Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche
Strathairn mitspielte und seine Frau in David Strathairn verschossen war. Und deshalb ist Eric der großzügigste und selbstloseste Mann, den eine Frau haben kann.
Dass er Marisa Tomei beim Tanz der sieben Schleier sehen würde, erleichterte ihm die Sache.
Eric ist schuld. Nur seinetwegen habe ich ursprünglich zu kochen angefangen - ich war ein heikles Kind, er war der geheimnisvollste, schönste Junge in der Schule, und ich wollte etwas kochen, um ihn zu beeindrucken, egal wie fremdartig es war. Und es dauerte nicht lang, da nahmen die Dinge eine unerwartete Wendung.
Wachtel in Rosenblättersauce war das erste wirklich schlechte Zeichen.
Es geschah im Sommer, bevor ich ins College ging. Wir hatten uns gerade ein paar Mal getroffen, und meine größte Angst war, er könne mir, kaum wäre ich Richtung Nordosten ins College abgedüst, von einem süßen, blonden, modelähnlichen Mädchen weggeschnappt werden - ja, ich war mir ganz sicher, dass eine bestimmte Blondine schon ein Auge auf ihn geworfen hatte. Einmal gingen wir zusammen in Bittersüße Schokolade , ein durchaus überzeugender Film, wenn man unter zwanzig und wahnsinnig heiß ist. Ich hatte das Buch schon gelesen. Als wir aus dem Kino rauskamen, stürzte ich mich am Parkplatz auf ihn, und nachdem er mich heimgefahren und ich den armen Kerl schier verschluckt hatte, bis ich mich schließlich doch fasste und gute Nacht sagte, ging ich in mein Zimmer, und da ich natürlich nicht schlafen konnte, zog ich das Buch aus dem Regal.
Das Buch Bittersüße Schokolade ist gespickt mit Rezepten, die überwiegend literarisch, das heißt erdichtet sind, nur hatte ich davon damals keine Ahnung. Als ich den Band durchblätterte, kam es mir plötzlich: Ich würde ihm Wachtel in Rosenblättersauce kochen! Das war’s! Dann war er nicht mehr imstande, die Hände von mir zu lassen, und würde nie mehr an diese Blondine denken!
Vermutlich hatten mich die Hormone völlig konfus gemacht.
Ich nahm Supermarkt-Rosen und Papayas statt Pitayas. Als ich die Sauce probierte, schien sie mir ungenießbar, aber da ich so heikel war, irrte ich mich vielleicht, also bat ich meinen Bruder um ein Zweitgutachten. Sein Gesichtsausdruck reichte, um mich sofort in Tränen ausbrechen zu lassen. Trotzdem konnte Eric an diesem Abend nicht die Hände von mir lassen, auch wenn ich nach Pizza schmeckte und nicht nach köstlichem Wildgeflügel, und es stellte sich heraus, dass er der bewussten Blondine nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
In den Jahren danach gab es weitere Katastrophen und schließlich auch bescheidene Erfolge. Mein erster Gumbo fand ein vorzeitiges Ende, nachdem ein Plastiklöffel in der Mehlschwitze verendet war, und das gegrillte Pastrami-Sandwich wurde auch nicht so gut, aber als ich mit dem College fertig war, konnte ich immerhin ein leidlich gutes Steak nach Hausfrauenart braten.
Irgendwann auf diesem Weg entdeckte ich, dass im physischen Vorgang des Kochens, besonders bei komplizierten oder gediegenen, altmodischen, schwierigen Gerichten, unvermutete Reserven gastronomischer wie auch sexueller Erregung schlummern. Wenn Sie nicht einer von uns sind, wenn Sie nicht dem kulinarischen Laster verfallen sind, kann ich Ihnen unmöglich erklären, was daran so dunkel verlockend ist, wenn man Rindermarkknochen auskratzt, Hummer zerteilt oder dreistöckige Pekannusskuchen bäckt - und zwar für jemand anderen, um hart erkämpfte Geschmacksfreuden gegen Freuden ganz anderer Art einzutauschen. Jeder Mensch weiß, dass der Genuss gewisser Nahrungsmittel äußerst sexy ist. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass es Gerichte gibt, die sexy zu kochen sind. Ich für mein Teil ziehe eine Wrestlingrunde mit einem widerspenstigen Brioche-Teig der täglichen Vorspiel-Fütterung mit einer makellosen Erdbeere vor.
(Auch Julia hat wegen eines Mannes kochen gelernt - als sie Paul Child kennen lernte, war er ein richtiger Schlemmer, und sie hatte keine Ahnung vom Essen. Der Krieg brachte sie zusammen, aber irgendwann war der Krieg zu Ende. Vielleicht befürchtete Julia, Paul nicht halten zu können, und begann ihm deshalb alle möglichen verrückten Sachen zu kochen. Besonders hat mich ihr Unternehmen »Kalbshirn in Rotweinsauce« beeindruckt. Natürlich hatte sie keine Ahnung, was sie da machte, und offenbar wurde es entsetzlich - eklige bleiche Fetzen in einer klumpigen lila Sauce. Er heiratete sie trotzdem. Ich sage »trotzdem«, aber ich wette einen Dollar, dass er sie
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