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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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kompliziert.«
    »Willst du mir nicht sagen, worum es geht?«
    »Wir Normannen hätten im 11. Jahrhundert nicht den Königreich England erobert, wenn wir kleine Plappermäuler wären!«
    »Das mag sein. Ihr Normannen benutzt eure Münder lieber zum essen. Eine sympathische Angewohnheit.«
    »Gestern war übrigens einer von der Golfer bei mir im Restaurant.«
    »Welcher?«
    »Ich hab noch mal den Weihnachtsmenü gemacht. Als Aperitif ein Hagebutten-Cocktail, dann Kaninchenrücken mit Ahrtal-Gemüsesalat und Kürbis-Chutney, danach Rehpastete mit Löwenzahnblüten-Chutney und als Hauptspeise ein Weihnachtspute mit Sesamkruste und Ingwer-Topinambur. Ich hatte Lammkeule im Kräuterheu vorgeschlagen, aber den wollt er nicht. Die gare ich mit grünen Bohnen.«
    »Wer war es denn nun? Manchmal kannst du ein ganz schön zäher kleiner Franzose sein …«
    »Es war den Reifferscheidt. Der soll doch so begabt sein?«
    »Er ist der Bernhard Langer des Tals.«
    »Hat ganz groß gefeiert.«
    Julius wurde hellhörig. »Weißt du, warum?«
    »Aber sicher. Ein guten Koch weiß alles über sein Gäste.«
    Was konnte Reifferscheidt gefeiert haben? In der Zeitung stand nichts von einem Turnier, das er gewonnen hatte.
    »Den Reifferscheidt war doch so lange auf Jobsuche. Und weil den Grad ihn wohl überall angeschwärzt haben soll – sagt man sich so –, hat das lang gedauert.«
    »Und wo ist er untergekommen?«
    »War sehr spendabel mit Trinkgeld, weiß, was sich gehört, den jungen Mann!«
    »Nu lass die Katze schon aus dem Sack!«
    »Seit vorgestern ist den Reifferscheidt bei sein neuen Arbeitgeber. Und der heißt Jochen Hessland.«
    Plötzlich wurde es Julius heiß.
    Viel heißer, als von den Betreibern der Sauna geplant.

V
    »In drei Teufels Namen!«
    Es war Sonntag. »Great Grapefruit«, das neue Wahnsinnsprodukt von Cassianus, hatte das Licht der Welt und das Innere vieler Kehlen erblickt. Das Klirren der Gläser beruhigte Julius. Das Geräusch der Gespräche, die in der Küche nur als gedämpftes Murmeln ankamen, hatte eine Bedeutung: Es gefiel. Seine Gäste fühlten sich wohl. Julius konnte es genau erkennen. Der Ton, der durch die Türen drang, musste eine gewisse Lautstärke und Höhe haben. Ein hohes Murmeln verriet Hektik, ein zu leises Schläfrigkeit, was an einem langweiligen Redner oder an zu schweren Speisen liegen konnte. Schweigen, so sagten manche Köche gern, war das beste Zeichen. Dann schmeckte es allen. Julius hatte andere Erfahrungen gemacht. Vielleicht war es nur in der Eifel so, aber hier sprachen die Leute darüber, wenn es ihnen schmeckte. Der echte Ahrtaler hielt es nicht aus, etwas Köstliches zu essen, ohne es kundzutun. Wenn er etwas Gutes auf dem Teller hatte, dann sollten es auch bitte alle wissen!
    Ein solches Murmeln drang nun aus dem Restaurant.
    Häufig kam er im Stress nicht dazu, dieser »Musik« zu lauschen, auf die ein Großteil seiner Arbeit zielte, häufig vernahm er nur das Scheppern von Pfannen und Töpfen. Doch jetzt herrschte in der Küche Stille. Das Buffet war längst abserviert, das Geschirr gespült, der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Die Sonne hatte sich aus dem Ahrtal verabschiedet und schickte nur noch letzte träge Strahlen über die Weinbergkuppen hinunter zum Fluss.
    Julius musste nur noch in der Menge baden, seine Gastgeberpflichten erfüllen. Dies war sowohl lästige Pflicht wie Krönung des Tages. Er hatte gelernt, diesen Teil des Berufes zu genießen, auch wenn er nicht seiner Mentalität entsprach. Julius konnte Lob schlecht vertragen, obwohl er es sich wünschte. Er wusste bis heute nicht, wie er darauf reagieren sollte, also lächelte er zumeist nur. Er schämte sich fast, Anerkennung für etwas zu bekommen, das ihm so viel Freude bereitete. Aber eben nur fast. Denn hinter wirklich gutem Essen steckten immer auch harte Arbeit, Zeit und Geduld.
    Julius trat vor den Eingang der »Alten Eiche«. Er wollte noch einmal tief Luft holen, bevor er sich unter die Gästeschar aus Journalisten, Honoratioren und anderen sehr, sehr wichtigen Menschen mischte.
    Er hörte ein Schnurren. In seiner persönlichen Hitparade stand dies sogar noch vor dem Murmeln zufriedener Gäste.
    Schnurren war auf Platz eins.
    Und dies war Schnurren höchster Wohligkeit, das Herr Bimmel erst dann zum Besten gab, wenn man ihn schon einige Zeit an seinen Lieblingsstellen gekrault hatte. Dieses Schnurren war schwer verdient. Julius erwartete Loreley, die schwarz-weiße Katze seines Nachbarn, neben

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