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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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seiner perversen Lust am Töten nachgegangen war. Während er dies dachte, brachten ihn seine Füße geradewegs zur gesuchten Tür. Julius befiel ein beunruhigendes Gefühl. Wie harmlos die Welt aussah, und wie viel Schreckliches sich in ihr abspielte. Eine normale Tür in einem normalen Hotel. Kein Gast zuvor und keiner danach würde irgendetwas bemerken.
    Dieses Verbrechen hatte keine Spuren hinterlassen.
    Er starrte die Tür lange an, als wäre sie eines der Bilder, aus denen mit der Zeit 3D-Formen heraustraten.
    Aber es war nur eine Tür.
    Das in ihr Verborgene blieb, wo es war.
    Er ging näher heran. Das Schloss. Es fanden sich Kratzer an den Seiten des Schlüssellochs, die auf häufige Benutzung hinwiesen. Julius hatte auf dem Weg nach oben Blicke auf andere Türen des Hotels geworfen. Die längeren Kratzer deuteten auf ausgiebigen Weinkonsum, nicht aber auf einen Trick hin, der ein Hindurchschreiten der verschlossenen Tür ermöglichte. Die Einkerbungen in den Kreuzschrauben des Schlosses wiesen keine blanken Stellen auf. Also hatte niemand mit einem Schraubenzieher an ihnen herumgespielt.
    Er schob den Schlüssel ins Schloss. Drehte ihn.
    Die Tür ging wie von selbst nach außen auf.
    Das Zimmer roch frisch gesaugt. Julius ging hinein. Auf den Kopfkissen fanden sich Betthupferl für die nächsten Gäste.
    Julius schloss die Tür.
    Er drehte sich um die eigene Achse.
    Die Worte des Illusionisten und die des Professors legten sich wie Filmspulen in seinen Kopf. Sie versuchten abzulaufen.
    Sie hakten.
    Bis auf eine. Die Spule mit der Schnurgeschichte.
    Er ging wieder zur Tür, zog den Schlüssel außen ab und steckte ihn von innen ins Schloss. Mit einer Schnur … wo würden sich Spuren finden? … wäre eine Stelle am kreisrunden Schlüsselkopf leicht blank poliert, weil die Schnur über sie gescheuert hatte? … hatte sich vielleicht ein feiner Faden der Spur im Teppich verfangen …
    Nein.
    Keine blank polierte Stelle. Keine Faden.
    Julius besah sich noch einmal die Tür. Das Holz am unteren Ende war weich, dort müsste eine Schleifspur sein. Sie fand sich nicht. Aber eine Schnur, mit welcher der Schlüssel von außen gedreht werden konnte, musste unter der Tür hindurchgeführt werden. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Außer oberhalb!
    Julius holte sich schnell den Stuhl, rückte ihn vor die Tür und stieg hinauf. Er suchte mit den Augen und fuhr parallel mit seinen Fingerkuppen über das Holz.
    Er hielt inne.
    Konnte es das sein, was er gesucht hatte?
    Auf der Straße war ein Streit entbrannt. Jemand schrie, dass sich die blöden Fernsehfutzis zum Teufel scheren sollten. Er hätte zu den Morden überhaupt keine Meinung.
    Julius versuchte, nicht darauf zu achten. Die Stelle, auf der seine Augen ruhten, wies eine Rille auf. Eine kleine, aber so sehr sich Julius anderes wünschte, eine zu große, als dass sie durch einen Faden, der durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen hindurchpasste, verursacht worden wäre.
    Er stieg wieder hinunter, stellte den Stuhl an genau den Platz zurück, wo er vor seinem Eindringen gestanden hatte, und strich nicht vorhandenen Dreck von der Sitzfläche.
    Er wollte gehen und drehte sich Richtung Tür.
    Dann fiel es ihm auf.
    Es war so simpel!
    Der Professor hatte davon gesprochen.
    Julius war kein großer Handwerker. Aber so viel verstand er.
    Also drückte er die Tür auf. Verschloss sie von außen und besah sich ihre rechte Seite, ging näher heran und fand genau, was er suchte.
    Die Spuren blitzten noch.
    Der Hotelbesitzer hing am Telefon, als Julius die Treppe herunterstolperte. Er beendete das Gespräch und kaute den Mund frei. Diesmal war es ein Schnittchen mit Salami Mailänder Art.
    »Was ist denn los, Herr Eichendorff? Haben Sie etwa noch eine Leiche gefunden?«
    »Ist seit dem Mord irgendwas an der Tür gemacht worden? Ausgebaut oder so?«
    »Nein. Die haben da nur irgendein Puder draufgetan und Fotos gemacht, aber die Tür blieb an ihrem Platz.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich hab extra ein Zimmermädchen abgestellt, die gucken sollte, ob die auch keinen Mist machen. Die Tür ist, soweit ich weiß, überhaupt nie ausgebaut worden.«
    »Danke«, sagte Julius. »Sie haben keine Ahnung, wie sehr Sie mir geholfen haben!«
    »Nee«, erklang es hinter Julius, als dieser zur Tür hinausrannte. »Wirklich nicht.«
    Mit einem Hochgefühl stieg Julius in den Wagen, rief Anna per Handy an und bestellte sie zum Bunker. Er musste es auch dort überprüfen. Allein würden ihn die

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