Julius Lawhead 2 - Flammenmond
schrie.
Ambers Sicht war zurückgekehrt. Entschlossen rammte sie dem Mann die Faust ins Gesicht. Die Nase knackte unter ihrem kraftvollen Schlag. Blitzschnell wand sie sich unter ihm hervor, kam auf die Beine und griff nach einer Messingstatue, die auf einer kleinen Anrichte stand. In dem Bewusstsein, dass Vampirdiener weit mehr überleben konnten als normale Menschen, schlug sie Benjamin das kleine Metallpferd mit aller Kraft über den Kopf. Benjamin sackte leblos zusammen.
Amber ließ die Statue fallen und lehnte sich schwer atmend an die Wand. Sie hatte es geschafft! Sie hatte es tatsächlich geschafft! Der Weg zu Coe war endgültig frei.
Das Haus schien mit einem Mal still und leer und riesengroß.
Der Biss in Ambers Schulter brannte, und ihr Kopf pochte dumpf. Sie vermied wieder den Blick auf Conway und tastete vorsichtig nach Benjamins Puls.
»Oh Gott, danke«, sagte sie leise, als sie unter ihrem Finger ein schwaches Klopfen wahrnahm.
Amber sammelte die verlorenen Waffen ein und verriegelte die Haustür, das verschaffte ihr ein wenig Zeit, falls Melanie früher zurückkam. Jetzt musste sie nur noch Coe finden. Die wütende Magie des Meistervampirs schwebte wie ein eisiger Wind durch die Räume und ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Coe versuchte ihren Geist zu beeinflussen, doch Julius’ Siegel und das Blut, das sie getauscht hatten, verlieh ihr eine gewisse Immunität.
Amber lief los, dann kehrte sie nach einigen Schritten zurück. Ein Schlüssel, es musste einen Schlüssel zu den Schlafkammern geben, und derjenige, der ihn verwahrte, konnte kein anderer als Conway sein.
Amber kniete sich neben die Leiche. Vorsichtig tastete sie die Taschen des Mannes ab und fand schließlich einen Schlüsselbund. Gleich mehrere sahen aus, als gehörten sie zu Sicherheitstüren. Einer davon musste es sein.
Amber steckte den Schlüsselbund in ihre Hosentasche und erhob sich. Jetzt galt es nur noch, die Schlafkammern zu finden, dann würde Coe sein verdammtes Ende bekommen. Der brennende Hass in Ambers Brust flammte zu neuem Leben und brüllte wie ein zorniges Raubtier, bis er all ihre Menschlichkeit übertönte.
KAPITEL 28
Ich kehrte vor der Zeit in meinen Körper zurück. Es drohte Gefahr! In meinem Mund lag der Geschmack von Ambers Blut.
Die Sonne ergoss ihr Licht wie flüssiges Feuer über den Wohnwagen. Es war heiß, dunkel und stickig und es war helllichter Tag. Meine Dienerin war fort und die Siegel fest geschlossen, aber was ich von ihr empfing, machte mir noch mehr Sorgen. Ich spürte Coes Magie scharf wie Schwerter und der Meistervampir wollte nur eines: töten!
Hatten sie Amber weggeholt? Wo waren wir? Ich konzentrierte mich, unterdrückte meine wachsende Unruhe und hörte plötzlich das Rauschen von Wasser. Kleine Wellen, die über Sand rollten. Die warme leuchtende Energie von Menschen strich umher. Das war auf keinen Fall der Hof vor Coes Villa. Amber hatte den Airstream irgendwo abgestellt und war ohne uns fortgefahren. Ja, so musste es sein.
Coes tödliche Energie drang stärker durch die Siegel. Sie musste ihm nahe sein. Dann empfing ich eine andere Regung: Angst.
Amber blieb vor einem Bücherregal stehen. Sie war Coes Magie wie einer Fährte gefolgt, bis hierher. Das konnte doch keine Sackgasse sein. Sie tastete nach einem verborgenen Eingang, einem geheimen Hebel, wie es sie in Filmen immer gab. Üblicherweise lehnte sich einer der Protagonisten dann versehentlich dagegen und die Tür öffnete sich, aber hier fanden sich Geheimtüren nicht von allein.
Amber versuchte das Regal umzukippen, erfolglos. Dann riss sie ein Buch nach dem anderen aus den Fächern, und als auch das nicht half, fegte sie die Bände mit den Armen hinaus. Schließlich entdeckte sie ein gut verborgenes Schloss in Höhe des unteren Regalbretts.
Coes Magie rauschte ihr wie ein eisiger Wind ins Gesicht und durch das hohe Piepen in ihren Ohren, das noch immer von den lauten Schüssen herrührte, meinte sie seine Stimme zu hören. Er schrie wütend.
»Du kannst mich nicht aufhalten, du mieses Schwein«, sagte sie gepresst und versuchte weiter, die Tür zu öffnen. Der dritte Schlüssel passte. Das Regal schwang mit einem leisen Seufzen auf. Amber schaltete das Licht ein und lief eine lange Treppe hinunter, die in einen weiß gestrichenen Flur mit drei Türen führte. Schon hinter der ersten, die sie öffnete, lag eine Schlafkammer.
Stevens Sarg war dort auf einem kleinen Podest aufgebaut worden, in einem schlichten hell
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