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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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war sein trockener Kommentar, nachdem sie geendet hatte.
    Sim verkrampfte sich. Wie er es sagte, klang es wie eine Lappalie, wie etwas, das einem passieren konnte, wenn man nicht aufpasste. Schon bereute sie, Lukas Brave ihre wundeste Stelle gezeigt zu haben. War ihre Menschenkenntnis so miserabel?
    Da fragte er leise etwas. »Hat dieser Junge dir wehgetan?«
    Sie schluckte trocken. »Zuerst wollte ich es ja.«
    »Aber dann hast du Nein gesagt.«
    »Ja, habe ich. Nur zu spät, zu leise. Ein Mädchen sollte Nein sagen, bevor der Junge die Hose heruntergelassen hat, das weiß ich jetzt.« Sim schämte sich so furchtbar für ihre Naivität und rechnete auch jetzt damit, dass Lukas ihr genau das unter die Nase reiben würde: dass sie dumm und naiv gewesen war.
    »Ein Mädchen muss jederzeit Nein sagen können, Sim. Dieser Typ hat dich vergewaltigt.«
    Sim schnappte nach Luft. Vergewaltigung war ein Wort, das sie sich immer verboten hatte. Lukas hatte es ausgesprochen. Und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als würde eine schwere Last von ihr abfallen.
    Lukas spürte ihren Schmerz und hätte sie gerne in den Arm genommen. Doch er wagte nicht, sie zu berühren.
    »Ich habe seitdem keinem Jungen mehr über den Weg getraut«, sagte Sim. »Bis… ach Mist.«
    »Bis der Champion dir den Kopf verdreht hat«, sagte Lukas. Während er mit Sim getanzt hatte, war er glücklich gewesen, überzeugt davon, dass sie seine Gefühle erwiderte. Ihre Körper hatten perfekt zusammengepasst. Aber dann hatte sie ihn plötzlich stehen lassen und war weggelaufen. Gleich darauf hatte Jimi ihn am Arm gepackt und ihn in eine Ecke gedrängt, wo er ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass Sim ihm gehörte.
    »Weiß sie das schon?«, hatte Lukas gefragt.
    »Sie weiß es«, hatte Jimi gezischt.
    »Wie lange geht das schon mit euch?«
    »Ein paar Tage.«
    »Und warum hast du es mir nicht erzählt?«
    Jimi hatte ihm keine Antwort gegeben und war weggegangen. Eine Weile hatte Lukas keinen von beiden finden können und später hatte Cammie ihn aufgeregt zu Sim geführt, die betrunken in ein Pärchen gestolpert war.
    »Ich weiß, ich bin bescheuert«, sagte Sim. »Aber wieso tut er das: Schläft mit mir und knutscht fünf Minuten später mit Marola herum? Ich hoffe nur, dass er… ich war so daneben… ich weiß nicht, ob er ein Kondom benutzt hat.«
    Lukas schnürte es die Kehle zu. Jimi und Sim hatten auf der Party miteinander geschlafen. Irgendwie hatte der Champ es geschafft, bei ihr zu landen. Vermutlich war der Alkohol sein Freund und Helfer gewesen.
    »Da kann ich dich beruhigen«, sagte er mit tonloser Stimme. »Jimi ist immer mit Kondomen ausgerüstet, seit…« Er brach den Satz ab und redete nicht weiter, weil es wider seine Natur war, sich auf diese Weise an Jimi zu rächen. Er räusperte sich. »Für den Fall der Fälle.«
    »Seit was passiert ist?«, hakte Sim nach.
    »Das willst du nicht wissen.«
    »Doch.«
    »Seit er Marola geschwängert hat.«
    Jetzt hatte er es doch getan.
    Sim japste nach Luft. »Marola hat ein Kind von Jimi?«
    »Sie hat es abtreiben lassen.« Er erzählte ihr nicht, dass Abtreibung im Bundesstaat South Dakota verboten war und Marola nach ihrem Besuch bei einem Pfuscher keine Kinder mehr bekommen konnte.
    Sim schwieg eine lange Zeit.
    »Die Sache mit Cook…«, sagte sie schließlich, »ich konnte mit niemandem darüber reden. Also habe ich angefangen zu trinken. Ich meine so richtig, damit ich das Ganze aus dem Kopf kriege. Das Zeug schmeckt mir nicht mal. Aber wenn ich was getrunken habe, fühle ich mich besser, irgendwie… frei.«
    »Frei?« Lukas glaubte, sich verhört zu haben. »Du machst es dir zu leicht, wenn du diesen Cook für alles verantwortlich machst, was seitdem mit dir passiert. Die Sache war scheußlich, aber sie ist vorbei. Lass einfach die Finger vom Alkohol, okay? Ich mag dich, wenn du nüchtern bist, Sim. Dann bist du echter.«
    Sim rutschte an ihn heran und drückte ihr nasses Gesicht an seinen Hals. Als Beichtvater, Therapeut und Tröster war er also gut genug. Immerhin, besser als nichts.
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und hörte sie leise weinen. Sollte sie, Tränen spülten den Kummer fort. Lukas hoffte nur, dass sie ihn nicht fortspülten.

26. Kapitel
    »He, wach auf!«
    Sim blinzelte. Lukas stand vor dem Bett, er hatte ihre frisch gewaschenen Sachen in der Hand. Kaffeeduft stieg in ihre Nase.
    »Wir müssen los, sonst ist deine Tante doch noch vor dir da.«
    Sie stöhnte

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