Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
Vom Netzwerk:
ein Fehler
     gewesen sein. Ich frage dich: Findest du das sehr verwirrend? Denn ich muss gestehen, ich finde es verwirrend. Ich habe da
     gar nicht richtig drüber nachgedacht.«
    »Wieso erzählst du es mir dann?«
    »Wäre das für dich eine Alternative gewesen? Dass ich nichts erzähle?«
    »Das ist eine Wahl, vor die man jemanden schlecht stellen kann, oder? Für dich wäre es eine Alternative gewesen. Aber du kannst
     mich ja schlecht fragen, ob ich es wissen wollte, wenn du mit jemandem geschlafen hast, oder doch lieber nicht. Da würde ich
     den Braten doch riechen.«
    »Außer, wenn ich dich fragen würde, ohne dass ich schon mit jemandem geschlafen habe. Wenn ich dich von Anfang an gefragt
     hätte und dann immer wieder fragen würde …«
    »DUNCAN!«
    Er fuhr zusammen. Sie wurde praktisch nie laut.
    »Ja. Entschuldigung. Ich bin abgeschweift.«
    »Willst du mir klarmachen, dass Schluss ist?«
    »Ich weiß nicht. Ich wusste es. Aber jetzt weiß ich es nicht mehr. Es erscheint mir plötzlich so schwerwiegend.«
    »Und vorher nicht?«
    »Nein … nicht so schwerwiegend, wie es hätte sein sollen.«
    »Wer ist es denn, mit dem du schläfst?«
    »Es ist nicht … Ich würde nicht das Präsens benutzen. Es hat einen … einen einmaligen Vorfall gegeben. So. Die Frage wäre
     dann: ›Wer ist es, mit dem du geschlafen hast?‹. Oder: ›Wer war an diesem möglicherweise einmaligen Vorfall beteiligt?‹«
    Annie starrte ihn an, als wolle sie ihn mit ihrem Essbesteck umbringen.
    »Sie ist eine neue Kollegin an der Uni.«
    »Schön.«
    Sie wartete, und er begann zu stammeln.
    »Sie … na ja, ich hab mich halt sofort zu ihr hingezogen gefühlt.«
    Immer noch Schweigen.
    »Es ist tatsächlich schon sehr lange her, dass ich mich, dass ich mich so sehr zu jemandem hingezogen gefühlt habe wie zu
     ihr.«
    Schweigen, aber von einer tieferen und insgesamt bedrohlicheren Art.
    »Und sie findet Naked toll. Ich habe ihr das Album vorgespielt, als …«
    »Hallo, geht’s noch?«
    »Entschuldigung.«
    Er wusste, dass er sich entschuldigen musste, aber er war sich nicht ganz sicher, wofür. Nicht, dass er in allen Punkten der
     Anklage unschuldig war oder dasser auch nur glaubte, eine Entschuldigung zu haben. Es war nur so, dass er nicht mehr wusste, wie viele Verstöße er eigentlich
     begangen hatte. Annies Ärger bei der Erwähnung von Naked … Rührte er daher, dass er sie Gina vorgespielt hatte? Oder weil sie ihr gefallen hatte, Annie aber nicht?
    »Ich will hier und jetzt nichts über deinen Scheiß-Tucker-Crowe hören.«
    Das war es wahrscheinlich: Er hätte Tucker nicht erwähnen sollen. Das sah er ein.
    »Noch mal, tut mir leid.«
    Zum ersten Mal seit einigen Minuten fand Duncan wieder den Mut, Annie in die Augen zu sehen. Es gab jede Menge, was für das
     Altvertraute sprach, wenn man es recht bedachte. Das war ein extrem unterschätzter Pluspunkt, den man solange ignorierte,
     bis man im Begriff stand, denjenigen oder dasjenige, womit man vertraut war, zu verlieren – ein Haus, eine Aussicht, ein Partner.
     Dies hier war ja lächerlich. Er würde sich aus der anderen Beziehung lösen müssen. Mit ihrem Henna und ihren Klunkern war
     Gina doch bestimmt an One-Night-Stands gewöhnt. Oh, das klang ja schrecklich. So hatte er das nicht gemeint. Er hatte bloß
     gemeint, dass sie sich doch bestimmt in Kreisen bewegte, in denen One-Night-Stands nichts Schockierendes hatten. Sie war mit
     Musicaltruppen getourt, Menschenskind. Er würde die ganze Geschichte einfach vergessen, so tun, als wäre nie was passiert
     und ihr in den Kaffeepausen aus dem Weg gehen.
    »Ich ziehe jedenfalls nicht aus«, sagte Annie.
    »Nein. Natürlich nicht. Das verlangt ja auch keiner von dir.«
    »Schön. Solange wir uns darin einig sind.«
    »Absolut.«
    »Also, was wäre zumutbar?«
    »Was zumutbar wäre? In welcher Hinsicht?«
    »Morgen?«
    »Was ist denn morgen?«
    Er hoffte, sie redete von irgendeiner Verabredung, die er vergessen hatte. Er hoffte, das normale Leben würde wieder einkehren,
     und sie könnten diesen Fehltritt einfach abhaken.
    »Du ziehst aus«, sagte Annie.
    »Oh. Hoppla. Wow. Nein, nein, nein, davon habe ich nicht gesprochen«, protestierte Duncan.
    »Du vielleicht nicht. Aber ich spreche davon. Ich habe mein halbes Leben an dich vergeudet, Duncan. Oder zumindest das, was
     von meiner Jugend noch übrig geblieben war. Ich werde keinen weiteren Tag vergeuden.« Sie ging zur ihrer Tasche, zog eine
     Zehnpfundnote hervor,

Weitere Kostenlose Bücher