Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
war er auch diesmal davon ausgegangen. Was, wenn im Golfclub viele etwas gegen Grad hatten, den sadistischen Golfspieler und Fremdgänger? Wenn sie zusammenhielten, wäre es unmöglich, den eigentlichen Mörder dingfest zu machen. Warum hatten dann aber zwei Personen ausgeplaudert, dass Hessland und Sonner sich von der Gruppe abgesetzt hatten? Zerbrach die Verschwörung? Wer hatte ein Interesse daran?
Der Fall im letzten Jahr, das wurde Julius nun klar, war nichts im Vergleich zu diesem Gestrüpp von Missgunst und Eitelkeit. Dieser Fall war unheimlich. Ein Toter mit einem Jahrzehnte alten Geheimnis. Ein Mörder, der durch Wände gehen konnte.
Julius musste sich eingestehen, während er mit Insul den letzten Ort vor seinem Ziel passierte, dass er noch gar nichts wusste. Er hatte einen Haufen Hypothesen und einen Haufen Verdächtige. Aber der Schlüssel zur Lösung fehlte ihm. Hoffentlich kam die Polizei besser voran als er. Die wurde immerhin dafür bezahlt.
Beim Treffen mit dem Golfclubvorstand, das übermorgen stattfinden würde, hätte er zumindest Gelegenheit, die dazugehörigen Schlösser noch einmal in Augenschein zu nehmen. Sie würden alle da sein.
Julius hatte einen Plan.
Er würde alle unter Druck setzen. Einer würde anspringen. Und wenn der Mörder durch Wände gehen konnte, sollte er es ruhig machen! Julius würde bereit sein. Ein Messer in jeder Hand.
Schuld tauchte vor ihm auf. Es war das erste Mal, dass Julius den auf einer Landzunge liegenden Ort besuchte. Für gewöhnlich kam er nicht über die rebstockgesäumten Hänge der unteren Ahr hinaus.
Er spazierte zur schneebedeckten Kirche von St. Gertrud, ging die Treppe hinunter, an der Post vorbei, dann zur Bogenbrücke, wo er sich die Ahr beschaute, wie sie langsam dahinfloss, in einem weichen Bett aus Daunen.
Jemand tippte ihm auf die Schulter. Anna.
»Enttäuscht, dass wir uns diesmal nicht in der Sauna treffen?«
»Ach was«, sagte Julius und war sich dabei nicht ganz sicher. »Unsere Treffen sind für mich«, er suchte nach den richtigen Worten, »wie eine Entdeckungsreise durchs Ahrtal.«
»Lass mich raten: Du bist hier noch nie gewesen. Obwohl es so nah ist.«
»Und so schön. Nein. Das Ahrtaler Oberammergau sieht mich heute zum ersten Mal. Ich bin auch noch nie zu den Passionsspielen gekommen.«
»Heide …«
Julius ging nicht darauf ein. »Ich weiß natürlich, dass Orte westlich von Altenahr existieren , sogar, dass es sich lohnt, mal hinzufahren, aber ich mache es dann doch nie. Eher fahr ich weiter weg, nach Köln, Aachen.«
»Kenn ich. Die Koblenzer Sehenswürdigkeiten hätte ich nie gesehen, wenn nicht ab und an Besuch gekommen wäre, der herumgeführt werden wollte.«
»Der Prophet im eigenen Land.«
Anna blickte über den Fluss. Beobachtete das träge fließende, von der Kälte grünliche Wasser. »Beruhigend.«
»Wenn kein Mörder frei herumlaufen würde.«
»Genau.« Anna schüttelte den Kopf, um die Flausen herauszubekommen. »Zurück zur Arbeit!«
Stimmt, dachte Julius. Die war schließlich der Grund, warum er hier war. Eben hatte in Schuld ein Verhör stattgefunden. Im Haus des Präsidenten.
»Wie gesprächig war Hessland?«
»Er sagt, er hätte die Toilette gesucht – auf eigene Faust und ohne Erfolg. Glaub ich ihm nicht. Werde ihn später noch mal ein wenig in die Zange nehmen. Sonner hat übrigens dasselbe erzählt.«
»Sextanerblasen.«
»Zum zweiten Punkt meinte Hessland, er hätte Reifferscheidt eingestellt, weil der ein guter Maurer sei. Die Gerüchte über dessen unterirdische Qualitäten hält er für dummes Geschwätz. Unsere Ermittlungen sagen da anderes. Dreimal hat er den Job schon verloren. Wegen einer Prügelei am Arbeitsplatz, wiederholtem unentschuldigtem Fehlen und einmal wegen ausuferndem Diebstahl auf dem Bau. Alle ehemaligen Vorgesetzten meinten, die Qualität der Arbeit hätte sich nach seinem Weggang deutlich gebessert.«
»Hältst du Hessland für den Mörder?«
Anna schien überrascht von der Direktheit der Frage. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. »Ich glaube nicht. Er könnte etwas damit zu tun haben, aber er ist nicht der Typ für einen Mord.«
»Wer ist der Typ dafür?«
Anna lächelte. »Erwischt. Natürlich jeder. Aber in solchen Fällen muss man sich auf seinen Bauch verlassen. Das müsstest du doch besonders gut können.«
»Du bist ja bloß neidisch. Hessland, Vollrad und Sonner traue ich es zu. Susanne Sonner wirkt zu verzweifelt, ich glaube, sie
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