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Julie oder Die neue Heloise

Titel: Julie oder Die neue Heloise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Jacques Rousseau
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tolerant, obgleich Priester. Uebrigens war in dem Jahre, in welchem diese letzten Briefe geschrieben zu sein scheinen, das Schloß Chillon von den Amtleuten von Vevay schon lange nicht mehr bewohnt. Man mag vermuthen, wenn man will, daß der damalige zufällig einige Tage daselbst zubrachte.]
, die wir alle zusammen machen sollen, wird morgen ohne Sie stattfinden. Sie wird dabei nichts gewinnen, indessen man freut sich darauf. Der Herr Amtmann hat uns mit unsern Kindern eingeladen, so daß mir kein Entschuldigungsgrund blieb. Aber ich weiß nicht, warum ich lieber schon zurück sein möchte.
     
Neunter Brief.
Fanchon Anet an Saint-Preux.
    Ach mein Herr, ach mein Wohlthäter, was bin ich beauftragt, Ihnen zu melden! .... Madame .... meine arme Herrin .... o mein Gott .... ich sehe schon Ihren Schreck .... aber Sie sehen nicht, wie trostlos wir sind .... ich habe keinen Augenblick zu verlieren; Ich muß Ihnen sagen .... ich muß machen ich wollte, es wäre schon Alles gesagt .... Ach Gott, wie wird Ihnen sein, wenn Sie unser Unglück hören!
    Die ganze Familie war gestern zum Diner in Chillon. Der Herr Baron, der auf einige Tage nach dem Schlosse Blonay wollte, ging nach Tische fort. Man begleitete ihn ein Stückchen, und ging dann auf dem Damme spazieren. Frau von Orbe und die Frau Amtmännin gingen mit dem Herrn voran. Madame folgte ihnen mit Henriette an einer Hand und Marcellin an der anderen. Ich war mit dem Aeltesten hinter ihnen. Der Herr Amtmann, der zurückgeblieben war, um mit Jemand zu sprechen, kam der Gesellschaft nach und bot Madame den Arm. Um ihn anzunehmen, schickt sie den Marcellin zu mir; er kommt gelaufen, ich laufe ihm entgegen; im Laufen tritt das Kind fehl, gleitet aus und fällt in's Wasser; ich schreie laut auf. Madame dreht sich um, sieht ihren Sohn fallen, schießt wie ein Blitz und springt ihm nach ....
    Ach ich Unglückliche, warum that ich es nicht auch! Warum bin ich nicht auf dem Fleck geblieben! .... Ach Gott! Ich hielt den Aeltesten fest, der seiner Mutter nachspringen wollte .... sie kämpfte im Wasser, indem sie den anderen in ihren Armen hielt .... es waren weder Leute noch ein Kahn zur Hand, es kostete Zeit sie herauszuziehen .... das Kind ist wieder wohl; aber die Mutter .... der Schreck, der Fall, ihr Zustand .... Wer weiß besser als ich, wie gefährlich ein solcher Fall ist? Sie blieb sehr lange ohne Bewußtsein. Kaum war sie wieder zu sich gekommen, so fragte sie nach ihrem Sohne .... Mit welcher Freude umarmte sie ihn! Ich glaubte sie gerettet; aber ihre Munterkeit dauerte nur einen Augenblick, sie wollte wieder hierhergebracht sein: unterwegs wurde sie mehrmals ohnmächtig. An mehreren Befehlen, die sie mir gegeben hat, sehe ich, daß sie nicht wieder aufzustehen glaubt. Ich bin zu unglücklich, sie wird nicht wieder aufstehen. Frau von Orbe sieht elender aus, als sie. Alles ist in einem Aufruhr .... ich bin die ruhigste im ganzen Hause .... worüber sollte ich unruhig sein? .... Meine gute Herrin .... ach wenn ich Sie verliere, so werde ich Niemanden mehr nöthig haben .... Ach lieber Herr, möge Sie der gute Gott aufrecht erhalten in dieser Prüfung! .... Adieu .... Der Arzt kommt aus dem Zimmer. Ich laufe ihm entgegen .... Wenn er uns Hoffnung giebt, so will ich es Ihnen schreiben. Wenn ich nichts weiter sage ....
     
Zehnter Brief.
Angefangen von Frau von Orbe, beendigt von Herrn von Wolmar.
    Es ist vorbei! Schrecklicher Mensch, unvorsichtiger Mensch! Unglückseliger Träumer! Nie werden Sie sie wiedersehen .... der Schleier .... Julie ist nicht ....
    — Sie hat Ihnen geschrieben. Erwarten Sie ihren Brief: ehren Sie ihren letzten Willen. Es bleiben Ihnen große Pflichten auf Erden zu erfüllen.
     

Eilfter Brief.
Herr von Wolmar an Saint-Preux.
    Ich habe Ihren ersten Schmerz schweigend vorübergehen lassen; mein Brief würde ihn nur noch bitterer gemacht haben: Sie waren nicht mehr im Stande, die Schilderung des Einzelnen auszuhalten, als ich, sie zu geben. Heute wird es vielleicht für uns Beide eine Erleichterung sein. Es ist mir nichts von ihr geblieben als Erinnerungen; es thut meinem Herzen wohl, diese zu sammeln. Sie haben nichts mehr ihr zu bieten als Thränen; Sie werden den Trost haben, um sie zu weinen. Dieses Labsal der Leidenden ist mir in meinem Elend versagt; ich bin unglücklicher als Sie.
    Nicht von ihrer Krankheit, von ihr will ich Ihnen erzählen. Ihrem Kinde nachspringen können auch andere Mütter; der Zufall, das Fieber, der Tod sind natürliche

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