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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Rücken. »Viel Whiskey?«
    »Ach Luke, warum glaubst du mir nicht?«
    »Okay, vielleicht stimmt das, was du sagst. Aber du hast dich doch schon den ganzen Abend volllaufen lassen. Kannst du ohne Alkohol keinen Spaß haben?«
    Sims Augen füllten sich mit Tränen. Ihr war immer noch übel, sie hatte Kopfweh und das Gespräch nahm eine Richtung, die ihr nicht gefiel. »Alle auf der blöden Party waren zugedröhnt.«
    »Wir reden nicht über die anderen, Sim. Es geht um dich. Warum du trinkst.«
    Einen Moment lang schwieg sie. »Ich bin lockerer, wenn ich was getrunken habe, das ist alles«, sagte sie schließlich.
    »Du bist eine andere, wenn du getrunken hast.«
    »Ich bin die, die ich sein will«, entgegnete sie trotzig.
    »Ein lallendes Etwas, das sich nicht mehr auf den Beinen halten kann? Das willst du sein?«
    »Jimi hat mit der Dramaqueen herumgeknutscht.« Verdammt, sie hörte sich an wie ein quengelndes Kind.
    »Mit wem?«
    »Marola.«
    »So ist er eben.«
    Obwohl Sim es nicht wollte, fing sie an zu heulen. »Scheiße«, sagte sie auf Deutsch. Sie schniefte.
    »Scheiße«, wiederholte Lukas das Wort. »Ja, da hast du recht. Und nun reg dich ab, okay? Marola und Jimi waren mal zusammen und vermutlich wollte sie dir nur eins auswischen. Ich glaube nicht, dass Jimi noch mal was mit ihr anfängt. Marola ist ziemlich anstrengend und er war froh, sie los zu sein.«
    Sim schniefte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Es ist nicht wegen Marola, es ist weil… ich… ich mache verdammt noch mal alles falsch.«
    »Hey«, Lukas rollte sich auf die Seite und tätschelte ihre Schulter, »nicht gleich alles, okay? Aber du solltest die Finger vom Alkohol lassen. Und besser auch von Jimi«, fügte er nach einer Weile hinzu. »Er wird dir wehtun. Seine Mum hat ihn verlassen, als er fünf war, und seitdem hat er ein Problem mit Frauen.«
    »Den Eindruck hatte ich nicht.« Sim wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Er verliebt sich, aber zum Lieben fehlt ihm der Mut«, sagte Lukas. »Er hat Angst, Gefühle zu zeigen und dann verlassen zu werden wie von seiner Mutter. Deshalb macht er sich jedes Mal aus dem Staub, wenn ein Mädchen es ernst meint mit ihm.«
    »Ich glaube auch nicht an Liebe«, erwiderte Sim. »Was da abgeht, ist doch alles bloß Chemie. Auch beim Sex. Es geht um Neuronen im Hirn, nicht um Gefühle.«
    Lukas räusperte sich. »Glaubst du das wirklich?«
    »Ich weiß es.«
    »Was ist passiert?«
    Ein Stich fuhr ihr durch die Brust. »Was passiert ist?«
    »Na, irgendetwas muss doch vorgefallen sein, dass du so über die schönste Sache der Welt denkst. Ich meine, du bist sechzehn und nicht sechzig.«
    Die schönste Sache der Welt? Lukas Brave war ein hoffnungsloser Romantiker.
    »Ich hab mir gleich beim ersten Mal den Falschen ausgesucht, das ist passiert.«
    »Dann hast du also einen schlechten Geschmack.«
    »Kann man so sagen.«
    »Hast du etwas daraus gelernt?«
    »Eben nicht. Ich bin völlig verkorkst.«
    Lukas seufzte ungläubig. »Was redest du bloß für einen Schwachsinn, Sim? Was hat dein Freund denn getan? Hat er dich sitzen gelassen? Hat es etwas mit deiner Narbe zu tun?«
    Nein, nur mit meiner Blödheit. »Cook war nie mein Freund«, sagte sie. »Ich meine, wir waren gar nicht wirklich zusammen. Er hat ausgenutzt, dass ich so in ihn verliebt war. Er hat…« Sim schluckte und konnte nicht weitersprechen.
    »Er hat dir das Herz gebrochen?«
    Sims Brust bebte und ihr Atem zitterte.
    »Ich habe gerade nichts anderes zu tun«, sagte Lukas und drehte sich auf ihre Seite. »Warum erzählst du mir nicht einfach, was passiert ist?«
    Sim holte tief Luft. Jetzt oder nie, dachte sie, sag es ihm, sag ihm alles. Und dann tat sie es einfach.
    Während sie erzählte, kam alles wieder hoch. Wie betrunken sie in jener Nacht vor einem Jahr gewesen war, weil sie wollte, dass es endlich passierte. Weil sie ohne Alkohol zu viel Angst davor hatte, dass sie sich kindisch anstellen könnte. Wie sie schlagartig nüchtern wurde, als Cook seine Hosen herunterließ und sie mit grausamer Klarheit erkannte, dass das Ganze für ihn nur ein Spaß war. Dass er ihr Nein nicht hörte, weil es viel zu kläglich klang. Sim erinnerte sich an den brennenden Schmerz, als er in sie eindrang und ihr Körper sich anfühlte, als gehöre er einer anderen.
    Diese Dinge erzählte sie Lukas nicht, sie hielt sich nur an die nackten Tatsachen, aber das war schon schwer genug.
    »Dein erstes Mal ist also gründlich schiefgelaufen«,

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