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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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schraubte vorsichtig die nackte Birne heraus und schüttelte sie, um das feine Rascheln des gerissenen Glühfadens zu hören, aber da war nichts. Er schraubte sie wieder ein, stand auf und guckte aus der Tür. Überall waren die Lichter ausgegangen. Das hatte er schon befürchtet. So spät am Tag würden sie wahrscheinlich auch nicht wieder angehen.
    Und er hatte einmal geglaubt, für den OSS zu arbeiten, sei etwas Verwegenes, Aufregendes! Na ja, vielleicht konnte er wenigstens ein paar Ideen für die Schautafeln sammeln, die er gleich morgen früh in Angriff nehmen musste. Er schloss die Tür.
    »Paul! Was machst du denn da draußen allein im Dunkeln?«
    Das war natürlich Julie, diese Stimme war unverwechselbar, aber er erkannte erst nicht, von wo sie sprach. Er spähte in den spülwassertrüben Korridor, sah aber niemanden. »Paul! Hinter dir!«
    Julie und Jane drückten ihre Gesichter gegen die klapprigen Läden seines einzigen Fensters und grinsten wie zwei zwölfjährige Gören. Jane winkte ihn mit dem Finger zu sich, und Julie rief: »Komm, wir schauen zu, wie die Elefanten gebadet werden. Sag nicht, dass du keine Lust hast!«
    »Ich muss das hier leider fertig machen. Ich bin schon spät dran, spätestens morgen brauchen sie fertige Schaubilder.«
    »Ach, diese Affenpinscher. Wenn sie was von dir wollen, sollen sie auch für Licht sorgen.«
    Mit Blick zu Paul hob Jane eine Augenbraue; das hätte verführerischer gewirkt, wenn es nicht so offensichtlich verführerisch gemeint gewesen wäre. »Merkst du, was du für einen schlechten Einfluss auf unsere kleine Julia hast? Sie redet schon wie ein Waschweib.«
    Paul seufzte. Die Mädchen hatten nicht ganz Unrecht. Affenpinscher, in der Tat. Er legte den Stift nieder. »Ich komme gleich.«

40. TAG, 49. REZEPT

    … wenn man ein Omelett machen will
    W arum lässt du nicht jemanden kommen, der das verdammte Ding abholt?«
    Ich saß im Wohnzimmer und hatte meinen rechten Knöchel, der auf den doppelten Umfang angeschwollen war und sich beunruhigend gelb-grün verfärbte, auf dem Sofa hochgelegt. Eric holte Eis aus der Küche, und Heathcliff stand mit verschränkten Armen vor mir.
    »Ich hab Sally versprochen, dass sie es haben kann. Sie hat es nicht leicht zurzeit.«
    »So, und du tust dir tierisch weh, weil es im Weg steht. Das ist ganz schön blöd.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Mit wem hat sie gerade Schluss gemacht? Mit einem David?«
    »Natürlich.«
    In den zehn Jahren, seit ich sie kenne, hat Sally mindestens ein Dutzend Davids gehabt. Es ist geradezu unheimlich.
    Eric brachte aus der Küche Eis in einem Gefrierbeutel. »Was soll ich mit dem Abendessen machen?«
    »Ich koche schon. Ich muss die Artischocken machen. Ich bin wirklich ziemlich im Verzug.«
    »Du solltest den Fuß nicht belasten. Leg das Eis drauf.« Aber ich stand schon auf und hüpfte auf einem Bein in die Küche. »Letzte Woche habe ich nur sechs Rezepte geschafft. Und die Woche davor, als die Eltern da waren, hab ich gar nichts gekocht! Meine Leser brauchen mich !«
    Letzteres sollte wie ein Scherz klingen, obwohl es in Wirklichkeit keiner war. Eric fasste ihn auch nicht als solchen auf. »Deine Leser ? Ach, komm, Julie!«
    »Wie bitte?«
    »Die paar Leute, die in der Kaffeepause deine Website anklicken, kommen auch noch einen Tag länger zurecht. Die können auch noch später lesen, wie du Stachelgemüse in Butter brätst.«
    »Ach, leck mich.«
    Eric und ich starrten einander mit jener giftigen Heiterkeit an, die signalisieren sollte, die ganze Streiterei sei nur ein Liebesgeplänkel. Heathcliff grinste, sein Blick wanderte zwischen uns hin und her, und er fiel keineswegs darauf rein.
    Mein Bruder hat in Kreta das Haus eines Gangsters gehütet. Er ist in Ungarn von Polizisten zusammengeschlagen worden. Er hat Kokablätter gekaut, die ihm ein Kellner in Peru angeboten hat. Einmal reiste er von einer Insel vor der Küste Siziliens wieder ab, weil er der erste Rothaarige war, den die Inselbewohner jemals zu Gesicht bekommen hatten, und die alten Frauen sich immer bekreuzigten, wenn sie ihn sahen. Hinzu kommt: Die Frau, mit der er zusammenlebt, wenn ihm nicht gerade in Budapest die Brieftasche gestohlen wird oder er in Italien Ziegen hütet oder in New York Seife verkauft, gehört zu der Sorte Mensch, die abends urplötzlich auf die Idee kommt, einen Apple-Pie zu zaubern. Das Eis für den Pie stellen die beiden her, indem sie Milch, Sahne, Zucker und Vanille in eine Kaffeedose tun und diese

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