Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Julius. Und wenn der Täter ein anderer war? Trotz des Vorfalls im Gartenhaus war Julius nicht sicher, wer es gewesen war. Er brauchte Klarheit. Um seiner selbst willen.
Während er den Blinker setzte, dachte er daran, wie er gerade mit Anna aus dem Regierungsbunker gekommen war. Auch sie hatte die Hand schon an der Maske des Mörders.
»Kann ich auch mal was zur Klärung des Falls beitragen?«
»Ja?«, hatte Julius gefragt.
»Die Monstranz wurde über einen Zwischenhändler von Inge Bäder verkauft. Alles lief mit Bargeld. Die Summe sag ich dir nicht, das würde bloß dazu führen, dass du den Kochlöffel weglegst und die nächstbeste Kirche ausraubst.«
Das würde nie passieren, hatte Julius in diesem Moment gedacht. Nicht für Geld.
»Es gibt wohl eine heiße Spur, wo sich die Monstranz befindet. Aber es wird dauern, bis alles in trockenen Tüchern ist. Kein wirkliches Happy End also.«
»Es ist happy genug«, hatte Julius gesagt.
Er fuhr auf der Landskroner Straße, vorbei an der »Alten Eiche«. Kurze Zeit, nachdem sie Sinziger Straße hieß, bog er links ab. Der Lohrsdorfer Kopf zog rechts am Seitenfenster vorüber. Es schneite wieder. Ein neues weißes Bettlaken wurde über das Tal gelegt. Es konnte nichts verbergen.
Auch der Milsteinhof wirkte in Julius’ Augen trotz des idyllisch auf ihn fallenden Schnees nicht harmlos. Es standen nur wenige Wagen auf dem Parkplatz. Die meisten hatten, wie Julius bemerkte, keine Winterreifen aufgezogen. Seine waren vorschriftsmäßig drauf, seit das Thermometer erstmals unter sieben Grad gefallen war. An einem der Autos kratzte ein sommerlich gekleideter Mann die Scheiben frei. Es sah aus, als wolle er sein Gefährt zertrümmern. Julius parkte direkt neben dem so Beschäftigten. Er stieg aus und streckte ihm die behandschuhte Hand entgegen.
»Hallo, Herr Reifferscheidt.«
Steve Reifferscheidt hörte auf zu kratzen. Er hatte Julius’ Ankunft anscheinend nicht wahrgenommen. Überrascht gewährte er einen Handschlag. Er trug nur ein dünnes grünes Polohemd. »Tag, Herr Eichendorff.«
»Ist Ihnen nicht kalt?«
»Kalt? Wieso?« Er blickte an sich herunter. »Ach, das. Nee. Ich hab meine Jacke drinnen liegen lassen. Da geh ich nicht mehr rein. Ist aber kein Problem.«
»Soll ich sie Ihnen holen?«
Reifferscheidt zögerte. Aber jetzt, da er nicht mehr das Eis auf seinem Wagen malträtierte, gewann die Kälte wieder Kontrolle über seine Körpertemperatur. »Wenn es keine Umstände macht. Sie hängt am Eingang. Eine knallrote.«
»Werde ich finden.« Und so war es. Es hing nur eine weitere Jacke an der Garderobe. Niemand war zu sehen. Julius ging wieder auf den Parkplatz.
»Danke.« Reifferscheidt zog sie direkt an.
»Besser?«
»Besser.«
»Mit wem haben Sie sich gestritten?«
»Das geht Sie …«
Julius lächelte ihn an und strich sich fröstelnd über die dicke Jacke.
»Haben Sie vom Putsch gehört?«, fragte Reifferscheidt.
»In welcher Bananenrepublik?«
»Im Golfclub.«
Der Schnee häufte sich auf Julius’ Kopf. Einer der Momente, in denen er sich einen flächendeckenderen Haarwuchs oder aber einen Hut wünschte. »Sie meinen, dass Sonner neuer Präsident ist.«
»Ich war daran nicht ganz unschuldig. Mist. Mist !« Reifferscheidt trat in den Schnee. Julius bekam etwas ab. »’tschuldigung. Aber …«
»Was haben Sie denn gemacht? So schlimm kann es doch nicht gewesen sein.«
»Ich hab nix gemacht, gar nix. Deswegen ist der alte Hessland jetzt weg vom Fenster.«
»Das sollten Sie mir genauer erklären.«
»Sonner rief irgendwann bei mir an, so auf die nette Tour. Sagte, er wolle nur hören, wie es unserem Starspieler, so hat er gesagt, im Winter ginge. Ob alles okay wäre und so. Total freundlich. Und dann fing er an, er habe da so Gerüchte gehört, aber das könne nicht sein, das könne er sich gar nicht vorstellen.«
So gesprächig hatte Julius Reifferscheidt gar nicht erwartet. Er würde in Zukunft stets anderen ihre Mäntel nachtragen. Steve Reifferscheidt fuhr fort.
»Da war er immer noch total nett. Sagte aber, die Leute würden erzählen, Hessland habe mich nur eingestellt, damit man ihn nicht absäge. So in der Art, wenn ihr mich abwählt, verlasse ich den Verein und nehme den besten Spieler mit. Dass er also gar nichts von mir als Handwerker hielt. Die Leute würden sich über meine Dummheit lustig machen, also das hat er nicht so direkt gesagt, aber es war klar.«
Reifferscheidt kratzte mit einem schnellen Ruck den Außenspiegel
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