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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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dem LCD -Display des Notebooks. Es schneite. Wie es nun auch draußen schneite. Julius liebte es. Aber er konnte dieser Liebe selten nachgehen. Dieselben klimatischen Besonderheiten, die im Ahrtal für mediterranes Klima sorgten, die so weit nördlich grandiosen Wein wachsen ließen, verwehrten dem Schnee den Eintritt. Winter im Ahrtal war feucht und zugig, Winter im Ahrtal war verhangen und grau, Winter im Ahrtal ähnelte selten einer Weihnachtsgrußkarte.
    Dies war ein besonderer Abend.
    Von Reuschenberg schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Was immer im Tresor war, muss damit zusammenhängen. So, und jetzt habe ich keine Lust mehr, darüber nachzudenken. Jetzt habe ich nur noch Lust, die Flasche leer zu machen. Sind Sie dabei?«
    Julius überlegte. Die Promillegrenze würde er wohl knapp überschreiten. Andererseits hatte er sich in all den Jahren nicht umsonst ein so eindrucksvolles Fettdepot angelegt. Das saugte den Alkohol doch auf, oder nicht?
    »Natürlich!«
    Von Reuschenberg rückte auf der Sitzbank näher an Julius und stieß mit ihrem Glas an das seine.
    »Ich heiße Anna.«
    Damit hatte er nicht gerechnet. Nicht jetzt. Deshalb freute es ihn umso mehr. Ein schöner Name, dachte Julius. Und er passte. Sein Herz erhöhte den Takt.
    »Julius.«
    Er war unsicher. Musste er ihr jetzt einen Kuss geben? Ein Moment unangenehmer Stille entstand, und er blickte auf den Tisch, die Maserung eingehend betrachtend. Dann merkte er, wie seine Wange mit einem Mal feucht wurde.
    »Freut mich!«
    Anna lächelte ihn an. Auf dem Bildschirm war jetzt ein heller Schemen zu sehen, der sich von rechts nach links bewegte.
    Der Mörder kam zurück.
    Nachdem er durch eine geschlossene Tür gegangen war.

III
    »Das Kind beim rechten Namen nennen«
    »Ich fass des noch mal zusammen.« Franz-Xaver schob die Vichyssoise von der Barbarieente mit Flusskrebsen zur Seite, die er eigentlich von der Küchenausgabe an Tisch 4 bringen sollte. Julius wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn nun an seine Arbeit zu erinnern. Wenn ein Wiener reden wollte, dann ließ man ihn reden. Das hatte er in all den Jahren lernen müssen. »Des klingt alles gar net so kompliziert. Wir haben also acht Personen, von denen einer der Mörder sein muss. Weil es von niemand anderem Fingerabdrücke gibt, und – noch wichtiger – weil kein anderer in diesem Moment Zugang zu diesem Bunkertrakt hatte.«
    Julius nickte. Warum hatte er Franz-Xaver nur davon erzählt?
    »Irgendwann setzen sich zwei, der Mörder und des Opfer, von der Gruppe ab. Die beiden öffnen den Tresor …«
    Warum waren dafür eigentlich beide nötig, fragte sich Julius.
    »… holen was Goldenes heraus, und dann wird des Opfer, der Klaus Grad, erschossen. Da wollt wohl einer net teilen. Daraufhin verlässt der Mörder den Raum – und jetzt kommt des winzige Problem – durch die geschlossene Tür. So weit alles korrekt, Maestro?«
    »So weit stimmt alles, Harry.«
    »Nenn mich noch einmal Harry, und ich werd narrisch!«
    »Okay, Harry.«
    »Hupf in Gatsch!« Franz-Xaver warf ihm einen bösen Blick zu, führte aber die Bestandsaufnahme fort. »Was wissen wir über die Leich? Klaus Grad war also … wie viel Jahre alt?«
    »Zweiundsiebzig. Und bevor du weiter fragst: wohlhabender Elektriker im Ruhestand, verwitwet, eine Tochter, die gerade auf Skiurlaub ist. Reich geworden nach dem Krieg. Nach Ansicht von Inge Bäder konnte er nicht golfen und hatte keine Ahnung von Kunst. Dafür war er ein Wohltäter der Kirche und an der armen Kreatur. Er führte ein vorbildliches Leben – bis auf einen unbestätigten Hang zum Alkohol.«
    »Und dass er sich in fremden Betten umeinander trieb. Niemand bringt jemand um, weil er so ein guter Mensch ist.«
    Julius dekorierte ein Lavendeldessert mit gesponnenem Zucker sowie einem Karamellkörbchen und gab es einem der Kellner, die für ihr Geld arbeiteten, statt zu reden.
    »Diese Affäre mit Susanne Sonner, das glaub ich einfach nicht. Sie wirkt nicht wie eine Fremdgängerin.«
    »Nach außen, lieber Chefkoch, nach außen. Und dass der Rolf Sonner ein fleißiger Mann ist, der viel Zeit in seinem Büro zubringt, ist auch allerorten bekannt. Vielleicht zu viel Zeit. Die Weibsleut brauchen halt a bisserl Zuwendung ab und an.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass der Herr Sonner der Frau Sonner auf die Schliche gekommen sein könnt. Vielleicht genau am Tag des Ausflugs – und dann hat er gleich die erste Chance genutzt, um den Nebenbuhler

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