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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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Nervenzusammenbruchs deuten.
    Es gelingt mir, die Taschen fertig zu stellen, obwohl der Teig schnell klebrig wird. Manche sehen nicht hübsch aus. Trotzdem schiebe ich sie in den Ofen. Mir dreht sich alles. Ich sehe Sternchen vor den Augen - nur sind das keine Sternchen. Es sind Fliegen. Hunderte.
    Sie sind ÜBERALL. Während die Chaussons backen, stelle ich mich mit einer Fliegenklatsche mitten in die Küche wie Gary Cooper, angespannt wie eine Sprungfeder, bereit zu töten. Aber sie sind zu schnell für mich und zu viele. Für jede Fliege, die taumelnd zu Boden fällt, erscheinen zwei andere. Entmutigt wende ich mich dem Geschirr zu. Doch auch da stehe ich von vornherein auf verlorenem Posten, es ist so furchtbar viel, es hat sich seit Tagen angehäuft, und in der Spüle will das Wasser nicht ablaufen, wahrscheinlich wegen dem Matsch, der sich unten im Filter gesammelt hat.
    Ich hole die Roqueforttaschen raus. Sie sehen gut aus. Ich stopfe mir eine in den Mund, und erst als ein brennender Schmerz in meinem Mund entsteht, ausgelöst von den ofenheißen, aber ganz köstlichen zerkauten Bröckchen Petit Chausson au Roquefort, und durch meine Kehle in den Magen weiterwandert, merke ich, dass ich nicht nur hungrig bin, sondern am Verhungern . Ich ignoriere die Brandblasen am Gaumen und verschlinge rasch noch ein Chausson.
    Ich überlege mir, dass ich zumindest das trockene Geschirr auf dem Abtropfgestell wegräumen könnte, während ich darauf warte, dass das Spülbecken abläuft. Ich verstaue Teller, Küchengeräte, Messlöffel. Die Fliegen treten in der Luft rings um die Spüle besonders dicht auf. Außerdem bemerke ich einen modrigen Geruch, was mich nicht besonders überrascht. Ich betrachte die flache Pfütze, die sich in dem Plastiktablett unter dem Abtropfgestell angesammelt hat, sie könnte ein bisschen schaumig sein. Das wird es sein. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich es das letzte Mal abgespült habe. Also klappe ich das Metallgestell zusammen und nehme das Tablett hoch, um es in der Badewanne abzuspülen.
    Als ich mich umdrehe, um ins Bad zu gehen, sehe ich aus den Augenwinkeln eine winzige Bewegung. Ein Blick auf die Arbeitsfläche, wo eben noch die Abtropfschale gestanden hat - und die Herkunft der Legionen von Fliegen wird mir schlagartig widerlich klar.
    »AAAAAAAAIIIIIIIIIIIII!«
    »Was?! Herrgott, was ist los?« Eric, der den ganzen Vormittag und einen Teil des Nachmittags damit verbracht hat, die Wohnung sauber zu machen, schießt in die Küche und erblickt mich dort, bleich wie ein Gespenst, die Augen weit aufgerissen, die Abtropfschale von sich streckend und mit zitterndem Finger auf die Arbeitsfläche zeigend.
    »Was ist denn lo- OOOOAAHH!«
    Was tun, wenn man sich plötzlich einer florierenden Kolonie von Maden unterm Abtropfgestell gegenübersieht? Ich meine, außer einem schnellen, dankbaren Stoßgebet, dass man in einer fortschrittlichen Zeit und Gegend lebt, wo einem der Ehemann nicht für ein Vergehen namens »Vernachlässigung von Haushaltspflichten« Brüste und Nase abhackt? Soviel ich weiß, spricht Martha Stewart dieses Problem nie an, ich meine die Madenfrage, wir mussten sie also selbst lösen und einfach weitermachen. Erst hüpften wir wie wahnsinnig vor Entsetzen auf und ab. Dann hoben wir das Geschirr aus der Spüle, stellten es auf den Boden, wischten angewidert die wimmelnden, sich windenden weißen Dinger von der Arbeitsfläche in die Spüle, warfen den Schwamm gleich hinterher und übergossen den ganzen Saustall mit einer Flasche Clorox. Die Abtropfplatte trugen wir ins Bad, knallten sie in die Wanne und gossen auch darüber Clorox.
    Anschließend gingen wir wieder unserer Arbeit nach. So entsetzlich es war, für uns war es nicht so traumatisch wie für andere Leute, denn nach einem solchen Jahr erwartet man fast, dass sich irgendwo Maden finden. Ab und zu überlief uns noch ein Schauder, und manchmal schleuderten wir in jäher Panik etwas aus der Hand, weil wir uns einbildeten, es krabble und krieche da etwas, vor allem wenn wir uns in der Nähe des Spülbeckens aufhielten. So viel Menschenähnlichkeit war uns noch geblieben.
    Es war zwei Uhr nachmittags. Selbst wenn man einmal von den Insektenlarven absah, die nun mannhaft ihrem schrecklichen Ende in einer Bleichmittelpfütze entgegensahen, war die Küche in einem absolut ekelerregenden Zustand - an der Kühlschrankwand verschmierte Butter, Fleischsäfte aller Art in hohem Bogen gegen die Wand gespritzt, auf jeder ebenen

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