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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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anders«, sagte Julius nur. »Wie läuft Ihre Show?«
    »Sie läuft hervorragend«, sagte Wuse-Daun. »Fast jeden Tag ausgebucht. Er hat sogar einen Fanclub.«
    Magus schob den Käseteller von sich, als handele es sich um madendurchsetztes Hundefutter. »Viel zu viel Fett. Kann ich mir nicht erlauben«, kommentierte er das Sakrileg.
    Ein richtiges Herzchen.
    Ob alle Illusionisten so waren? Auf der Bühne wirkten sie immer ungeheuer sympathisch. Wohl auch nur eine Illusion.
    »Was steckt eigentlich hinter Ihren Tricks?«
    Magus lachte laut auf. »Das werde ich Ihnen gerade erzählen. Die sind mein Kapital, verstehen Sie, davon lebe ich, und dafür habe ich bezahlt.«
    »Nun stellen Sie sich mal nicht so an, der Herr Eichendorff wird sie schon nicht weiterverraten«, sagte Wuse-Daun.
    »Natürlich nicht, er erzählt es nur seinen besten Freunden, und die erzählen es dann ihren und so weiter. Das ist nicht persönlich gemeint, aber Verschwiegenheit ist das oberste Illusionistengebot.«
    »Ich verstehe das«, sagte Julius. »Ich verrate meine Rezepte auch nicht jedem. Aber bei Ihnen würde ich eine Ausnahme machen.«
    »Tut mir Leid.«
    Dann eben von der anderen Seite.
    »Haben Sie von den Morden hier im Tal gehört?«
    »Wollen Sie mir jetzt drohen, oder was?«
    »Also, Herr Magus, bitte!«, sagte Wuse-Daun und nahm sich den weggeschobenen Käseteller.
    »Warum sollte ich Ihnen drohen?«, fragte Julius. »Ich erwähne das aus einem ganz anderen Grund. Haben Sie nicht mitbekommen, dass der Mörder zweimal aus einem von innen verschlossenen Raum entkommen ist?«
    »Und jetzt meinen Sie, ich wär’s gewesen. Na wunderbar. Vielen Dank fürs Essen, Meister!«
    Julius hatte Wuse-Dauns Hand nicht kommen sehen, aber nun lag sie auf Magus’ Arm und drückte ihn herunter. »Wenn Sie sich nicht sofort wieder Ihrer Manieren erinnern, haben Sie die längste Zeit eine gut bezahlte Show in meinem Park gehabt. Ich lasse mich von Ihnen nicht vor einem so renommierten Koch wie Herrn Eichendorff blamieren! Die chinesischen Artisten warten nur darauf, wieder zurückkommen zu dürfen.«
    Simon Magus schaute Wuse-Daun böse an. Dann schob er dessen Hand vorsichtig beiseite. »Ich habe wohl etwas überreagiert, sorry. Aber ich kenne Herrn Eichendorff ja nicht.«
    »Ich wollte nur Ihre fachmännische Meinung hören. Gibt es Tricks, mit denen man rauskommen könnte?«
    »Die Fenster waren verschlossen?«
    »Ja.«
    »Geheimgänge oder Falltüren?«
    »Nein.«
    »Dann gibt es keine Möglichkeit.«
    »Ich habe mal diese Sendung mit David Copperfield gesehen, da ist er durch die Chinesische Mauer gegangen«, sagte Wuse-Daun.
    Magus schien kurz zu überlegen, bevor er weiterredete. »In Wirklichkeit ist er über sie gegangen. Obwohl jeder aus seiner Hundertschaft von Mitarbeitern nur ein Bruchstück der Nummer kannte, ist rausgekommen, dass er sich in einem der Gerüste versteckte und über die Mauer spaziert ist. Im Endeffekt besteht der Trick nur aus ein wenig Projektion und einem Helfer, der Copperfield darstellt. Als er die Freiheitsstatue verschwinden ließ, drehte sich in Wahrheit nur die Zuschauertribüne. Das war der ganze Trick. Natürlich ist da immer noch viel drumherum.«
    Julius nickte matt.
    »Haben Sie wirklich geglaubt, der geht da in echt durch?«
    »Nein«, sagte Julius. Und doch, er hatte es gehofft.
    »Ich hab mich schon mit Feuerspeeren durchbohren lassen, bin einer riesigen Kreissäge entkommen, in Luft auflösen ist eine meiner Spezialitäten – alles Großillusionen.«
    »Was gibt’s denn noch außer Großillusionen?«
    »Ach, eine Menge. Manipulation, Mentalmagie, Kartenmagie, Mikromagie, Kinderzauberei, Kartenseilroutinen oder zum Beispiel das hier.«
    Simon Magus holte eine Zigarette aus der Jacketttasche und zündete sie an. »Ich weiß, dass man hier nicht rauchen darf. Es wird schnell gehen.« In Magus’ Hand tauchte ein leicht durchsichtiges Tuch auf. Er legte es auf die Hand, grub zwischen Daumen und Zeigefinger eine Mulde, packte die Zigarette in diese, zog die Hand weg und zeigte Julius das leere Tuch.
    Applaus war zu hören.
    »Dafür doch nicht«, sagte Magus.
    »Und wie haben Sie das jetzt gemacht?«
    Magus zog seinen Daumen lang und immer länger, bis er die Spitze in der Hand hielt. »Ist aus Plastik und innen metallverkleidet. Alles eine Frage der Geschwindigkeit und der Ablenkung. Der Zuschauer darf nicht drauf achten.« Er holte die Zigarette aus der Daumenspitze.
    »Aber durch geschlossene Türen?«,

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