Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
dein Chauffeur, sondern dein Maître d’hôtel!«
»Kann man die beiden überhaupt trennen? – Ich fahr halt nicht gern allein.«
»Des ist ja schön und gut, ich fahr ja auch gern mit, aber warum muss ich fahren ?«
»Schau auf die Straße!«
Julius hatte FX erzählt, dass es nach Monschau, einer kleinen Ortschaft in der Eifel, ging. Er hatte verschwiegen, dass der Weg dorthin kompliziert und lang war. Anderthalb Stunden konnten es schon werden. FX hatte wohl mit deutlich weniger gerechnet.
»Ist es noch weit?«, fragte er nun.
»Belgien ist weiter«, sagte Julius. Das stimmte. Gerade so.
»Haha, sehr lustig, der Herr Chefkoch.«
Julius blickte zum Seitenfenster hinaus auf die verschneite Eifel. FX hatte Rache im Sinn.
»Da hat jetzt schon ein paarmal dieses Schlagersternchen bei uns angerufen und wollt dich sprechen. Es wird schon drüber geredet …«
»Lass sie reden.«
FX blickte ihn fordernd an.
Die nächste Kurve war scharf. Und die Straße eisig.
»Schau auf die Straße!« , rief Julius. FX zog den Wagen schroff zur Seite. Die Hinterreifen kamen ins Schliddern, aber der Wagen fing sich wieder. »Willst du uns beide umbringen?«
»Jetzt weich net aus!«
Eine Seelenruhe hatten diese Wiener!
»Also gut, bevor du uns in den Tod stürzt – schau auf die Straße, ich erzähle ja schon! –, es gab da einen Kuss. Es war ein kleines Dankeschön. Vielleicht auch ein bisschen mehr.«
FX versuchte Julius tief in die Augen zu schauen.
»Ich versteh dich richtig: Du fängst was mit der Sängerin an, während es sich mit der Frau Kommissarin langsam entwickelt.«
»Naja«, druckste Julius herum.
»Gratulation!«
»Was?«
»So viel Schneid hätt ich dir gar net zugetraut. Respekt! Jonglier nur weiter so mit den beiden. Des kann länger gut gehen, als mancher glaubt. Des hält jung!« Er strich sich demonstrativ durchs Haar.
»Quatsch. Der Kuss war ein Unfall. So was ist nicht meine Art!«
»Bisher hat sich dem Herrn ja auch noch net die Chance geboten. Ergreif sie!« FX rüttelte Julius mit der rechten Hand an der Schulter, als wolle er ihn aufwecken. »Ich beneid dich, wirklich.«
»Nein, nein. Ich muss da klare Verhältnisse reinbringen, das ist zurzeit so … so unordentlich .«
»Für wen schlägt dein korpulentes Herz denn?«
Julius überhörte die Stichelei, denn das Thema ging ihm nahe.
»Sandra Böckser ist so jung, und dann diese Musik ! Ein anderes Problem ist, dass sie so wahnsinnig gut aussieht. Ich komme mir neben ihr immer wie ein tumber Tor vor.«
»Da kannst wohl nix gegen machen, Meistertor.«
»Sie ist irgendwie ganz anders, als ich zu Beginn gedacht habe. Sie hat eine Katze.« Er malte mit den Fingern die Konturen einer solchen auf das beschlagene Fenster. Dann begann er mit einem Polizeiwagen, inklusive Blaulicht. »Anna dagegen, wir haben etwas zusammen erlebt, weißt du? Das hat uns zusammengebunden. Und sie ist witzig, sieht auch toll aus. Aber sie ist so chaotisch, vergisst ständig was …«
»Pass nur auf, dass Sie dich net vergisst.«
»Ich komme mit der ganzen Situation nicht klar. Wenn ich doch nur einen Freund hätte, mit dem ich über so was reden könnte …«
FX starrte ihn an. »Das hat mich jetzt tief verletzt, weißt du des?«
»Du sollst auf die Straße schauen!«
Julius griff ins Lenkrad. Das tat er sonst nie. Aber angesichts des Baumes, der frontal auf sie zukam, machte er eine Ausnahme. Sie kriegten noch einmal die Kurve. Julius schüttelte den Kopf.
»Ein Auftragskiller könnte nicht professioneller zu Werke gehen als du.«
FX sagte nichts.
»Ach so, jetzt bist du beleidigt. Mein lieber Franz-Xaver – Entschuldigung, du zarte Wiener Seele.«
»Entschuldigung schweren Herzens angenommen.«
»War dein Rat, mit den beiden zu jonglieren , ernst gemeint?«
»Selbstverfreilich. Irgendwann fällt die Entscheidung wie von allein, glaub’s einem feschen Playboy wie mir. Gib den beiden eine faire Chance.«
Julius überlegte nicht lange. Er würde nicht jonglieren. Dazu hatte ihn Hochwürden Lütgens nicht erzogen. Julius’ dichtender Vorfahr legte ihm die passenden Worte in den Mund: »Es wandelt voll Liebe im Leben / Die Sonn’ und das Mondlicht herauf / Doch, wenn wir das eigne nicht geben / Schließt nimmer der Schatz sich uns auf.«
»Des ist mir jetzt zu hoch«, sagte FX und schaute vorschriftsmäßig auf die Straße.
Endlich näherten sie sich Monschau. Julius wollte einen Zulieferer besuchen. Ein gutes Netz dieser Spezies war die halbe
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