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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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seinem Kater zu sehen. Denn auch die zärtliche Fellpflege einer anderen Katze vermochte es, Julius’ gefräßigen Untermieter in diese Hochstimmung zu versetzen. Vielleicht war es aber auch die mysteriöse orangefarbene Katze, von der Antoine Carême berichtet hatte?
    Es war keine von beiden.
    Es war der Unsympath.
    Volker Vollrad kniete neben dem Kater, der auf dem Rücken lag, die Vorderpfoten wie ein kleiner Hase angelegt, die Augen genüsslich geschlossen.
    »Ich habe noch nie eine so verschmuste Katze erlebt«, sagte Vollrad. »Ein wahnsinnig liebes Tier.«
    »Ein Engelchen mit einem B davor.«
    »Kennen Sie die Katze?«
    »Die Katze ist ein Kater, heißt Herr Bimmel und hat bei mir freie Kost und Logis.«
    Der Kater ließ sich von dem Gespräch nicht beeindrucken. Als wollte er die Stimmen übertönen, schnurrte er sogar noch lauter.
    »Bei einem Spitzenkoch hat man als Katze wahrscheinlich ein feines Leben.«
    »Solange dieser Spitzenkoch nicht aus Asien stammt.«
    Vollrad kraulte den Kater nun unterm Kinn und auf der Brust, wo das Fell besonders weich war.
    »Warum ›Herr Bimmel‹?«
    »Er ist früher als kleiner Kater viel rumgestreunt. Ich wusste nie, wo er war. Da hat er ein kleines Glöckchen umbekommen. Die Kinder in der Nachbarschaft riefen immer ›Da kommt der Bimmel!‹, wenn er angetrabt kam. Und so wurde aus Yquem – so hieß er ursprünglich – Herr Bimmel.«
    »Den Namen hat er sich also redlich verdient.« Vollrad kraulte unbeirrt weiter, als warte drinnen niemand auf ihn.
    »Wollen Sie nicht wieder zu Ihren Gästen?«
    »Müsste ich, aber wer kann so einen kleinen Kater schon allein lassen?«
    »Klein ist nett gesagt für den dicken Pummel.«
    Julius besah sich Vollrad und entschied, dass der Moment gekommen war, ihn auszuquetschen.
    »Haben Sie eigentlich auch Angst?«
    »Angst? Wovor?« Vollrad stand auf.
    »Vor dem Mörder.«
    Herr Bimmel strich um Vollrads Bein und hinterließ einige weiße Haare auf der schwarzen Hose. Das schien dessen Besitzer wenig zu stören. Er strich dem Kater über den gereckten Kopf. »Das beschäftigt Sie ja sehr.«
    »Nicht nur mich. Viele haben Angst«, bluffte Julius.
    »Wieso sollte der Mörder noch jemanden umbringen?«
    »Mitwisser.«
    »Wovon?«
    Julius nahm Herrn Bimmel nun auf den Arm. Es reichte. Sein Kater ließ sich schließlich nicht von jedem streicheln! »Wussten Sie schon, dass Steve Reifferscheidt einen neuen Job hat?«
    »Sie wechseln die Themen schneller als Boris Becker seine Gespielinnen.«
    »Eigentlich nicht …«
    »Wundert mich, dass er wieder einen Dummen gefunden hat. Er ist ein netter Kerl und ein verdammt guter Golfspieler, ein echtes Naturtalent. Aber als Maurer muss er eine absolute Lusche sein. Wer immer ihn eingestellt hat, kennt ihn entweder nicht oder hat einen guten Grund, ihm trotz seiner Fähigkeiten einen Vertrag zu geben.«
    Der Kater sprang wie ein Karnickel aus Julius’ Armen in Richtung Vollrads Bein, die Flanke an dessen Unterschenkel reibend.
    »Streicheln Sie ihn nicht genug?«
    »Es ist nie genug. – Hessland ist der neue Arbeitgeber.«
    »Da schau her.« Vollrad spitzte fast unmerklich die Lippen. »Ich muss, glaub ich, wieder rein. Das Buffet war übrigens phantastisch! Ich denke, wir werden in Zukunft häufiger zusammenarbeiten. Danke noch mal, dass Sie …«
    »Schon gut.«
    »Darf ich Sie noch einigen meiner Gäste vorstellen?«
    »Sie dürfen.«
    Julius konnte ihn immer noch nicht leiden.
    Herr Bimmel sah dies definitiv anders.
    Auf einer langen Autofahrt kommen die Gedanken wie von allein. Julius wurde von einer ganzen Schar Fragen begleitet, seit er die »Alte Eiche« nach der Präsentation abgeschlossen und sich in den Wagen gesetzt hatte. Während Ahrbrück, Hönningen, Liers und Dümpelfeld an ihm vorbeizogen, versuchte er eine nach der anderen zu beantworten.
    Viele drehten sich um die große Unbekannte. Barbara Grad.
    Warum war Grads Tochter nicht zu erreichen? Warum kam sie nicht zurück? War sie tot? War sie geflohen, nachdem sie den Mord an ihrem Vater organisiert hatte? Wen hätte sie dazu anheuern können? Steve Reifferscheidt? Welchen Grund hatte Hessland, ihn einzustellen? Handelte es sich um ein Mordkomplott?
    Die Straße war gestreut, sie wirkte wie gepökelt. Ein glänzender Teerstrom im weißen Schnee. Die Reifen knirschten unentwegt.
    Ein Mordkomplott. Daran hatte Julius noch gar nicht gedacht. Da beim bisher einzigen Kriminalfall seines Lebens ein Einzeltäter hinter allem steckte,

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