Julischatten
leid, Luke.«
»Es ist lange her, okay. Was ich sagen will: Der Alkohol hat meine Mutter getötet und mir das Augenlicht genommen. Ich bin also nicht besonders gut auf ihn zu sprechen.«
»Ich habe das im Griff, glaub mir.«
»Das hat Mum auch immer gesagt.«
»Klar, dass du sie hasst. Sie hat dein Leben zerstört.«
»Ich hasse meine Mutter nicht, Sim. Und mein Leben ist okay, so wie es ist.«
»Das musst du ja sagen.«
»Nein, muss ich nicht. Was hätte ich davon, wenn ich dir etwas vormache?«
Sim spürte, wie die Wut wieder in ihr aufwallte. Sie hatte keine Lust darauf, sich das Leben von jemandem erklären zu lassen, der gerade mal ein Jahr älter war als sie. »Vielleicht machst du dir ja selbst was vor.«
Sie sah, wie Lukas’ Adamsapfel hüpfte, aber sein Gesicht verriet nichts und seine Augen auch nicht. Doch sein bodenloser schwarzer Blick verunsicherte sie.
»Und wenn«, sagte er schließlich mit ausdrucksloser Stimme. »Wenigstens brauche ich dafür keinen Alkohol.«
Er drehte sich um und versuchte, nach dem Zaunpfosten zu fassen, aber seine Hände griffen ins Leere. Sie hatte ihn zum zweiten Mal verletzt und schämte sich dafür, denn Lukas hatte ihr nichts getan. Er lief ein paar unsichere Schritte, wie ein Brustschwimmer mit rudernden Armen. Mit dem rechten Fuß blieb er am verdorrten Strunk einer Yucca hängen und geriet ins Trudeln. Er fiel hin, rappelte sich aber gleich wieder auf.
»Warte«, rief sie. »Ich helfe dir.«
»Ich komme klar.«
»Ja, das weiß ich«, flüsterte sie und lief ihm mit schnellen Schritten hinterher. Sie fasste nach seiner Hand, und als er sie ihr entziehen wollte, sagte sie: »Ich zeige dir nur, wo der Zaun ist, okay?« Sim führte ihn bis zum Zaun und legte seine Hand auf einen der Holzpfosten. »Es tut mir leid, Luke.«
Wortlos stieg Lukas durch den Zaun und ging mit vorgestreckten Händen und vorsichtigen Schritten den Pfad zum Blockhaus hinunter.
Sim sah ihm nach und fühlte sich noch unglücklicher als zuvor.
Jimi war dabei, die Verkleidung über dem Boiler wieder anzuschrauben, als er Sim in der Tür stehen sah.
»Bist du jetzt sauer?«, fragte sie.
Er drehte den Wasserhahn auf, wartete und hielt die Finger unter den Strahl, bis das Wasser warm wurde. Jo hatte ihn heruntergeputzt wie einen dummen Jungen. Sie war eine Weiße und hatte kein Recht, ihm Vorhaltungen zu machen. Er konnte tun und lassen, was er wollte, niemand hatte ihm reinzureden.
Am liebsten wäre er auf der Stelle wieder in seinen Wagen gestiegen und davongefahren. Sollte die Iyasica doch jemand anderen finden, der ihren blöden Wasseranschluss reparierte. Aber Lukas war auf einmal verschwunden gewesen und er brauchte Jos Geld. Außerdem wollte er Sim wiedersehen.
»Es tut mir leid, Jimi«, sagte sie.
Warum mussten Weiße sich dauernd für alles entschuldigen?
Jimi sah Sim an. Sie trug abgeschnittene Jeans und ein T-Shirt vom Pferderennen, aus dem sie den Halsausschnitt herausgeschnitten hatte. Unter dem Stoff zeichneten sich ihre Brustwarzen ab. Sie trug keinen BH. Das war nicht fair. Groll und Sehnsucht rangen in ihm.
»Es funktioniert wieder«, brummte er.
Mit Sicherheit würde es Jo nicht gefallen, wenn er etwas mit ihrer Nichte anfing. Jimi machte zwei Schritte auf Sim zu, schob seine nasse Hand in ihren Nacken und küsste sie. Sim erwiderte seinen Kuss und er bekam einen Steifen.
»Wo sind die Niederländer?«
»Sie wohnen im Blockhaus. Ich bin in den Trailer gezogen.«
Jimi grinste. Diese Tatsache eröffnete völlig neue Möglichkeiten. »Welches Zimmer?«
Er folgte ihr in das hintere Zimmer und verriegelte die Tür. Er wollte herausfinden, wie weit er gehen konnte. Er küsste Sim zärtlich, eine Hand auf ihrer nackten Hüfte über dem Hosenbund, die andere in ihrem Nacken. Sims Duft und ihre Lippen erregten ihn. Beim Küssen spürte er das festere Gewebe der Narbe und wunderte sich, dass er diese Lippen plötzlich aufregend fand.
Als er merkte, dass ihre Anspannung ein wenig nachließ, schob er die eine Hand, die bisher auf ihrer Hüfte gelegen hatte, langsam nach oben. Sim griff nach seinem Handgelenk und wollte verhindern, dass er ans Ziel kam. Aber seine Hand setzte – mit etwas mehr Kraft – ihren Weg fort, bis er eine Brust umfassen und streicheln konnte. Sim gab ihren Widerstand auf.
Mit sanftem Druck (während er sie weiter zärtlich küsste) dirigierte er sie in Richtung Bett. Als sie unter ihm lag, schob er ihr T-Shirt nach oben und begann, ihre Brüste
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