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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Frau.
    Lore erwies sich erneut als variationsreiche Geliebte, und so kam ihm der Verdacht, dass sie bei ihren Gesprächen mit Hede Pfefferkorn auch gewisse Dinge ansprach, die eine Dame nach Möglichkeit zu meiden hatte. Im nächsten Moment wunderte Fridolin sich, dass er ausgerechnet jetzt an die Besitzerin des Edelbordells
Le Plaisir
denken musste. Zwar war diese mittlerweile verheiratet und hieß jetzt Laabs, dennoch führte sie ihr Etablissement weiter, um das Geld zu verdienen, das ihr Ehemann ausgab. Welchem Beruf Laabs nachging, hatte er bisher nicht herausfinden können.
    Für einige Augenblicke war seine Leidenschaft ein wenig geschwunden, und er vernahm Lores enttäuschtes Stöhnen, dann aber ließ er sich wieder ganz auf ihr Liebesspiel ein.
    »Ich hoffe, du bist mit mir zufrieden?«, fragte er schließlich lächelnd und wurde mit einem innigen Kuss belohnt.
    »Das bin ich doch immer, wenn wir zwei zusammen sind«, flüsterte Lore ihm ins Ohr und kuschelte sich eng an ihn. Da ihm ein wenig kühl wurde, zog er die Decke hoch und spielte mit ihren Locken. Ein paar Minuten schwiegen sie in trauter Zweisamkeit, dann hob Lore den Kopf. »Weißt du, was schade ist?«
    »Was?«
    »Dass das Gut, das du erstehen willst, nicht in Ostpreußen liegt. Das ist halt doch meine Heimat.«
    »Für mich ist das eher ein Vorteil, denn so bleibt uns erspart, durch einen dummen Zufall unseren dortigen Verwandten zu begegnen.« Fridolin verzog das Gesicht, als er an Ottokar, den vorherigen Gutsherrn auf Trettin, und dessen Frau Malwine erinnert wurde. Die beiden hatten Lore mit ihrem Hass verfolgt und versucht, ihr alles abzunehmen, was sie tatsächlich oder angeblich von ihrem Großvater bekommen hatte. Nachdem Ottokar Lore gezwungen hatte, mit ihm nach Ostpreußen zurückzukehren, war er von einem Mann ermordet worden, auf den er selbst einen Anschlag verübt hatte. Nach seinem Tod hatte Malwine den Familienkrieg sogar hier in der Hauptstadt gegen Lore fortgeführt, bis sie selbst so in Verruf geraten war, dass man sie in Berlin nirgends mehr empfing.
    Auch Lore hing diesen Erinnerungen nach. »In der Hinsicht hast du recht. Ich bin froh, dass viele Kilometer zwischen uns und Malwine liegen. Würde ich ihr begegnen, glaube ich nicht, dass ich mich beherrschen könnte.«
    »Gott sei Dank haben wir mit dieser Sippschaft nichts mehr zu tun. Mein lieber Neffe zweiten Grades hat mir bei meinem letzten Aufenthalt auf Trettin deutlich erklärt, dass er, sobald er volljährig wäre, die Hunde auf mich hetzen würde, sollte ich mich jemals wieder in der Nähe seines Gutes sehen lassen. Damit hat Ottwald auch den letzten Faden durchtrennt, der uns noch mit ihm verband. Aber sprechen wir lieber von angenehmeren Dingen – oder besser, wir drehen uns um und schlafen. Wenn wir morgen den Zug nach Bremen erreichen wollen, wird dies eine kurze Nacht.«

IX.
    L ore erwachte früh genug, um die vor dem Bett liegenden Kleidungsstücke ihres Mannes aufzusammeln und zu verräumen. Lächelnd lief sie ins Badezimmer hinüber, putzte sich die Zähne und wusch sich. Nachdem sie sich angezogen hatte, suchte sie als Erstes Jutta Knoppke, um sie über die neuen Pläne zu informieren.
    Auch wenn die Mamsell sich wunderte, ließ sie sich nichts anmerken. »Wenn Sie heute abreisen wollen, sind noch einige Vorbereitungen zu treffen, gnädige Frau. Die Koffer müssen gepackt werden, und ich werde einen Diener zum Bahnhof schicken, um ein Abteil für Sie und Ihre Begleitung reservieren zu lassen.«
    »Tun Sie das!«, sagte Lore lächelnd und ging ins Frühstückszimmer, wo Fridolin bereits in seine Zeitung vertieft war und ihr fröhliches »Guten Morgen!« mit einem kurzen Brummen beantwortete.
    »Möchtest du frühstücken?«, fragte Lore freundlich.
    Erneut brummte Fridolin. Sie nahm es als Zustimmung und ließ die kleine Glocke ertönen, die auf dem Tisch stand.
    Kurz darauf steckte Jutta Knoppke den Kopf herein, nickte und befahl einem Diener, das Frühstück aufzutragen.
    »Soll ich die gnädige Komtess wecken?«, fragte sie.
    »Tu das bitte, und richte Nathalia aus, sie solle sich beeilen!«
    Die Mamsell verließ eilig das Zimmer und machte zwei Bediensteten Platz, die Kaffee, Hörnchen, Butter und Marmelade brachten sowie etwas Käse und Schinken für Fridolin. Lore goss ihm Kaffee ein und schnitt eines der Brötchen auseinander.
    »Möchtest du Schinken oder Käse?«, fragte sie freundlich, nachdem sie Butter aufgestrichen hatte.
    Sie interpretierte

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