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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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gemacht. Er wusste nun um seine Macht. Die Menschlichkeit bröckelte ab wie der Putz an einer italienischen Dorfkirche.
    Julius besah sich jeden der sieben im Blauen Salon. Fand die Zeit, jeden zu mustern. Die Gesichter verrieten vieles, aber Julius musste sich eingestehen, dass er in keinen Augen einen Mord sehen konnte.
    Es war ein glücklicher Zufall, der ihm die Verdächtigen auf dem Präsentierteller bescherte. Der Termin stand seit Monaten fest. Einmal im Jahr ging die Führungsriege des Golfclubs auswärts essen und düpierte den Chef ihres Vereinsrestaurants im Milsteinhof. An diesem Abend tagte sie in der »Alten Eiche«. Julius setzte sich – ganz höflicher Gastgeber – dazu.
    Inge Bäder wirkte müde. Sie hob die Gabel, als lägen Steine darauf und nicht der wunderbar aromatische Saumon à l’unilaterale – der einseitig gebratene Lachs, bei dem der Gargrad von unten nach oben abnahm, die Aromen bei der zweiten Garstufe jedoch von oben nach unten gewandert waren. Das Gericht war Teil des molekulargastronomischen Menüs, das heute erstmals angeboten wurde. Inge Bäder konnte sich weder dafür noch für das Gespräch über Klaus Grad, den Mord oder das schlechte Licht, das dieser auf den Verein warf, erwärmen. Sie schien sich zu langweilen. Sie war eindeutig:
    Typ 12: Die Lustlose
    Mit den Jahren war es gekommen, dass Julius sein Gegenüber nach dessen Art zu speisen beurteilte. Es hatte sich als sehr zuverlässige Methode erwiesen. Fünfundfünfzig Typen hatte er mittlerweile kategorisiert. Er selbst war Typ 2: Der Vielfraß.
    Steve Reifferscheidt war der Nächste, der auf diese Art und Weise sondiert wurde. Der sonnenbankgebräunte Maurer war das Aushängeschild des Vereins, das größte Talent, und aus diesem Grund, trotz seiner jungen Jahre, im Vorstand. Reifferscheidt aß sportiv – höher, schneller, weiter. Er packte so viel wie irgend möglich auf die Gabel, ließ sie zum Mund emporschnellen und schien die Nahrung einem Hai gleich in großen Stücken zu verschlingen. Er aß in einer Geschwindigkeit, als gäbe es kein Morgen, als wäre dies seine Henkersmahlzeit. So fix wie sonst wohl zum Einlochen drang er nun zum blanken Teller vor.
    Jetzt aß er sogar die Deko!
    Er wollte alles. Direkt. Komplexere Gedankengänge wie jene, die für den Mord im Regierungsbunker nötig waren, traute Julius ihm nicht zu. Der junge Golfspieler war in der Eichendorffschen Charakterskala:
    Typ 37: Der herzlose Völler
    Susanne Sonner saß in einem schwarz paillettierten Kostüm neben ihm. Sie lächelte unentwegt, wenn sie nicht gerade aß. Wirkte sie ansonsten charmant und freundlich, so zeigte sich in ihrem Essstil tiefe Unsicherheit, ja geradezu ein Misstrauen gegenüber der Welt. Sie schaute sich jeden Bissen lange an, bevor er in ihren Mund wanderte. Nach Gräten, Schrotkugeln, Glassplittern oder Gift Ausschau haltend. Julius fragte sich, woher diese Unsicherheit bei der sonst so selbstbewussten Frau kam. Sie schien sich geradezu manisch auf ihr Essen zu konzentrieren. Den vor ihr stehenden Wein rührte sie nicht an, nur das Wasser schien ihr sicher genug zu sein.
    Sie benötigte einen Vorkoster. Sie war:
    Typ 7: Der Chirurg
    Ihr Mann war das genaue Gegenteil. Der modisch gekleidete Mittfünfziger konzentrierte sich beim Essen klar auf die flüssigen Bestandteile. Julius wusste nicht viel über den Immobilienhändler, außer dass er wohlhabend war und mit Vorliebe Schlösser und Burgen an den Mann brachte. Seine Miene war aalglatt. Julius beobachtete, wie Sonner alles in die Soße tunkte, bevor er es zum Mund führte, wie er sich dabei hinunterbeugte, als würde er am liebsten mit der Zunge über den Teller fahren.
    Für einen wohlhabenden Mann, der sich in den so genannten besten Kreisen bewegte, hatte er bemerkenswert schlechte Manieren. Jetzt nahm er sich ein Stück Brot, stellte den Teller leicht schräg und sog den letzten Rest Soße auf. Eine kleine Stimme in Julius rief stolz »Es scheint ihm doch prima zu schmecken!«, aber sie wurde nicht erhört. Woher rührte Sonners Fixierung auf alles Nasse? Wein ließ er sich gerade wieder nachschenken. Und warum sah er seine Frau so merkwürdig an, den Kopf leicht schräg gelegt, die Zähne fletschend, es aber wie ein Lächeln aussehen lassend?
    Typ 24: Der Ausgedörrte
    Für den nächsten Verdächtigen fand Julius schnell eine Schublade. Auf dieser stand:
    Typ 1: Arroganter Fatzke
    Volker Vollrad, der Marketingchef von Cassianus, einer berühmten

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