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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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Fläche teigiger, fettiger, staubiger, katzenhaariger Dreck. Ich beschloss, den Teig für die Pâté de Canard en Croûte in der Küchenmaschine zuzubereiten, und wenn das Julie nicht passte, sollte sie sich ihn sonst wo hinstecken. In dreißig Stunden war alles vorbei, und sie und ich konnten getrennte Wege gehen.
    Ich schüttete Mehl, Salz und Zucker in die Küchenmaschine, dazu eine halbe Tasse gekühltes Backfett und in Stücke geschnittene Butter, und ließ das Ding kurz laufen, um das Fett zu zerkleinern und unterzuheben. Dann fügte ich zwei Eier und etwas kaltes Wasser hinzu und vermischte alles.
    Der Teig war zu trocken. Er zerfiel. Ich goss etwas mehr Wasser hinzu. Nichts änderte sich. Ich knallte ihn auf mein marmornes Backbrett, auf dem keine Maden waren, aber bestimmt Spuren von allerlei anderen widerlichen oder giftigen Substanzen. Ich gab kaltes Wasser hinzu, erst tropfenweise, dann löffelweise, dann in Strömen. Der Teig wandelte sich geradewegs vom Mehlhaufen zu einer Pfütze mit geschmolzener Butter. Ich begann vor mich hin zu plappern - erst nur verwirrt, dann zunehmend verzweifelt und schließlich in zusammenhangloser, existentieller Wut.
    Eric trat zu mir und schaute sich die Bescherung an. »Ist es zu heiß hier?«
    »Zu heiß?! Zu heiß ?! Du Idiot !« Ich warf in blinder Wut mit trockenen Teigklümpchen um mich. »Hol der Teufel diesen Teig. Scheiße! 364 Tage, und ich kann nicht einmal Teig rühren! Die ganze Sache war absolut SINNLOS!«
    Eric sagte nichts - was gab es da auch zu sagen? Er kehrte zu seinem Staubsauger zurück. Tonlose, trockene Schluchzer stiegen aus einer hoffnungslosen Höhle in meiner Brust auf, ich warf den Teig weg und begann von neuem. Diesmal von Hand. Er war immer noch viel zu trocken. Aber ich drückte ihn, bis er einigermaßen - na ja, gerade noch! - zusammenhielt. Dann wickelte ich ihn fest in Plastikfolie.
    Ich hatte einen Schluckauf. Ich musste mich hinlegen.
    Eine Stunde später wachte ich auf. Die Küche, die ganze Wohnung, alles war blitzsauber. Na ja, nicht ganz. Aber der Unterschied war bemerkenswert. Eric lag auf dem Sofa, las im Atlantic und mampfte eine Roqueforttasche. »Geht’s dir besser?«, fragte er, als ich um die Ecke ins Wohnzimmer kam und wohl ziemlich wackelig aussah.
    »Jaaa...« Mein Gott. Ich kann mich nicht mal selbst ausstehen, wenn ich in dieses jämmerliche Gewimmer verfalle. »Danke fürs Saubermachen. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Das Abbauen von Schuldgefühlen ist ein millionenschweres Geschäft, dabei finde ich sie, ehrlich gesagt, gar nicht so verkehrt. Nicht, wenn man sie zu Recht hat. Wenn man zum Beispiel am vorletzten Tag einer einjährigen Folter, mit der man den geliebten Mann gequält hat, rumschreit, mit Gegenständen um sich wirft und ihn einen Idioten nennt (was einfach nicht stimmt) - und wenn er dann, statt die Wohnungstür zuzuknallen und Trost in den Armen der schönen Mishal Husain zu suchen, die Wohnung putzt, während man seinen Mittagsschlaf macht. Diese Schuldgefühle, vermischt mit schmerzlicher Dankbarkeit und der plötzlichen, unsagbar süßen Erkenntnis unglaublichen Glücks, tun nicht nur gut, sie sind auch köstlich. Ich setzte mich rittlings auf ihn, küsste ihn, schmiegte mich in seine Halsbeuge und zerknitterte dabei sein Atlantic .
    »Ich liebe dich wirklich .«
    »Du liebst mich? Und wer liebt dich?!«
    Wir saßen eine Weile einfach nur so zusammen. Ich hob den Kopf von seiner Schulter und atmete prustend aus.
    »So.« Er gab mir einen forschen Klaps auf den Hintern. »Und was machen wir jetzt?«
    Die Antwort war eigentlich unerträglich beängstigend, nur: Sie ängstigte mich nicht mehr. Hatte ich nicht Oberwasser? Hatte ich nicht dafür gesorgt, dass nichts mehr unerträglich war, niemals mehr? Also holte ich noch einmal tief Luft, und derart gestärkt stand ich auf und sagte: » Jetzt entbeine ich die Ente .«
    »Aha. Na denn, alles Gute«, antwortete Eric, schlug sein zerknittertes Atlantic wieder auf und versteckte sich dahinter.
    Ich kehrte in meine frisch entlauste Küche zurück. Eric hatte die Arbeitsfläche abgewischt und das Buch schön ordentlich in die Mitte gelegt. Der arme Buchrücken war mehrmals gebrochen, und ich hatte es mit Paketklebeband behelfsmäßig repariert. In den darauf folgenden Monaten war es immer schmutziger geworden, so dass unter dem durchsichtigen Klebeband der Beweis für eine frühere, sauberere Phase im Leben des Buches erhalten geblieben war. Ich

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