Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche
in der Personalküche auf der Arbeitsplatte mit dem Vermerk »Bitte bedient euch!« und erklärte anschließend den sechs Demokraten im Büro, sie sollten lieber darauf verzichten, es könnten Keramiksplitter oder Frostschutzmittel drin sein.
Dann musste ich arbeiten, was an sich schon schlimm genug ist. Als ich diese Stelle annahm, habe ich ein Geheimhaltungsabkommen unterzeichnet, deshalb kann ich nicht ins Detail gehen, aber es ist wohl eine verbürgte und allgemein bekannte Tatsache, dass Bürokraten Arschlöcher sind. Es ist auch keine streng geheime Information, dass es ziemlich nervt, wenn man ständig zum Gemeinschaftsdrucker am Ende des Flurs laufen muss, wo die Ehrenkarten für die Bürohengste ausgedruckt werden, die erst in letzter Minute beschlossen haben, zur Versammlung des Memorial-Komitees zu gehen, weil sie gehört haben, dass auch der Gouverneur und sein Anhang kommen. Schon gar nicht, wenn man gleichzeitig versuchen muss, einem gewissenhaften, aber des Englischen nicht mächtigen Catering-Lieferanten klar zu machen, wo er die Sandwichs, Plätzchenteller und Kaffeekannen hinstellen soll.
Nach Büroschluss waren dem Türken um die Ecke die Miesmuscheln ausgegangen. Ich hätte sie für Moules à la Provençale gebraucht, die als Nächstes dran waren, und wenn Gott gewollt hätte, dass ich im Februar durch Chinatown laufe, hätte er mir infolge meiner Hormonprobleme eine gleichmäßige Speckschicht und einen dichten, Wasser abweisenden Pelz wie bei einem Seehund wachsen lassen, nicht nur ungebärdige Augenbrauen, einen Fu-Manchu-Schnurrbart und hässliche Polster aus Butterfett. Und wer will schon Muscheln essen - ich mag sie sowieso nicht -, wenn es in der Wohnung zirka 35 Grad unter null hat? Als ich muschellos heimkam, schaute Eric gerade die Nachrichten an, statt das Geschirr abzuwaschen, das im Spülbecken schon keinen Platz mehr fand und sich über den Boden ausbreitete.
»Ich kann nichts dafür«, protestierte er missmutig, noch bevor ich seufzte und mit dem Fuß aufstampfte. »Die Spüle läuft nicht richtig ab. Wir müssen Rohrfrei kaufen.«
Ich schleuderte meine entsetzlichen Schuhe von den Füßen und verzog mich ins Duschbad, wahrscheinlich um mir die Nase zu pudern.
Der Laut, der aus meinem Mund kam, als ich den Raum betrat, kann nicht befriedigend wiedergegeben werden, er hörte sich ungefähr so an:
»Waahäähuhscheiß? Iihhkacke. Iii. Iii. Iiii!!!«
Die grässliche schwarze Scheiße war keine richtige Scheiße. Es war noch viel beunruhigender. Reiskörner und Petersilie trieben darauf herum und schwimmende Pfützen, die ich nur als geschmolzene Butter deuten konnte.
Ein Gimlet ist meiner Meinung nach der perfekte Cocktail schlechthin, von auserlesener Zivilisiertheit und keineswegs mädchenhaft, selbst wenn er in einem gekühlten Martiniglas serviert wird und von einer Spur Chartreuse perlmuttern schimmert. Philip Marlowe, der Privatdetektiv, hat schließlich auch Gimlets getrunken. Ursprünglich wurden Gimlets aus Gin und Rose’s Lime-Juice im Verhältnis 1: 1 gemixt, damals, als Gin während der Prohibition noch in Badewannen hergestellt wurde. Die meisten Bars mixen ihn heute 4:1, was nach Powell’scher Auffassung noch immer Brechreiz erregend nach Limette schmeckt. Nein, Anfänger sollten sich überhaupt nicht in Bars rumtreiben. Mixen Sie sich lieber einen zu Hause, mit einem winzigen Tröpfchen Rose’s Lime-Juice, gut gekühlt. Eric und ich machen den unseren mit Wodka, nicht mit Gin, was viele als Ketzerei betrachten, aber uns schmeckt das hervorragend. Der Gimlet, den er für mich mixte, als ich mein wortloses Geheul vor dem Badezimmerwaschbecken eingestellt hatte, war der Gimlet schlechthin und entschädigte mich für jede Menge ungespültes Geschirr und Fernsehnachrichten. Wenn Daisy Buchanans Lachen der Klang des Geldes ist, dann hat ein guter Gimlet die Farbe des Geldes. Genau das Richtige, wenn man sich finanziell oder seelisch verarmt fühlt.
Zum Beispiel wenn das Waschbecken im Duschbad scheußliche, schwarze Scheiße ausspeit.
Weder Eric noch ich waren stahlhart genug (und bald auch nicht mehr nüchtern genug), um an diesem Abend noch Installationsprobleme in Angriff zu nehmen; lieber standen wir am anderen Morgen früh auf. Eric lief in der Eiseskälte vor der Dämmerung zur Queensborough Plaza und holte bei Dunkin’ Donuts Kaffee und Proviant, dann verbrachten wir den Vormittag damit, das Spülbecken vom Geschirr zu befreien und die Leitungen mit Hilfe
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