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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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dafür nötig sind.«
    »Ja, und es ist Blödsinn, wie so vieles in eurer verknöcherten Welt.«
    »Mag sein. Andererseits will auch ich keine Wildfremden in meinem Revier. Ich hätte keine ruhige Minute mehr.«
    Wir erreichten den Tanzplatz. Er hatte sich verändert, seitdem ich zuletzt dort gewesen war. Die Pfähle, die in bestimmten Abständen um den Sonnenbaum aufragten und deren Sinn mir nicht ganz klargeworden war, hatten sich in Unterstände verwandelt. Stoff und Plastikplanen boten Schutz vor dem brennenden Licht der Sonne.
    Unter einem besonderen Schutzdach, das im Gegensatz zu den anderen aus duftenden Pinienzweigen bestand, lag John, der den Tag über getanzt hatte.
    Red Deer war bei ihm. Der junge Indianer fieberte. Die Wunden in seinem Oberkörper waren unter dem Blut gerötet, sie glühten. Seine Augen waren offen, aber er schien nicht bei Bewusstsein. Ich roch die Entzündung in seinem Fleisch. Mein Blut konnte sie vertreiben. »Wenn er ernsthaft krank wird, kann ich helfen«, bot ich an.
    Der Alte hob den Kopf. »Sein Zustand ist normal. Aber danke.«
    Red Deer gestikulierte in Richtung einiger junger Männer, die unter einem anderen Schutzdach saßen und gerade eine hölzerne Flöte begutachteten, die offensichtlich einer von ihnen geschnitzt hatte.
    Sie standen auf und kamen zu uns. Ich erkannte Frank Strikes Twice sofort. Die Bissverletzung prangte auffällig an seiner Kehle.
    »Sollen wir ihn ausgraben, Mr Lawhead?«, fragte er.
    »Ja, aber seid vorsichtig mit der Schaufel. Wir sind nicht aus Stein.«
    »Alles klar«, lachte Frank und führte seine Freunde fort.
    Die Indianer hatten Brandons Grab mit vier Steinen gekennzeichnet. Sie arbeiteten schnell. Nachdem sie die ersten dreißig Zentimeter mit dem Spaten abgetragen hatten, benutzten sie die Hände und kleine Plastikschüsseln. Ich trat hinzu und entfernte zuletzt die Decke und zog das Taschentuch von seinem Gesicht. Die jungen Männer hockten aufmerksam am Rand des Grabes. Sie wollten sehen, wie der Tote zu neuem Leben erwachte. Jemand brachte Fackeln und eine Gaslampe.
    Ein Junge beugte sich vor und studierte Brandons regloses Gesicht. »Er ist tatsächlich wie wir, er ist Diné«, flüsterte er erstaunt und setzte damit eine Diskussion in Gange, die nicht mehr auf Englisch, sondern in einer Sprache der Indianer geführt wurde.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Amber leise. Sie hatte sich neben mich gekniet und zupfte dem Vampir unsicher einige Salbeiblätter aus den Haaren.
    »Den Umständen entsprechend gut.«
    Der Donner des ersten Herzschlags kam und ging, dann öffnete Brandon die Augen und bewegte vorsichtig die Finger.
    Die jungen Männer begannen aufgeregt zu tuscheln.
    »Guten Abend« , begrüßte ich ihn telepathisch. »Du hast sicher in der Erde geruht, die zweite Nacht des Tanzes erwartet dich.«
    Brandon schaute mich verwirrt an. Als das Gefühl in seinen erwachenden Körper zurückkehrte, zuckten seine Hände zur Brust. Ich packte blitzschnell zu und hielt sie fest.
    »Aii!«, machte er überrascht.
    »Der Sonnentanz, Bran. Es sind die Holzstücke in deiner Haut«, erklärte ich geduldig und ließ ihn dann los. Brandon richtete sich mit gebleckten Zähnen auf. Als er die Hölzer und die Sehnen entdeckte, lächelte er zufrieden. »Ich muss beten, Meister.«
    Im nächsten Moment kletterte er schon aus dem Grab.
    Er ging einige Schritte, kniete sich dann mit dem Gesicht Richtung Sonnenuntergang und hob die Hände zum Gebet.
    Takoda Red Deer war sofort bei ihm.
    Nach und nach trafen Musiker und Zuschauer ein. Ich erkannte einen alten Trommelspieler vom Vorabend wieder. Er trug eine Dose Bier in der einen Hand und ein fettiges Stück Fleisch mit Brot in der anderen.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Amber.
    »Sobald Brandon bereit ist, wird er mit dem Baum verbunden und es geht los. Ich bleibe bei ihm. Kannst du Chris herbringen?«
    »Sicher.«

    Christina hatte sich bei Amber untergehakt und schien ihren Hunger im Griff zu haben. Weder die Menschen bei den Lagerfeuern noch die umhertollenden Kinder weckten den Blutdurst.
    Rasch näherten sie sich dem Tanzplatz, und Amber begann nach Julius Ausschau zu halten. Die Trommeln dröhnten, und die zwei Spitzen des Sonnentanzbaumes wippten verräterisch. Das Ritual hatte begonnen, doch noch verdeckten Zuschauer den Blick auf die Tänzer.
    Christina blieb plötzlich stehen und reckte den Kopf in den auffrischenden Wind, der über die Kuppe strich. Ihre Augen wurden mit einem Schlag pechschwarz.

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