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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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zeig Ihnen ein Foto. Sie ist eine ganz Süße.«
    Und das war sie auch. Es war fraglos die schönste Katze, die Julius je gesehen hatte. Die alten Ägypter hätten sie angebetet. Scharwenzelte Herr Bimmel nicht zurzeit mit einer orangefarbenen Katze herum?
    »Da fällt mir ein, Sie wohnen ja in Heppingen. Was für ein Zufall! Marlene, so heißt meine Süße, lebt gleich bei Ihnen um die Ecke, bei meiner Schwester. Zurzeit hat sie wohl einen Verehrer. Einen schnuckeligen, molligen Kater aus der Nachbarschaft. Zuerst hatte ich Marlene hier in der Wohnung, aber sie war das Rausgehen gewohnt und hat ganz schrecklich gemaunzt. Das ging nicht.«
    Was hatte das jetzt zu bedeuten? Ein Scherz des Schicksals? Julius beschloss, später darüber nachzudenken. Wichtiger war, wie er wieder auf Inge Bäder zu sprechen kam. Eine kleine Lüge könnte den Trick vollbringen.
    »Ihre Tante hat mir einige Kunstwerke für mein Restaurant besorgt. Ich weiß noch, wie sie erst nachschauen musste, auf welches Konto ich das Geld überweisen sollte, so viele hatte sie wohl.«
    »Oh ja! Das ist wahr! Ich weiß nicht, wofür sie die alle gebraucht hat.«
    »Wahrscheinlich hatte sie sogar ein Nummernkonto in der Schweiz.«
    »Ach was! So was gibt’s doch nur in Filmen.« Sie lachte.
    Wo steckte das Geld, das Inge Bäder für den Verkauf der Monstranz bekommen hatte, dann? Hatte sie ihre Provision nie erhalten? Julius machte sich an die nächste Spur.
    »Wie in Filmen ist im Tal zurzeit ja einiges. Wussten Sie, das Klaus Grads Tochter immer noch verschwunden ist? Vielleicht kennen Sie sie ja, sie wohnt auch in Remagen.«
    »Remagen ist nicht so klein, dass jeder jeden kennt.« Das war wohl nichts, dachte Julius. »Aber die Barbara kenne ich gut. Eine ganz Liebe. Trotz des Vaters.« Sie blickte in Richtung Boxen. »Das Lied ist mein liebstes, da hab ich zum ersten Mal selbst den Text geschrieben. Es heißt ›Sonntagmorgenkuss‹, hoffentlich koppeln wir das aus.« Sie stellte es lauter.
    Julius hörte zu. » Ich möchte nicht aufstehen / Wenn die Sonne aufgeht / Möchte nur geweckt werden / Immer wieder / Von dir / Mit deinem Sonntagmorgenkuss «. Das war gar nicht so schlecht. Das sagte er dann auch.
    »Danke. Sie sind wirklich nett. Ich freu mich total, dass Sie hier sind. Sie sind ja eine Berühmtheit im Tal.«
    Julius wurde es noch heißer. Aber weiter ausziehen konnte er sich nicht.
    »Ach was! Sie wird man bald in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz kennen. – Hat Barbara Grad das Lied schon gehört?«
    »Leider nein. Nach der Sache zwischen Steve und ihrem blöden Vater, ‘tschuldigung, aber das war er wirklich, war sie total verändert. So wütend hab ich sie noch nie erlebt, richtig rachsüchtig. Meinte, ihr Vater würde alles kontrollieren, immer schon, und ihr ganzes Leben versauen. Für den war die Aufgabe, Barbara großzuziehen, nachdem die Mutter so früh gestorben war, einfach zu schwer. Das hat er nicht hinbekommen. Und dann den Steve zu verprügeln. Da wollt sie ihm eins auswischen, das er nie vergisst. Das hat sie so erzählt.« Sandra Böckser wurde klar, was sie da gerade gesagt hatte. »Das soll nicht heißen, dass sie ihren Vater umgebracht hat. Dazu wär sie gar nicht fähig. Auf keinen Fall. Nicht die Barbara.«
    »Wissen Sie denn, wo sie jetzt ist?«
    »Nein. Ich hab ihr schon ein paarmal auf den Anrufbeantworter gequatscht, aber sie hat nicht zurückgerufen. Das sieht ihr überhaupt nicht ähnlich. Die Barbara ist eine ganz korrekte – halt eine Lehrerin.«
    Es gab also doch Klischees, die stimmten.
    »Darf ich Sie mal etwas … Merkwürdiges fragen?«
    Sandra Böckser war verunsichert und stellte die Musik leiser. »Ich weiß nicht. Wie merkwürdig?«
    »Sagen Sie es mir. Vielleicht, ach bestimmt erinnern Sie sich an den Abend, bevor Ihre Tante ermordet wurde.«
    »Ja. Natürlich. Sie waren da ganz komisch drauf.«
    »Es geht mir nicht mehr aus dem Kopf, was Sie mir damals erzählten. Ich sagte, ich hätte Sie im Bunker gesehen, und Sie erwiderten, das könnte gar nicht sein, Sie hätten extra aufgepasst .«
    Einige Zeit war nur Sandra Silvas Lied »Wahrheit, Liebe, Hoffnung« zu hören.
    »Das habe ich wirklich gesagt?«
    Julius nickte.
    Das Lied endete mit der Zeile »Alle Körnchen Wahrheit streue ich dir ins Auge«. Julius schmerzte es am Lid.
    »Ja. Es ist wahr. Ich habe mich von der Gruppe abgesetzt.« Sie ließ den Morgenmantel etwas aufgleiten, den Blick auf ihr ebenmäßiges Bein freigebend.

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