Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Mädchen wird?«, fragte Anke und blickte verwirrt von ihrem Kaffee auf. Ihre Eltern hatten die vor ihnen stehenden Tassen noch nicht angerührt.
»War nur so eine Vermutung.«
Anke schien entrüstet. »Niemand weiß, was es wird. Außer dem Arzt, und der hat es keinem erzählt. Noch nicht einmal uns. Das wollten wir so.«
»Dabei könnte man schon so viel vorbereiten, wenn man es wüsste«, schaltete sich Jupp ein. Er wirkte nervös. Erst jetzt fiel Julius auf, dass der Schlot von Gimmigen nicht rauchte. Schließlich war eine werdende Mutter im Raum. Kein Wunder, dass er mies gelaunt war.
Auf diese Diskussion hatte nun Anke ihrerseits keine Lust. Sie kam zum Kern der Sache. »Julius möchte euch etwas sagen.«
In der folgenden Stille war nur Jupp zu hören, der sich nun doch entschlossen hatte, seinen Kaffee zu schlürfen. Mit »Hast du vielleicht auch etwas Gebäck?« beendete er das Schweigen.
»Nun lass den Julius doch erst mal was sagen«, verlangte Traudchen.
Julius sah zu Anke. Ihr Blick war unmissverständlich. Ein Rückzug konnte blutig werden.
»Also gut …«
Die Eingangstür wurde laut aufgerissen, und fröhlich pfeifend kam FX in den Raum. »Grüß Gott, die Herrschaften!«
»Hallo, Franz-Xaver«, sagte Anke, die ihn schon längere Zeit kannte.
»Des heißt ab jetzt FX , bittschön, man muss mit der Zeit gehen.«
Julius genoss diesen Augenblick verdutzter Gesichter. So was bekam man nicht alle Tage zu sehen. Auch FX musste es bemerkt haben. »Gesprochen Effix . Ganz schnell zusammen. Ich hol mir auch einen Kaffee, wenn’s genehm ist.«
Anke schüttelte verständnislos den Kopf. »Können wir jetzt bitte wieder zum Thema kommen?«
Kurz und schmerzlos, dachte Julius. Und los. »Was immer Anke für das Richtige hält, es ist ihr Kind und ihre Verantwortung. Sie fühlt sich da wohl ein wenig von der Familie unter Druck gesetzt.«
Jetzt verstand er, warum es hieß, Lawinenabgänge könne man nicht vorhersagen.
Es wurde laut.
»Wer setzt sie denn unter Druck?«, fragte Traudchen beleidigt.
»Die spinnt doch«, meinte Jupp. »Kann doch machen, was sie will. Geht uns doch nichts an. Soll sie doch in ihr Unglück rennen mit Marcel-Ernesto und Theda-Henriette. Von mir aus!«
»Die Namen sind schon längst out«, warf Anke ein und hatte die gesamte Aufmerksamkeit für sich. »Das Kind heißt entweder Keanu oder Winona.«
»Was?«, fragte der Jupp-Traudchen-Julius-Chor.
»Das sind die Namen meiner beiden Lieblingsschauspieler.«
»Also amerikanische Namen find ich net passend. Des ist albern«, sagte FX und setzte sich, den Kaffee umrührend, dazu.
»Junger Mann, halten Sie sich da mal raus. Mit jemandem, der sich FX nennt, diskutiere ich doch überhaupt nicht«, raunzte Jupp.
»Ich darf doch sehr bitten! Ich wollt nur a bisserl helfen.«
»Felix wäre ein schöner Name«, sagte Julius, dem nun alles egal war. Sie wollten seine Meinung, da hatten sie sie. »Oder Jule, wenn es ein Mädchen wird.«
Es klingelte an der Tür.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, wollte Anke wissen.
»Ja, das sind schöne Namen«, befand Traudchen. »Aber Julia wäre noch schöner.«
»Damit könnte ich leben«, sagte Jupp.
Es klingelte wieder.
»Also, Julia heißt doch jedes dritte Hascherl. Aber meine Meinung will ja eh keiner net hören, dankschön auch.«
Es klingelte noch einmal.
»Könnte der Herr Maître d’hôtel vielleicht mal die Tür aufmachen, anstatt hier Festreden zu halten?«
FX ging und kam mit Volker Vollrad wieder.
Der hatte Julius gerade noch gefehlt.
»Ich wollte nur kurz die Rechnung bezahlen. Ich dachte, ich mach’s lieber persönlich.«
»Ist es Ihnen jetzt doch zu teuer?«, fragte Julius, der preislich ordentlich zugelangt hatte.
Anke, Traudchen, Jupp und FX schauten sich derweil missmutig an.
»Nein, ich dachte nur, das wäre netter. Wir wollen ja auch in Zukunft zusammenarbeiten.«
Wollen wir das?, fragte sich Julius.
»Wenn’s gerade unpassend ist, kann ich auch gern ein andermal wiederkommen«, sagte Vollrad nach einem Blick in die Runde.
»Sie kommen gerade gelegen. Wir … feiern meinen Namenstag.«
»So ein Zufall. Heute ist doch …«
» Sagen Sie’s nicht!«
»Wieso?«
»Er ist mit seinem zweiten Vornamen a bisserl komisch«, sagte FX .
»Ach was?«
»Lassen Sie uns vielleicht lieber schnell das Geschäftliche regeln.«
»An dem Namen ist doch nichts falsch. Bei mir ist es Isidor, keine Ahnung, was sich meine Eltern dabei gedacht haben. Rolf
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