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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Mineralwasserquelle im Tal, aß mit langen Zähnen und ließ die Hälfte liegen. Nur das Fleisch wurde verzehrt, alles andere schien ihm nicht gut genug. Was für ein Ignorant! Jemandem, der ein gutes Essen nicht zu schätzen wusste, war alles zuzutrauen. Solche Menschen schätzten auch die anderen schönen Künste nicht, öffneten ihr Herz weder den Freuden noch den Leiden der Welt! Für sie war dies pure Zeitverschwendung. Volker Vollrad war einer von ihnen.
    Und Julius hatte ihn schon vorher nicht leiden können.
    Beim Vereinsvorsitzenden Jochen Hessland führte Julius keine Essanalyse durch. Die Fakten reichten völlig. Er lief in einer Gruppierung, die mit normalen Maßstäben nicht zu fassen war.
    Sondertyp: Der Westfale
    Obwohl im Ahrtal geboren war Hessland ein steifer Westfale. Seine Eltern stammten aus Münster und waren im Tal dafür bekannt gewesen, dass sie ihre »niedere Abstammung« zugaben und sogar pflegten! Aber Hessland verstand etwas vom Essen. Er nahm stets von allem etwas auf die Gabel, die Gesamtkreation honorierend, alles unterzog er einem Geschmackstest, sehr kritisch und doch vergnügt. Julius konnte sich eine NS -Vergangenheit bei dem solide wirkenden älteren Mann nicht vorstellen, aber er würde der Sache nachgehen.
    Die Letzte am Tisch, dekorativ neben Hessland sitzend, war Sandra Böckser. Über sie wusste jeder im Tal alles. Oder dachte zumindest, er täte es. Sie thronte wie eine Kronprinzessin, ihr Augenaufschlag elegant, ihr Lächeln zauberhaft. Sie war schön, ohne Frage. Schön wie ein Porzellanpüppchen – meinten die Kritiker. Schön wie ein Engel – meinten die Fans. »Engel im Herzen« hieß denn auch ihr erstes Album. Schlagermusik, nicht Julius’ Welt. Über Sandra Böckser, die sich mit Künstlernamen Sandra Silva nannte, kursierten mehr Gerüchte im Tal als über das englische Königshaus. Dass sie sich habe operieren lassen, um einen solch perfekten Busen zu bekommen, dass sie nur in den Golfclub eingetreten wäre, um Drafi Martino einmal »zufällig« zu begegnen, dass sie Affären mit – ja, mit welchem hochrangigen Talbewohner eigentlich nicht? – hatte. Nichts war bewiesen, deswegen wurde so viel darüber gesprochen.
    Sandra Böckser saß, die Brust gereckt, neben Hessland und lachte, stets Haltung bewahrend, über seine leidlich komischen Witze. Ihre helle Stimme hallte wie Weihnachtsglöckchen durch den Blauen Salon.
    Als Julius bei der hübschen Schlagersängerin angekommen war, wurde die »Canard à la Brillet-Savarin« serviert – auf molekulargastronomische Art zubereitet.
    In der Mikrowelle.
    Dieser Gang war Julius’ gewagteste Kreation. Voller Spannung wartete er auf die Reaktionen der Anwesenden. This-Benckhard schwor auf die Mikrowelle, weil sie neue Gartechniken ermöglichte. So war die Ente von innen gedünstet worden, was verbunden mit einem vorherigen scharfen Anbraten eine reizvolle Kombination ergab. Julius wollte das unromantische Gerät zwar am liebsten aus der Küche verbannen, aber im molekulargastronomischen Menü hatte es seinen Platz. Auch in einem Sternerestaurant.
    Sandra Böckser schnitt alles ganz klein und bemühte sich, elegant zu essen. Was in ihrem Fall bedeutete, die vollen Lippen nicht weit zu öffnen. Nach jedem Bissen tupfte sie sich den Mund ab. Der kleine Finger blieb stets gespreizt.
    Typ 41: Cleopatra
    Es wäre leicht gewesen, sie zu unterschätzen, zu deutlich haftete das Schild »Schlagersternchen« an ihrer makellosen Stirn. Aber Julius hatte gelernt, schöne Frauen ebenso wenig wie junge zu verkennen. Beides sagte nichts über die Intelligenz aus, auch wenn einige seiner Geschlechtsgenossen das gern gehabt hätten. Doch was könnte eine Frau wie sie mit Klaus Grad zu tun gehabt haben? Welche Vorteile hätte ihr ein Elektriker im Ruhestand bieten können? Welchen Nutzen hatte sie von seinem Tod?
    Überhaupt: Wer profitierte von Klaus Grads Tod?
    Julius wollte der Frage gerade nachgehen, als Franz-Xaver ihn höflich darauf hinwies, dass er zurück in die Küche müsse. Schon längst.
    Er hatte nun alle Verdächtigen gesehen. Alle, außer Stefan Dopen. Dem Einzigen, von dem er nichts wusste.
    Vielleicht hatte er keinen Mord in den vielen Augenpaaren gefunden, weil keines einen gesehen hatte.
    Am nächsten Nachmittag kratzte die Schippe metallisch über den Bürgersteig. Julius schaufelte den Schnee vor seiner Haustür weg. Schon seit einer vollen Stunde. Unter der dicken Daunenjacke, dem dicken Schal, dem dicken Pullover

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