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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ausgezeichnete Mäusejägerin. Hätte Orden verdient gehabt.«
    Wie es aussah, stand Kowalczyk mit Doro im Bunde, dachte Fridolin und lachte leise vor sich hin, während er weiterlas. Lore berichtete von Ausflügen nach Nehlen und von einer Fahrt in die Lüneburger Heide, die Nathalia und sie mit den Kindern bei gutem Wetter am Sonntag machen wollten, und erst zuletzt kam sie auf etwas zu sprechen, was ihr wohl sehr am Herzen lag.
    »Mein Geliebter«, las Fridolin. »Scheue Dich nicht, meine Anteile an Mrs. Penns Modesalon aufzulösen und das Geld für unseren gemeinsamen Traum zu verwenden. Onkel Thomas hat versprochen, den beiden zu helfen, damit sie die Summe aufbringen können. Auch bitte ich Dich, die wertvolleren Schmuckstücke, die Du mir im Lauf der Jahre geschenkt hast, zu verkaufen oder zu beleihen, damit Du genug Geld für Dein großes Vorhaben in die Hand bekommst.«
    Es wurden ihm noch Grüße von allen ausgerichtet, dann schloss der Brief mit den Worten: »Ich harre voller Sehnsucht der Stunde, in der auch Du Ferien machen und zu uns kommen kannst. In Liebe, Deine Lore.«
    Fridolin empfand ein tiefes Glücksgefühl, eine solch tapfere und selbstlose Gefährtin als Ehefrau gefunden zu haben, und küsste den Brief. Danach faltete er ihn sorgfältig zusammen und steckte ihn in seine Brusttasche, damit Lores Zeilen nah an seinem Herzen lagen.
    Unterdessen hatte Kowalczyk ein Glas Wein gebracht und wartete an der Tür auf weitere Befehle. Fridolin trank einen Schluck und nahm sich Thomas Simmerns Brief vor. Schon bei den ersten Zeilen entspannte sich seine Miene. Sein Bremer Freund lobte die Pläne für den Ausbau der Fabrik und bot an, sich mit einigen Bekannten daran zu beteiligen. Er schlug vor, das Gut Klingenfeld von der Fabrik zu trennen, damit es ganz in Fridolins Besitz bliebe. Die Überlegungen für die Fabrik sahen eine Gesellschaft vor, deren größter Anteilseigner und Präsident ebenfalls Fridolin sein sollte.
    Dieses Angebot konnte Fridolin nicht ablehnen. Er bat Kowalczyk, ihm Schreibpapier zu reichen, nahm seinen Füllfederhalter zur Hand und schrieb an Simmern, dass er einverstanden sei.
    »Kowalczyk, können Sie dafür sorgen, dass dieser Brief heute noch zur Post geht?«, wandte er sich kurz darauf an seinen Kammerdiener.
    »Mit Selbstverständlichkeit, Herr Hauptmann!«, antwortete dieser und verabschiedete sich mit militärischem Gruß.
    Fridolin ging hinauf in das Schlafzimmer, das er mit Lore teilte. Sie fehlte ihm, und er freute sich darauf, sie wiederzusehen. Zudem hatte er gute Nachrichten für sie, konnte sie doch ihren Anteil an Mrs. Penns Modeatelier behalten. Es würde auch nicht mehr notwendig sein, dass sie ihren Schmuck verkaufte.
    Bei diesem Gedanken ging er zu Lores Kommode, öffnete die unterste Schublade und nahm das Schmuckkästchen heraus. Mit einem Mal erschien ihm die Kommode als ein viel zu unsicheres Versteck. Zwar besaß seine Frau keine mit Diamanten besetzten Diademe oder schweren Colliers, aber doch einige hübsche Schmuckstücke, die einigen Wert hatten.
    Kopfschüttelnd sah er, dass Lore den Schlüssel für die lederüberzogene Schatulle wie gewöhnlich in ihrem Schrank verwahrte, statt ihn mit nach Steenbrook zu nehmen. Jedes Dienstmädchen, das einmal hier Staub gewischt hatte, wäre in der Lage gewesen, das Schmuckkästchen zu öffnen.
    »Ich werde Lore sagen, dass sie in Zukunft besser achtgeben muss«, murmelte Fridolin, war sich jedoch darüber im Klaren, dass er nicht unschuldig daran war. Immerhin hatte er Lore und Nathalia mehr als zwei Wochen vor dem geplanten Zeitpunkt nach Steenbrook gebracht, und Lore musste den Schlüssel in der Hast des Aufbruchs vergessen haben.
    Nachdenklich öffnete er das Kästchen und musterte den Schmuck. In der Hinsicht war Lores Geschmack ebenso untadelig wie bei ihrer Garderobe. Nichts wirkte protzig oder überladen, wie es bei anderen Frauen der besseren Gesellschaft oft der Fall war. Diese Damen schmückten sich mit Diademen, Colliers und Pfauenfedern, bis sie Weihnachtsbäumen glichen.
    »Jetzt überhebe dich nicht über andere Menschen wie ein Pharisäer«, rief sich Fridolin zur Ordnung und wollte die Schmuckstücke wieder zurück in die Schatulle legen. Doch dann überlegte er es sich anders und nahm die wertvolleren Stücke an sich. Wenn er kurzfristig weiteres Geld brauchte, war es besser, diese zu beleihen. Außerdem erschienen sie ihm im Tresor der Bank besser aufgehoben als hier im Schlafzimmer.
    Fridolin

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