Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
wollen die Weibsleut doch!«
FX schaffte es mit dieser Aussage in den neuen Duden. Sein Bild findet sich neben dem Eintrag zu »Schussel«.
Anna sprach wieder. »Ich kann alles hören, was Sie sagen. Die Freisprechanlage ist an. Auf Wiederhören.«
Julius dachte darüber nach, FX einen kräftigen Schubs zu verpassen. Aber ihm war nicht danach. Er war gerade von einem D-Zug überrollt worden und musste erst mal seine Körperteile einsammeln.
Als sie die Autobahnabfahrt Bad Neuenahr nahmen, war es bereits dunkel. Sie fuhren auf der Straße in Richtung Heppingen. Plötzlich erschien ihnen ein Licht.
Es flog, die Luft in dünne Scheiben schneidend, über sie hinweg.
»Was macht denn der Hubschrauber hier? Und warum steigt der net a bisserl höher?«
»Ich frag mich, was die Suchscheinwerfer sollen.«
»Da stimmt was net!«
Der Hubschrauber flog in die Richtung, die sie für den Nachhauseweg einschlagen mussten. Sie rasten vorbei an der Weinbergslage Schieferlay, um den Helikopter nicht zu verlieren. Kurz bevor sie unter der Autobahnbrücke hindurchgefahren wären, konnten sie es sehen. FX hielt den Wagen sofort an und parkte am Straßenrand.
Er war nicht der Einzige.
Etliche Schaulustige hatten sich eingefunden und reckten die Köpfe Richtung Bad Neuenahrer Sonnenberg. Über diesem schwebte nun der Hubschrauber. Die Scheinwerfer waren auf einen bestimmten Fleck in dem verschneiten Weinberg gerichtet. Rund um diesen waren weitere Scheinwerfer aufgebaut, grell ins Innere leuchtend. Uniformierte liefen dort oben herum. Ab und an blitzte es auf. Ganz oben am Berg war Blaulicht zu erkennen.
Julius’ Hals wurde immer länger. »Ich kann es nicht genau erkennen …«
»Sind des Buchstaben?«
Einer der Gaffer neben ihnen klinkte sich ins Gespräch ein. »Die ersten drei sind S, C und H, so viel haben wir schon rausgefunden.«
»Des stimmt! Jetzt, wo Sie’s sagen, kann ich es auch erkennen.«
Julius betrachtete den Hubschrauber. »Wahrscheinlich kann man es nur aus der Luft vernünftig lesen.«
»Aber welcher Depp schreibt etwas in einen Weinberg, das man nur aus der Luft erkennen kann?«
Es krachte.
Es quietschte.
Es krachte.
Die Geräusche kamen von weit über ihnen, aber die kalte Nachtluft trug sie herunter.
Sie kamen von der Autobahnbrücke.
»Da wollten wohl welche schauen, was hier drunten los ist.«
»Wahrscheinlich kann man es von da oben besser sehen«, sagte Julius.
FX war noch schneller im Auto als Julius, und der hatte schon sämtliche Regeln der Physik gebrochen. Auch der Schaulustige neben ihnen war in seinen Wagen gesprungen und überholte sie jetzt im Affentempo, fast einen entgegenkommenden Getränkelaster rammend.
Nach wenigen hundert Metern auf der Autobahn standen sie im Stau.
»Steig aus und geh nachschauen!«
»Und wer fährt dann, Maestro?«
»Wir tauschen. Los, raus mir dir!«
FX sprang aus dem Wagen und ging in Richtung Brücke. Julius wechselte den Platz und schaltete das Radio ein, vielleicht brachten sie ja was. Aber auf den meisten Kanälen lief Musik, einer sendete eine Nachbetrachtung zu einem Skispringen in Liberec, ein anderer berichtete über einen Mann, der im Westerwald in seinem Wagen erfroren war.
Genau das wollte er jetzt hören.
Die Minuten wurden lang und die Wagen vor ihm immer noch langsamer. Mussten die denn alle gaffen? Er hasste diese Schaulustigen. Wenn die nicht da wären, würde er schneller etwas sehen können.
FX kam zurückgelaufen. »Bürscherl, ist das kalt geworden.«
»Und?«
»Des musst du dir selbst anschauen.«
»Red schon!«
»Na, wirklich. Geh hin, des glaubst du mir sonst net.«
Kopfschüttelnd überließ Julius seinem Maître d’hôtel das Steuer wieder und ging entlang der Leitplanke durch den abgasverschmutzten grauen Schnee Richtung Tal. Nach einiger Zeit sah er eine Menschenmasse, die geschlossen nach rechts, Richtung Sonnenberg, blickte.
Es war nicht nötig, sich durchzudrängeln, ein junges Pärchen ging heftig tuschelnd zurück zum Auto und machte einen Platz an der Leitplanke frei.
Jetzt konnte auch Julius lesen, was dort in den Weinberg geschrieben stand. Die großen Lettern erstreckten sich über die Höhe von je drei Rebreihen. Sie glänzten in Lila, stachen aus dem Weiß hervor.
Julius konnte eine Frau im Weinberg erkennen, mit der er eben noch telefoniert hatte. Sie redete am Rand der metergroßen Buchstaben mit anderen Polizisten.
Schweigend ging er zum Wagen zurück und ließ sich auf den Beifahrersitz
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