Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
im Heuhaufen.«
»Es ist ein wenig wie Lotto.«
»Pech im Spiel, Glück in der Liebe.«
»Hab ich die Wahl?« Anna blickte lange auf die Ahr, dann sah sie Julius an. »Am liebsten wäre mir Glück in beidem.«
Der nächste Morgen begann mit Schlägen gegen das geschlossene Schlafzimmerfenster. Hagelkörner klackerten stürmisch aufs Haus. Julius stellte sich vor, wie Petrus einen großen Salzstreuer über dem Tal leerte. Dies animierte ihn nach einem ausgiebigen Bad noch ausgiebiger zu frühstücken. Natürlich Ei mit Worcestershiresoße, genau vier Tropfen, und natürlich etwas Schinken für Herrn Bimmel, der wie immer geduldig darauf wartete. Sprungbereit. Julius freute sich, den pelzigen Mitbewohner wieder einmal bei sich zu haben. In den letzten Tagen waren seine Ausflüge immer länger geworden, und wenn er zurückkam, war er selbst für seine tägliche Kuscheleinheit zu müde gewesen. Julius sah Herrn Bimmel eigentlich nur noch zum Fressen und Schlafen.
Jetzt schnurrte der Herumtreiber, als ginge es darum, den größten nur denkbaren Käse-Rolli zu bekommen.
Es klingelte an der Tür. Das heißt: Es musizierte an der Tür. Julius hatte die alte Klingel durch eine neue ersetzen lassen, die den ersten Satz der Pastorale spielte. Aber nicht als synthetisches Geplänkel, sondern in der Aufnahme von Günther Wand mit dem NDR -Symphonieorchester. Er konnte es nicht oft genug hören. Hatte er sich früher geärgert, wenn es klingelte, so ging er nun stets erfreut zur Tür.
Unerwarteter Besuch stand dort, das Haar von Hagelkörnern durchsetzt. Kusine Anke. Der gewölbte Bauch verriet, dass sie eigentlich in freudiger Erwartung sein sollte. Das Gesicht verriet anderes.
»Was hast du dich da einzumischen?«
Sie schien nicht vorzuhaben hereinzukommen. Sie blieb einfach stehen, während hinter ihr die Hagelkörner einschlugen.
»Ich weiß nicht, wovon du redest, aber schwangere Frauen sollten nicht zu lange in der Kälte stehen.«
»Schwangere Frauen sollten sich vor allem nicht aufregen!«, sagte sie und stieß Julius jetzt zur Seite, die Haare schüttelnd, um die eisigen Schuppen loszuwerden. Im Wohnzimmer baute sie sich wieder auf, mit einer Hand etwas vom Schinken in ihren Mund befördernd, der eigentlich für den Kater gedacht gewesen war. »Warum hetzt du bitteschön meine Mutter auf? Was geht es dich überhaupt an, wie ich mein Kind nenne? Hast du nicht genug zu tun?«
Etwas maunzte.
Julius beschloss, neuen Schinken für den Kater zu holen und sich wieder zurück an den Frühstückstisch zu setzen. Nachdem das erledigt war, wandte er sich wieder Anke zu, die den Raum nach Essbarem zu scannen schien. »Ich habe sehr wohl viel zu tun. Und ich habe niemanden aufgehetzt, und es geht mich herzlich wenig an, wie du dein Kind nennst. Möchtest du auch etwas essen?«
»Erzähl mir doch nichts vom Pferd! Seit Tagen hör ich nur ›Julius meint aber dies, Julius denkt aber das, Julius findet es überhaupt nicht gut, Julius sagt, du blamierst dich.‹ – Ich hätte gern ein Brötchen mit Honig.« Sie setzte sich.
»Akazien-, Linden-, Orangenblüten-, Klee- oder Rosenhonig?«
»Was bitte schön hast du gegen Janpeter und Eliette? Das sind doch wunderbare Namen! – Egal welcher. Akazien.«
Julius holte alles wie bestellt. »Sehr schöne Namen sind das. Vor allem, weil Janpeter ohne Bindestrich geschrieben wird. Bei späterer Heirat vermeidet der Junge so zwei Bindestriche im Namen. Das sähe aus wie eine mathematische Gleichung. – Ich schmier’s dir, Sekunde noch.«
»Du kannst dir deinen Zynismus sparen! Außerdem haben wir uns gestern für Marcel-Ernesto und Theda-Henriette entschieden. Mit Bindestrich. Weil das nämlich edler aussieht.« Julius gab ihr das geschmierte Brötchen. »Danke.«
»So, wo du jetzt mal für ein paar Sekunden den Schnabel halten wirst. Ich hab mit deiner Mutter überhaupt nicht gesprochen. Dafür beschwatzt mich der Rest der Familie wegen deines Nachwuchses. Aber denen habe ich überhaupt nichts gesagt. Natürlich habe ich eine Meinung zu euren Planungen, und was du mir da eben gesagt hast, halte ich für Spökes, aber im Endeffekt ist das eure Sache. Solange ihr mich nicht um Rat fragt, behalte ich meine Meinung für mich. – Wann ist es eigentlich so weit?«
»Kann jetzt jeden Tag kommen.« Anke schlang das Brötchen hinunter. »Hast du was zu trinken?«
»Ich hole dir etwas Tee.«
In der Küche hörte er plötzlich ein Weinen aus Richtung Wohnzimmer. Julius kam schnell
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