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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Herr ein Traumtänzer war, der sich diese Expedition gar nicht leisten konnte.«
    Jürgen seufzte schwer. »Wäre mir dies früher klar gewesen, hätte ich Jura studieren und in den Staatsdienst eintreten können. So aber lebe ich davon, die Sammlungen reicher Herrschaften zu sortieren und zu katalogisieren und sie beim Erwerb eines neuen Stücks zu beraten.«
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Nathalia alte Steine mit unbekannten Schriftzeichen für langweilig gehalten. Nun aber stellte sie zu ihrer eigenen Überraschung auf einmal Fragen über Ägypten und Mesopotamien und sagte schließlich lächelnd, dass sie gerne in diese Weltgegenden reisen würde.
    Alle Männer, die sie kannte, hätten ihr sogleich erklärt, dass dies viel zu gefährlich sei für eine Frau und die hygienischen Verhältnisse dort nur von robusten Männern ertragen werden könnten – und das trotz vieler Reiseberichte von Frauen, die bereits dort gewesen waren. Nun wartete sie gespannt auf Jürgens Antwort.
    »Eine solche Reise muss tatsächlich sehr interessant sein. Ich hoffe, dass ich auch einmal in der Lage sein werde, diese Länder aufzusuchen. Einer der Herren, für die ich gelegentlich arbeite, plant eine solche Expedition und hat schon angedeutet, dass ich vielleicht mitkommen darf.«
    Nathalia spürte, dass Jürgen auch hier eine Enttäuschung erwartete, und wünschte sich, er wäre mit einem größeren Selbstbewusstsein ausgestattet. »Wer weiß, vielleicht hätten Sie die Güte, mich als Reisemarschall dorthin zu begleiten«, entfuhr es ihr.
    »Wirklich?« Für einen Augenblick leuchtete sein Antlitz auf, bekam dann aber wieder einen zweifelnden Ausdruck. »Wird Ihr Vormund denn keine Einwände erheben? Oder Ihr Bräutigam?«
    »Mein Vormund weiß, dass er mich von einer Sache, die ich mir in den Kopf gesetzt habe, nicht abbringen kann, und einen Bräutigam, der mir dies verwehren will, würde ich nicht heiraten.«
    Jürgen fand die junge Dame bemerkenswert selbstsicher. Weder seine Mutter noch seine Schwestern waren in der Lage, ihren Willen durchzusetzen, sondern warteten stets auf das, was eine männliche Respektsperson bestimmte. Er selbst hatte deshalb schon als Knabe wichtige Entscheidungen treffen müssen und sich dabei vollkommen hilflos gefühlt. Noch schlimmer war gewesen, dass die Mutter jedes Mal hysterische Anfälle bekommen hatte, wenn er aus Mangel an Wissen und Erfahrung etwas Falsches geraten hatte.
    Erneut verebbte das Gespräch und wurde auch nicht mehr aufgenommen, denn da tauchte Steenbrook vor ihnen auf, und Nathalia führte ihre Stute und ihren Gast auf den Gutshof.

XII.
    N achdem Nathalia Frühlingsmaid einem Stallknecht übergeben hatte, befahl sie einer Bediensteten, dafür zu sorgen, dass Jürgen sich erfrischen konnte. Dieser schleppte seinen Koffer mit ergebener Miene hinter dem Dienstmädchen ins Haus. Nathalia sah sich kurz um, fand, dass alles wie am Schnürchen lief, und ging auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen.
    Als ihre Zofe endlich alle Knöpfe ihres Hauskleids geschlossen und ihr die Frisur gerichtet hatte, suchte sie Lore und fand sie auf der Terrasse über eine neue Modeskizze gebeugt. »Na, du bist aber fleißig! Dabei bist du doch in der Sommerfrische«, sagte sie im gutmütigen Spott.
    Lore fuhr herum und sah sie erleichtert an. »Nathalia, endlich! Ich hatte schon Angst, dir wäre etwas passiert.«
    »Das Mittagessen habe ich wohl versäumt. Ist die Köchin gekränkt? Nicht, dass sie es mir morgen heimzahlt.« Nathalia lachte kurz, bediente sich ungeniert an Lores Glas mit Saft und setzte sich neben sie.
    »Du weißt, dass die Köchin dir alles verzeiht«, antwortete Lore lächelnd.
    »Dann ist es gut. Sie soll mir nämlich einen Imbiss bereiten, und zwar für zwei Personen.«
    »Hast du einen Gast mitgebracht?«
    Nathalia nickte feixend. »Den zweiten Großneffen von Graf Nehlen! Er hatte sich im Zielbahnhof geirrt und ist viel zu früh ausgestiegen. So habe ich ihn mitten auf der Landstraße aufgelesen. Der Ärmste hatte noch mehr als fünfzehn Kilometer vor sich, und das mit einem höllisch schweren Koffer. Übrigens ist er ein Altertumsforscher – zumindest will er das werden. Derzeit hilft er Sammlern und Museen, antike Stücke zu katalogisieren.«
    Das klang in Lores Ohren nicht danach, als könnte der junge Mann Graf Nehlens Erbe werden. Trotzdem war sie auf ihn gespannt. Es dauerte auch nicht lange, bis Jürgen durch die Terrassentür trat und sich vor Nathalia und ihr

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