Julischatten
so schlecht sehen, wie er hörte. Diesel, He Dogs Hund, begrüßte Lukas schwanzwedelnd.
»Dürfen wir dein Bad benutzen, Henry?«
Der Alte nickte. »Komm, Diesel«, sagte er, »Luke und die Missy wollen allein sein.« Er schlurfte zurück zu seinem Sofa, auf dem er anscheinend zusammen mit seinem Hund geschlafen hatte.
Im Bad zog Lukas sein T-Shirt aus und steckte es in die Waschmaschine. »Willst du duschen?«
Oh ja! Und wie sie duschen wollte. Den üblen Geruch loswerden. Jimi von ihrem Körper spülen und wieder zu Verstand kommen.
»Meine Sachen…«, stammelte Sim.
»Steck sie in die Waschmaschine, ich bringe dir etwas zum Anziehen.« Er holte ein frisches Handtuch aus einem Schränkchen und reichte es ihr, dann verließ er das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Sim quälte sich aus ihren Sachen und steckte sie in die Maschine. Sie stieg in die Dusche, schrubbte sich unter dem warmen Wasserstrahl, spülte Jimi von sich ab und drehte am Ende das kalte Wasser auf, in der Hoffnung, davon endgültig nüchtern zu werden.
Als sie aus der Duschkabine stieg, stand Lukas mitten im Bad. Er hatte ihr ein T-Shirt und grüne Boxershorts mitgebracht. Seine Gegenwart brachte Sim in Verlegenheit. Schnell rubbelte sie sich trocken und zog die Sachen an. Beides, Shorts und T-Shirt, dufteten frisch nach Kräutern.
»Wird’s gehen?«, fragte Lukas.
»Ja. Ich komme klar.«
»Dann zeige ich dir jetzt, wo du schlafen kannst.«
»Schlafen? Aber…«
»Es ist besser so, okay? Ich verspreche dir, dass du wieder zu Hause bist, bevor deine Tante aus Rapid zurück ist.«
Der Gedanke an ein Bett, in das sie sich legen konnte, war verlockend. Schlafen und alles vergessen. Wenn Lukas sagte, sie würde rechtzeitig zurück sein, dann konnte sie sich darauf verlassen.
Sie wünschte dem alten Henry eine gute Nacht und folgte Lukas in ein winziges Zimmer, in dem ein Bett, ein Tisch mit einem Stuhl und ein Schrank standen. Die Kammer duftete aromatisch nach getrockneten Kräutern. Ausgebreitet auf dem Bett lag ein Starquilt in Gelb- und Rottönen. Beim Anblick des Quilts traf Sim die Erinnerung an das, was in Kikis Bett passiert war, wie ein Schlag. Sie wünschte, alles wäre nur ein Traum und sie würde gleich daraus erwachen.
Am Kopfende des Bettes hing ein großer Traumfänger. Er würde ihren Albtraum in seinem Netz auffangen und in diesem Loch in der Mitte verschwinden lassen. Für immer.
»Danke, Luke«, sagte sie. »Danke für alles.« Sie kroch unter den Quilt und rollte sich zusammen.
Lukas löschte das Licht und ging. Sim konnte hören, wie er mit dem Alten redete. Nur was sie sagten, das verstand sie nicht, denn die beiden sprachen auf Lakota. Sie fragte sich, wem dieses Zimmer gehörte und wo Lukas diese Nacht schlief. Die Antwort hatte sie nur wenige Minuten später, als die Tür klappte und er zu ihr unter die Decke kroch.
Sim war schon fast eingeschlafen, aber jetzt machte ihr Herz vor Schreck einen Satz und sie war hellwach. »Luke, ich…« Sie geriet in Panik.
»Entspann dich«, brummte er. »Ich habe nur keine Lust, mit Diesel auf der Couch zu übernachten. Er schnarcht und furzt ganz fürchterlich.«
Sim versuchte, sich zu entspannen, sie versuchte es wirklich. Aber an einem Abend mit Jimi und Lukas im Bett zu landen, das war einfach zu viel. Auch wenn Lukas nicht vorhatte, die Situation auszunutzen – sie brauchte bloß an diesen langsamen Tanz mit ihm zu denken und ihr war klar, dass sie die ganze Nacht kein Auge zumachen würde, wenn er neben ihr lag.
Eins hatte Sim inzwischen begriffen: Sie war nicht in Jimi verliebt – war es nie gewesen. Leider ließ sich das, was in Kikis Zimmer geschehen war, nicht mehr rückgängig machen. Und mit Sicherheit würde Lukas davon erfahren. Spätestens dann würde sie nicht mehr auf ihn zählen können.
»Es tut mir leid«, sagte sie zerknirscht und meinte den Ärger, den sie ihm bereitet hatte.
»Schon gut«, brummte er. »Du hast dich für den Champion entschieden. Ich komme damit klar.«
Er wusste es also schon. Hatte Jimi es ihm brühwarm erzählt, einfach so, in dem kurzen Moment, nachdem es passiert war und bevor er mit Marola herumgeknutscht hatte?
»Ich verstehe bloß nicht, wieso du dich so sinnlos betrinken musstest«, setzte er hinzu.
»Cammie hat mich von ihrer Cola trinken lassen«, verteidigte sie sich. »In der war was drin.«
»Ja, klar.«
»Nein, kein Whiskey, da war was anderes drin.«
Lukas drehte sich von der Seite auf den
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