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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sterne.
    Als bestünden sie aus zahlreichen, tastenden, breiten Armen, so rollten die Wellen näher. Sie bekamen ihren Schub aus dem Meer, glitten an den Strand, überkugelten sich und liefen in langen Schaumstreifen aus, die den weißen Sand nässten.
    Felsen schützten die Bucht von drei Seiten. Auch sie wirkten schwarz. Dabei waren sie sehr porös. An manchen Stellen so aufgerissen, dass feine Dampfschwaden ihren Weg fanden und träge über den Sand zogen, bevor sie zerflatterten.
    Einmal flog ein Vogel herbei. Ein großes Tier, das, als es vom schwachen Mondlicht gestreift wurde, deutlicher zu erkennen war. Eine Flugechse näherte sich dem einsamen Sandstrand. Auf ihrem Rücken saß ein mit einer Lanze bewaffnetes düsteres Skelett, ein Diener des Schwarzen Tods.
    Die Echse landete auf dem Sandstrand. Erst jetzt war zu sehen, dass ihre rechte Schwinge eine Verletzung zeigte, aus der dickes Blut in den Sand tropfte.
    Sie konnte nicht mehr weiter, aber das Skelett wollte sie in die Höhe treiben. Aus seinem Maul drangen schreckliche Urlaute. Es schlug mit dem Lanzenstiel auf den Kopf des Flugwesens, das sich anstrengte, es aber nicht schaffte, Flughöhe zu gewinnen. Ihr Vorankommen glich dem einer Ente, die das Schwimmen verlernt hatte.
    Plötzlich unterbrach der Knöcherne seine Schläge, denn er hatte etwas gehört. Sofort saß er still. In der Ferne war es aufgeklungen. Eine Melodie, vom Wind herbeigetragen und sehr fremd klingend. Lauschend blieb das Skelett auf dem schmalen schuppigen Rücken der Flugechse hocken. Irgendwie schien es zu spüren, dass sich etwas anbahnte. Plötzlich geriet es in Hektik. Heftig schlug es zu, es wollte die Echse in die Höhe treiben, sie bewegte sich nicht einmal. Der Boden hielt sie fest.
    In einer Schlagpause vernahm der Diener des Schwarzen Tods ein seltsames Knirschen. Es war um und unter ihm entstanden. Eine Erklärung wusste er nicht, drehte sich auf dem Rücken und schaute nach.
    Trotz der schlechten Lichtverhältnisse war zu erkennen, dass sich der Sand veränderte. Er zog sich zusammen. Es geschah wie bei einem Schmelzvorgang, und er wurde glasig.
    Das Skelett wusste genau von der Falle, in die es geraten war und machte einen Fehler. Anstatt an der linken Seite der Flugechse in das Wasser zu springen, rutschte es an der rechten vom Rücken des unheimlichen Tiers, gelangte auf den Sand und vernahm gleichzeitig das Knirschen unter seinen knöchernen Füßen. Sofort sackte es ein. Bis zu den Knien war es verschwunden, versuchte dann, die knöchernen Beine anzuheben, doch der gläserne Strand hielt das Monstrum fest. Es starrte nach vorn. Und da sah es die Gestalt!
    Ein blondhaariges Mädchen, ganz in Weiß gekleidet, kam herbei und spielte auf einer Geige. Sie schritt über den Strand, als wäre nichts geschehen. Für sie gab es die gläserne Masse nicht, denn sie schien sich auf einem harten Untergrund zu bewegen.
    Das Skelett wusste genau, dass es nichts mehr tun konnte. Der Boden, in dem es eingesackt war, verglaste immer stärker, wobei es auch die seltsam dünnen Fäden sah, die plötzlich in der Luft schwebten und es überall berührten. Am blanken Schädel, am Knochenkörper. Die Fäden berührten es nur. Zunächst nicht mehr als ein Streicheln, dann stärker und gleichzeitig schmerzhafter werdend, so dass sie in die Knochenmasse hineinschnitten.
    Scharf wie Messer waren sie.
    Das Skelett vernahm das Knirschen, als der Totenschädel von dem dünnen Gewebe malträtiert wurde. Da knackte es, kleine Stücke fielen aus dem Kopf, und das gleiche geschah mit den Armen, den Beinen und dem übrigen Körper.
    Finger wurden abgeschnitten, Zehen folgten, und das Mädchen ging weiter, wobei es nach wie vor auf seiner Geige spielte. Nicht allein den Diener des Schwarzen Tods erwischte es, auch das dämonische Reittier wurde malträtiert. Es schlug seinen langen Echsenhals vor, öffnete den Schnabel, da waren bereits die Fäden, die sich um Hals und Schnabel gewickelt hatten, so dass das Tier es nicht schaffte, trotz der wilden Bewegungen.
    Dafür sackte es tiefer.
    Die gläserne Masse hielt das Gewicht längst nicht mehr. Nach hinten kippte der Echsenvogel weg, sein Schnabel stach in die Höhe wie ein Pfeil, und der Reiter brach ein. Umwickelt von den haarfeinen Fäden des gläsernen Götzen, hatte er nicht mehr die Kraft, den unheimlichen Strand zu verlassen.
    Die Tiefe verschlang beide. Sie fielen hinein in die kristalline Welt des Gorgos und erstarrten dort selbst.
    Dieser

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