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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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diese Hoffnung
     bei sich selbst lebendig zu erhalten, tat sie das außerhalb ihrer Uni-Stunden. Außerdem redete sie auch nicht die ganze Zeit
     nur von sich, obwohl sie einen stacheligen Hennaschopf hatte und klotzigen Schmuck trug. An ihrem zweiten Tag setzte sie sich
     in einer Kaffeepause neben Duncan, fragte ihn dies und das, hörte sich seine Antworten an, und zeigte, dass sie sich mit Dingen
     auskannte, die ihm wichtig waren. Als sie ihn am Tag darauf fragte, ob sie sich die erste Staffel von The Wire von ihm leihen könnte und ihm erzählte, dass sie den Job angenommen hätte, um einer maroden Beziehung zu entfliehen, wusste
     er, dass er in der Bredouille steckte. Wiederum zwei Tage später fragte er sich, was passieren würde, wenn ein Puzzlestück
     seinem gut verzahnten Gegenstück erklärte, dass es sich einem gänzlich anderen Puzzle anschließen wolle. Zudem stellte er
     sich die schon weniger drollige Frage, wie Sex mit Gina wohl wäre, und ob er das je am eigenen Leib erfahren würde. Er hatte
     nur wenige Freunde innerhalb der Lehrerschaft, vornehmlich deswegen, weil er seine Kollegen für unkultivierte Langweiler hielt,
     selbst die, die Kunstseminare gaben. Sie wiederum hielten ihn für einen Spinner, der jede Woche irgendeinem anderen abseitigen
     Trend nachjagte. Doch Duncan fand, das läge nur daran, dass sich ihre Geschmacksurteile wie Beton verfestigt hatten. Käme
     ein neuer Bob Dylan vorbei, um vor ihnen im Dozentenzimmer aufzutreten, würden sienur die Augen verdrehen und weiter nach neuen Jobs im Education Guardian suchen. Duncan hasste sie, und das war mit der Grund,
     warum er sich so heftig in Gina verknallte, die zu erkennen schien, dass tagtäglich bedeutende Kunstwerke geschaffen wurden.
     Sie würde seine Seelenverwandte werden, und in einer Stadt wie dieser, mit der kalten öden See, den Bingohallen und schlotternden
     Rentnern, stieß man höchstwahrscheinlich nur alle paar hundert Jahre mal auf einen Seelenverwandten. Wie sollte man unter
     solchen Umständen nicht an Sex denken?
    Am Tag, an dem er die erste Staffel von The Wire mit zur Arbeit nahm, eingeschlagen in einer Zeitung in seiner Aktentasche verstaut, damit Annie nicht sah, was er vorhatte,
     gingen sie zusammen etwas trinken. Natürlich hätte lediglich diese Geheimniskrämerei ihren Verdacht wecken können, deshalb
     geschah der Schmuggel eher zu seinem Nutz und Frommen als zu ihrem – sie brachte einem stinknormalen Verleih den dezenten
     Ruch von Ehebruch. Er rief Annie an, um ihr zu sagen, dass er spät nach Hause käme, aber sie war ja selbst noch auf der Arbeit
     und wirkte nicht beunruhigt, es schien sie gar nicht zu interessieren, was er trieb. Die letzten Tage war sie wirklich komisch
     drauf gewesen. Er würde sich nicht wundern, wenn sie auch jemanden kennengelernt hätte. Wäre das nicht perfekt? Allerdings
     wollte er sie nicht verlassen, bis er nicht herausgefunden hatte, ob die Sache mit Gina Zukunft hatte, und bislang hatten
     sie ja noch nicht mal ein richtiges Date gehabt.
    Auf Duncans Betreiben radelten sie zu einem abgelegenen Pub auf der anderen Seite der Stadt, jenseits des Hafens, weit weg
     von Studenten und Lehrkörper. Sie trank Cider, eine Wahl, die Duncan bewunderte, obgleich er in einer seelischen Verfassung
     war, in der alles,was sie bestellt hätte – Weißwein, Baileys oder Cola – ihm ihre Weltläufigkeit und exotische Einmaligkeit bewiesen hätte.
     Ein Pint Cider erschien ihm plötzlich als der Drink, nach dem er sich schon ein Leben lang verzehrt hatte.
    »Also. Prost. Willkommen an Bord.«
    »Danke.«
    Sie nahmen einen kräftigen Schluck aus ihren Gläsern und machten anerkennende Schmatzlaute, die zeigten, dass sie a) sich
     diesen Drink verdient hatten, und b) dass sie nicht recht wussten, was sie zueinander sagen sollten.
    »Ach ja.« Er kramte in seiner Aktentasche und zog die DVD-Box hervor. »Bitte schön.«
    »Prima.«
    »Wie ist die denn so? Ich meine, mit welcher anderen Serie könnte man sie vergleichen?«
    »Eigentlich ist sie einzigartig. Das ist ja das Tolle daran. Die bricht quasi mit allen Regeln. Ganz eigenständig. Unverwechselbar.«
    »Wie ich.« Sie lachte, aber Duncan sah die Gelegenheit, hier schon frühzeitig ein bisschen ehrliches Gefühl einfließen zu
     lassen.
    »Das finde ich auch«, sagte er. »Ich meine, offensichtlich unterscheidest du dich in vielerlei Hinsicht von … na ja, einer
     amerikanischen Fernsehserie über die Unterschicht von

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