Juliregen
unweit von Bremen. Es soll ganz in der Nähe von Nathalias Besitz Steenbrook liegen. Grünfelder und Dohnke haben mich gefragt, ob ich es übernehmen will, da es, wenn es unter den Hammer kommt, nur einen Bruchteil seines Wertes einbringen wird. Sie haben mir ein Zahlungsziel von zehn Jahren zugebilligt – ohne Zinsen. Außerdem werden meine Anteile an der Bank auf ihre Kosten um fünf Prozent erhöht. Auf diese Weise kann es sich für uns sogar lohnen, diesen Besitz zu übernehmen.« Fridolin lächelte ein wenig gezwungen. »Allerdings werden wir uns in den nächsten zehn Jahren arg einschränken müssen. Das Geld für einen Gutshof dieser Größe schüttelt man nun einmal nicht aus dem Ärmel.«
»Vielleicht hätten wir uns dieses große Haus nicht kaufen sollen«, antwortete Lore nachdenklich.
»So schlimm sehe ich die Sache nicht. Immerhin haben wir das Haus günstig von Rendlinger erwerben können, da es seiner jüngsten Tochter, für die er es hat bauen lassen, nicht prunkvoll genug war. Für uns ist es jedoch ideal. Wir können hier Festlichkeiten abhalten und Persönlichkeiten von Stand bei uns empfangen, die ein Bankhaus niemals betreten würden. Daher macht sich das Haus schon bezahlt, aber …«
Fridolin brach ab, denn im Grunde wusste er nicht, worauf Lore und er verzichten sollten. So üppig lebten sie wahrlich nicht, und Feste wie an diesem Abend waren ein Muss, um den Kunden zu zeigen, dass das Bankhaus Grünfelder und Kompagnons auf stabilen Säulen ruhte.
Er rettete sich in ein Lachen und küsste Lore hinter dem rechten Ohr. »Du wirst mir gar nicht glauben, wie froh ich um dein und Marys Modeatelier bin. Müsste ich deine Roben zum normalen Preis kaufen, könnte ich mir dieses Gut nicht leisten.«
Lore schob ihn mit einer entschiedenen Bewegung von sich. »Jetzt sage nur nicht, dass ich dein Geld verschleudere! Ich gebe weit weniger aus als Wilhelmine von Dohnke. Dabei verdient deren Ehemann nicht so viel wie du, weil seine Anteile an der Bank geringer sind.«
»Allerdings hat Wilhelmine einen in sie vernarrten Vater, der sie am liebsten mit Gold und Diamanten behängen würde. Ich bin sicher, er hat diesen Schmuck nur deshalb als Pfand angenommen, weil er gehofft hat, ihn auf Dauer behalten und ihn seiner Tochter schenken zu können. Stattdessen ist er einem Betrüger aufgesessen.«
Auch wenn er selbst im Gegensatz zu Grünfelder und Dohnke an diesem Desaster schuldlos war, ärgerte Fridolin sich über dieses Schurkenstück und sagte sich, dass er seinen Kompagnons jede Unterstützung zukommen lassen würde, um Anno von Klingenfeld ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen. Er wischte diesen Gedanken jedoch rasch beiseite und widmete sich seiner Frau.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich morgen Richtung Bremen fahre, um mir dieses Gut anzusehen. Ich soll bis Montag entscheiden, ob ich uns die Übernahme antue oder nicht.«
»Welchen Grund gäbe es für dich, es nicht zu tun?«, wollte Lore wissen, die spürte, dass er die Entscheidung bereits getroffen hatte.
»Wenn das Gut so weit herabgewirtschaftet ist, dass es nur weitere Kosten verursachen würde, wäre das ein Grund, darauf zu verzichten. In dem Fall würde ich mich an den Verlusten meiner Kompagnons beteiligen und dafür einen höheren Anteil an der Bank verlangen.«
Lore nickte. »Wenn du morgen in die Nähe von Bremen fahren willst, könnten Nati, die Kinder und ich doch mitkommen. Ob wir unsere Ferien ein paar Wochen früher beginnen oder nicht, bleibt sich gleich.«
Zuerst wollte Fridolin ablehnen, da er die wenige Zeit für die Besichtigung des Gutes aufwenden und nicht den Reisemarschall für Frau und Kinder spielen wollte. Dann aber sagte er sich, dass Lore gewiss verstehen würde, dass er sich um dieses Geschäft kümmern musste. Wenn er nach Absprache mit Grünfelder und Dohnke in Kürze Ferien machen würde, konnte er ganz für seine Familie da sein.
Er streichelte sie und hob dabei ihr Nachthemd, so dass sie es schließlich abstreifte und ihn lächelnd ansah.
»Nun komm schon. Dieses dumme Gut läuft dir schon nicht davon!«
»Das tut es wirklich nicht.« Auch Fridolin zog sich aus. Einen Augenblick lang dachte er daran, dass er die Kleidungsstücke hinterher sorgfältig weghängen musste, um in den Augen seines Kammerdieners Kowalczyk oder der Zimmermädchen nicht als Wüstling dazustehen. Dann aber ließ er sich von seiner Leidenschaft hinwegtragen und genoss das Zusammensein mit seiner
Weitere Kostenlose Bücher