert und kam zu mir. Ich leuchtete ihn mit der Lampe an. Durch den Strahl fielen die zahlreichen Regentropfen und spülten auch den Lehm von Sukos wetterfestem Parka.
    »Mehr konnte ich nicht tun«, sagte er.
    »Und was haben Sie jetzt vor?« fragte Helen. In ihrer Stimme lag eine bange Erwartung.
    »Wir werden Ihre Tochter suchen, Mrs. Landers.«
    »Das habe ich mir gedacht. Was geschieht denn, wenn Sie Julia gefunden haben?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Werden Sie sie töten?«
    Ich schluckte. Es war eine Suggestivfrage, die man mir da gestellt hatte. Sollte ich sie töten? Nein, ich war dagegen, aber manchmal gab es keine anderen Möglichkeiten. Die Gestalt des Mädchens war mit einem Fluch beladen.
    Suko hatte eine Idee. »Vielleicht reicht es, wenn wir die Geige zerstören. Dann kann sie durch ihr Spiel niemand mehr herbeilocken.«
    »Das reicht nicht.«
    Weder Mrs. Landers noch ich hatten die Antwort gegeben. Gesprochen hatte ein anderer. Wir kannten beide die volltönende Stimme, wussten aber nicht, wo wir sie einordnen sollten.
    Da sahen wir die Gestalt.
    Aus den Regenschleiern löste sie sich. Sie wirkte im ersten Augenblick unnatürlich groß und auf gewisse Art und Weise angsteinflößend. An meiner Schulter spürte ich die sich festklammernden Finger der Helen Landers, doch ich lächelte und sprach ihr beruhigend zu. »Vor ihm brauchen Sie keine Angst zu haben, meine Liebe. Ich kenne ihn. Er ist ein Freund von uns.«
    Das war der Eiserne Engel tatsächlich!
    Er kam noch weiter und blieb erst dann vor uns stehen, als er in der Lage war, uns die Hand zu reichen. Trotz des Regens und der schlechten Lichtverhältnisse sahen wir auf seinem Gesicht das Lächeln. Auch er war darüber hocherfreut, zwei Freunden gegenüberzustehen, und er reichte uns die Hand.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen, und

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