Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Sonner heißt mit zweitem Namen übrigens Fürchtegott. Das ist ein Problem.«
»Ein falscher Name kann die Kindheit kompliziert machen«, sagte Anke.
»Da gebe ich dir völlig Recht«, kam es von ihrer Mutter.
»Kinder können grausam sein«, wusste Jupp beizusteuern.
»Von wegen Kinder an die Macht!«, schnaubte FX .
Alle waren sich einig, dass Kinder ihre negativen Seiten hatten. Trotzdem freuten sich alle auf den Burbachschen Nachwuchs – wie immer er heißen mochte.
»Bei Ihnen ist es wohl bald so weit?«, fragte Vollrad.
»Ist das so deutlich?«
Erstaunlich, was Frauen fragten, wenn sie im neunten Monat waren und aussahen, als hätten sie einen Medizinball verschluckt. Julius konnte es nicht fassen.
»Und an welchem Datum wird Ihr Kind seinen Namenstag feiern können?«
»Am …« Anke fiel nichts ein. Julius konnte es in ihrem Gesicht lesen. Daran hatte sie nicht gedacht. Jetzt musste noch ein zweiter Vorname her.
Doppelter Ärger.
Julius gab Vollrad ein Zeichen und entschuldigte sich. Dringende Angelegenheiten.
Vorher wandte er sich aber noch einmal an die versammelte Landplage.
»Traudchen und Jupp, ich weiß nicht, was ihr beide habt. Da zieht ihr eine Tochter groß, die famos auf sich selbst aufpassen kann. Die einen netten Mann gefunden hat und eine tolle Arbeitsstelle, zu der sie sogar nach der Schwangerschaft wieder zurückkehren kann. Sie hat ihr Leben fest im Griff. Das habt ihr zwei gut gemacht. Ihr seid gute Eltern. Wieso glaubt ihr nicht, dass ihr das an eure Tochter weitergegeben habt? Wieso schenkt ihr Anke jetzt nicht das Vertrauen, das sie verdient hat? Hat sie euch jemals enttäuscht? Sie wird schon die richtige Entscheidung treffen.«
Hoffentlich hieß diese nicht Keanu oder Winona.
Aber es gab Wichtigeres als den Namen des Kindes.
Den Namen des Mörders zum Beispiel.
Die Küche brummte an diesem Abend wie ein gut geölter VW -Käfer, alles wurde rechtzeitig fertig und ging optisch einwandfrei raus. Die Gäste schienen zufrieden – die Geräuschkulisse stimmte. Das molekulargastronomische Menü war nun schon ein paar Tage auf der Karte, und die kleinen Anfangsprobleme waren gänzlich verschwunden.
Der Abend tat Julius gut.
FX lieferte regelmäßig einen Lagebericht von Tisch 7. Julius wartete bis zum Käseteller, ehe er sich dazugesellte. Ein kontrollierender Blick verriet ihm, dass die Servicekraft am Käsewagen alles richtig gemacht hatte. Die schmackhaften Milcherzeugnisse lagen im Uhrzeigersinn, von der Geschmacksintensität her ansteigend, auf dem Teller. Neben jedem Käse ein kleiner Löffel mit passender Marmelade, Chutney oder Pesto. So hatte er es einmal in Norditalien gesehen und die Idee sofort importiert.
»Guten Abend, Herr Wuse-Daun, schön, dass Sie es einrichten konnten! Und da ist ja auch Ihr neuer Star-Magier. Freut mich, Sie mal persönlich kennen zu lernen, ich bin ein großer Fan.«
Eine Lüge. Julius hatte noch keinen Auftritt des jungen blonden Mannes gesehen, der seit November eine Show im großen Freizeitpark südlich Kölns, dem »Traumreich«, hatte, das Wuse-Daun leitete. Er hatte nur von ihm gehört. Das aber hatte gereicht, um kurz nach dem ersten Mord eine Einladung auszusprechen. Wenn er wissen wollte, wie man durch Türen ging, hatte Julius sich gedacht, musste er mit jemandem sprechen, der es konnte.
Wuse-Daun stand auf und reichte Julius die Hand. »Wie könnte ich eine Einladung von Ihnen nicht annehmen? Viel zu selten komme ich in den Genuss solcher Köstlichkeiten! Die Zeit frisst einen auf. Von Kopf bis Fuß.«
Da hatte sie an Wuse-Daun viel zu fressen, dachte Julius. An dem Mann neben ihm allerdings kaum.
»Hat es Ihnen auch geschmeckt, Herr Magus?«, fragte Julius.
»Ja. Sehr. Danke.«
Es wirkte wenig überzeugend. Magus war Mitte zwanzig, schätzte Julius, und legte mehr Wert auf sein Äußeres, als gut war. Julius konnte die Schminke sehen. Simon Magus schien zu merken, dass seine Antwort nicht begeistert genug geklungen hatte.
»Ich hab keine Erfahrung mit so was. Essen ist mir auch nicht so wichtig. Nehmen Sie’s mir nicht übel, Meister, aber bei Burger King ess ich genauso gern – und es dauert nicht so lange.«
Was für ein sympathischer junger Kerl.
Jetzt lächelte er arrogant.
Julius hätte ihn am liebsten auf kleiner Flamme geröstet und zwischen zwei pappige, geschmacklose Weißbrothälften gesteckt. Zuckriger Ketchup und dehydrierte Gurkenscheibe inklusive.
Aber er war freundlich.
»Jeder Jeck ist
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