Julias kleine Sargmusik
so schrecklichen Melodien.
Die Monster kamen. Gorgos und Krol hatten sie aus der Tiefe entlassen. Glas und Schleim waren eine Verbindung eingegangen, denn innerhalb der Schleimwolken bewegten sich die grauenhaften Wesen, um das Schiff zu erreichen, das sie vor dem großen Untergang in Sicherheit bringen sollte.
Sie erreichten die Bordwand. Beinahe mühelos wanden sie sich an ihr in die Höhe. Die Schleimmassen überrollten sich, erreichten die Reling und befanden sich wenig später an Deck. Dort breiteten sie sich aus. Das Schiff sackte tiefer ein, und Sabrina hatte sich gedreht. Jetzt sah sie die Monstren genauer.
Schrecklich waren sie anzuschauen. Im tiefsten Innern des Schleims bewegten sich furchtbare Gestalten. Mutationen. Tiere mit mehreren Köpfen, dunkle Wesen, die wie Steine wirkten und glühende Augen besaßen. Auch das Skelett mit seinem Flugdrachen. Sie alle waren aus der Tiefe entlassen worden, um die Fahrt in ein anderes Land anzutreten. Dort würden sie wieder versinken, hineintauchen in die Erde und abwarten, bis die Zeit reif war, damit sie an die Oberfläche gelangen konnten.
Wind kam auf. Nur Sarina merkte, dass er den Geruch von Asche und Feuer mit sich brachte. Sie drehte den Kopf und sah weit in der Ferne einen feuerroten Schein am Himmel.
In seinem Innern blitzte und explodierte es. Feurigen Geschossen gleich wurde aus dem Krater die glühende Lava geschleudert und tauchte hinein in den brennenden Himmel, um ihn noch mehr anzufackeln. Ein schaurig-schönes Bild. Aber auch der Vorbote des Untergangs eines gewaltigen Kontinents.
Über dem ausbrechenden Vulkan zitterte und vibrierte der Himmel. Sarina verstand das Fanal. Sie mussten weg.
Das geigespielende Mädchen drehte sich um. Die Schleimmonster hatten sich auf dem Deck verteilt. Sie bildeten unförmige Gestalten. Mal höher, mal breiter, mal flacher, mal länger.
Und sie verhielten sich ruhig. Die Großen Alten, deren Abkömmlinge sie praktisch waren, hatten ihnen die Befehle mitgegeben. Sarina schaute zu dem großen Segel hoch. Noch hing es schlaff vom pechschwarzen Mast.
Im nächsten Augenblick kam Wind auf. Er fuhr in das Segel hinein, das sich sofort aufblies und an eine mit Luft gefüllte schwarze Wange erinnerte.
Durch das Schiff lief ein Ruck. Es schien sich zu schütteln. Da ächzten die Planken, da knirschte das alte Holz, und Sarina lehnte sich an die Reling, um die Melodien zu spielen, die für das Schiff wie ein zusätzlicher Motor war.
Das Segel knatterte und brauste. Es waren unheimliche Geräusche, die über das Deck wischten und sich mit den Tönen der Geige vereinigten. Brandungswellen liefen herbei, die von dem schwarzen Segler überwunden wurden, so dass er freies Wasser erreichen konnte. Und hier wurde die Fahrt schneller. Bis zum Zerreißen war das Segel gespannt, während die Küste hinter dem Schiff allmählich zu einem zerfließenden Schatten wurde.
Der offene Ozean saugte es auf wie ein gewaltiger Trichter die Luft. Atlantis - das war für Sarina und ihre monströsen Passagiere schon längst Vergangenheit. Vor ihnen stand die Zukunft, auch wenn sie in noch so weiter Ferne lag. Vielleicht in Jahren kaum zu beschreiben, aber sie war vorhanden, und das wussten alle.
Niemand hatte das Auslaufen des Schiffes behindert. Wirklich niemand? Am düsteren Firmament zeichnete sich plötzlich ein huschender Schatten ab. Ein durch die Luft wischendes Wesen, das wie ein großer Vogel wirkte und es doch nicht war. Der Eiserne!
Er war gekommen, um das Schiff aufzuhalten, aber er hatte es nicht mehr schaffen können. Aus der Ferne konnte er zusehen, und er überlegte, ob er weiterfliegen sollte.
Nein, es hatte keinen Sinn. Zudem lauerten andere Gefahren auf ihn, denn plötzlich umkreisten ihn eine Rotte Skelettkrieger, und das Schwert des Eisernen musste in Aktion treten.
Er kämpfte wie ein Berserker, vernichtete seine Gegner, deren Knochen in die dunklen Wellen klatschten und von ihnen verschlungen wurden. Atlantis lag in seinen letzten Zügen.
Das Schiff aber verschwand.
Längst hatten es der Horizont und die Dunkelheit verschluckt. Von geheimnisvollen Kräften geleitet, trieb es nach Norden und nach Westen. Es geriet in Unwetter, in Stürme, aber es überstand sie. Die Aufgabe war wichtiger, und die Großen Alten hielten ihre schützenden Hände über die einsamen Seefahrer.
Irgendwann - Zeit spielte keine Rolle -, versank der Kontinent. Da war das Schiff schon so weit entfernt, dass die Besatzung kaum noch etwas
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