Juliet, Naked
Mühe zu machen, insofern
vielen Dank, MrMozza7 für Ihren Kommentar und danke auch allen anderen, auf welcher Website auch immer.
Bevor sie ihren Computer ausschaltete, checkte sie noch mal ihre E-Mails. Sie hatte den Verdacht, dass Duncan ihr nur erzählt
hatte, sie müsse eine Adresse angeben, weil er gehofft hatte, das würde sie abschrecken; offensichtlich war ja der Kommentar
die bevorzugte Methode des Feedbacks. Duncan hatte durchblicken lassen, es gebe eine Unmenge mordlustiger Cyberstalker, die
Gift und Galle versprühen und ihr Rache androhen würden, doch bislang hatte es nichts dergleichen gegeben.
Diesmal allerdings waren zwei E-Mails von einem gewissen Alfred Mantalini gekommen. Die erste trug den Betreff: »Deine Besprechung.«
Sie war sehr kurz und lautete schlicht: »Danke für deine wohlwollende und scharfsinnige Kritik. Ich fand sie echt gut. Besten
Gruß, Tucker Crowe.« Der Betreff der zweiten lautete einfach »P. S.«: »Ich weiß nicht, ob du mit irgendwem von der Website
zusammen bist, aber die kommen mir ziemlich seltsam vor, daher wäre ich dir wirklich dankbar, wenn du diese Adresse nicht
weiterleiten würdest.«
Konnte das wahr sein? Schon allein die Frage kamihr albern vor, und ihre plötzliche Atemlosigkeit war ja wohl nur lächerlich. Natürlich war das nicht wahr. Es war offensichtlich
ein Scherz, wenn auch einer, der jegliche Pointe vermissen ließ. Warum einen Gedanken daran verschwenden? Frag erst gar nicht.
Sie hängte ihre Jacke über die Stuhllehne und stellte ihre Tasche auf den Boden. Was wäre eine witzige Antwort? »Verpiss dich,
Duncan?« Oder sollte sie die Mail einfach ignorieren? Aber angenommen, dass …?
Sie versuchte, sich wieder über sich selbst lustig zu machen, doch das funktionierte nur, wenn sie mit Duncans Kopf dachte
– wenn sie wirklich daran glaubte, dass Tucker Crowe der berühmteste Mann der Welt sei, und die Chance größer wäre, aus heiterem
Himmel von Russell Crowe angemailt zu werden. Tucker Crowe war jedoch ein obskurer Musiker aus den 1980ern, der nachts höchstwahrscheinlich
nichts Besseres zu tun hatte, als sich Websites anzugucken, die sich seinem Andenken verschrieben hatten, und ungläubig den
Kopf zu schütteln. Und sie verstand gut, warum er keinen Kontakt zu Duncan oder dem Rest von denen wollte: Die Kerze, die
sie für ihn hochhielten, brannte deutlich zu hell. Aber warum Alfred Mantalini? Sie googelte den Namen. Alfred Mantalini war
offenbar eine Figur aus Nicholas Nickleby , ein Müßiggänger und Schürzenjäger, der am Schluss seine Ehefrau in den Ruin treibt. Tja, das konnte passen, oder? Vor allem,
wenn Tucker Crowe ein Gespür für Selbstironie hatte. Bevor sie lange nachdenken konnte, klickte sie rasch auf »Beantworten«
und schrieb: »Das bist du doch nicht wirklich, oder?«
Dieser Mann war über fünfzehn Jahre in ihrem Leben ebenso allgegenwärtig wie abwesend gewesen, und die Vorstellung, dass sie
ihm gerade eine Mail geschickthatte, die nun vielleicht irgendwie irgendwo in seinem Haus, sofern er eins hatte, erscheinen würde, kam ihr lächerlich vor.
Sie wartete noch eine oder zwei Stunden vor dem Computer, in der Hoffnung, er würde antworten, und ging dann nach Hause.
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Tucker Crowe
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tucker Jerome Crowe (geb. 9.6.1953) ist ein amerikanischer Singer-Songwriter und Gitarrist. Erste Bekanntheit erlangte Crowe
in der zweiten Hälfte der 70er als Sänger der Band The Politics of Joy; anschließend trat er als Solokünstler auf. Beeinflusst
von anderen US-amerikanischen Songwritern wie Bob Dylan, Bruce Springsteen und Leonhard Cohen, aber auch von dem Gitarristen
Tom Verlaine, wurde er nach einem schwierigen Start zunehmend positiv von der Kritik aufgenommen.
Das Album Juliet (1986), auf dem er die Trennung von Julie Beatty verarbeitet, gilt als sein Meisterwerk und wird in vielen Listen der »Top-Ten-Alben
aller Zeiten« genannt. Während der Support-Tour für dieses Album zog sich Crowe jedoch unerwartet aus der Öffentlichkeit zurück,
offenbar nach einem einschneidenden Erlebnis auf einer Herrentoilette in einem Rockclub in Minneapolis. Seitdem hat er weder
neue Stücke veröffentlicht noch sich in den Medien zu seinem Verschwinden geäußert.
Biografie
Jugend
Crowe stammt aus Bozeman, Montana. Sein Vater Jerome besaß dort eine chemische Reinigung, seine Mutter Cynthia gab Musikunterricht.
Mehrere Songs
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