Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Stein und wir sahen gemeinsam hinab in das Tal und schwiegen.
Das goldene Leuchten, der Höhepunkt meiner Lust, war noch allgegenwärtig. Amber schmiegte sich fester an mich, ich langte nach ihrer Strickjacke und deckte uns beide damit zu.
Könnte es nur ewig so bleiben. Aber wie das Wissen um den Tod das Leben erst lebenswert macht, so war auch dieser Moment dazu bestimmt, zu Ende zu gehen.
»Es war wunderschön«, flüsterte sie und hauchte einen Kuss auf meine Wange.
Wir blieben noch eine Weile, doch dann wurde es endgültig Zeit. Die Dämmerung kam über die Berge gekrochen und griff mit langen Fingern zu mir hinüber. Das Tal lag noch unter dem Mantel der Nacht, aber das Plateau, auf dem wir uns aufhielten, erhob sich viele Meter höher. Ich kniff die Augen zusammen und schlüpfte eilig in meine Kleidung. Es wurde sehr schnell hell, zum Fürchten schnell. Amber kämpfte eine gefühlte Ewigkeit mit ihren Schuhen. Ich wartete ungeduldig und drehte dem Licht den Rücken zu.
»Nimm sie doch einfach in die Hand!«
Das Licht war zwar nicht mehr als ein schwacher Schimmer, aber es brannte. In L.A. hätte ich mich einfach im Schatten der Häuser bewegt und es noch eine gute Weile draußen ausgehalten. Doch hier gab es keinen Schatten.
»Geh doch schon vor«, sagte Amber.
Ich hob sie kurzerhand hoch. Amber schrie auf und hatte gerade noch Zeit, um nach ihrem Schuh zu greifen, dann lief ich los. Nein, ich lief nicht, ich rannte. Und Amber lachte und schrie vor Vergnügen.
»Du bist verrückt! Pass auf, wo du hintrittst«, quietschte sie und klammerte sich mit beiden Armen an meinen Hals. Ihre Schuhe schlugen gegen meinen Rücken. Wie der Teufel fegte ich an dem Sonnentanzbaum vorbei. Einige der alten Männer hatten im Freien am Feuer geschlafen, aber spätestens jetzt waren sie alle wach.
Ich raste auf das Wäldchen zu, vorbei an weiteren Schläfern, dann hatten wir es endlich geschafft. Ich stieß die Tür des Hogan mit dem Fuß auf und setzte Amber drinnen ab. Ein gefährliches Fauchen tönte uns entgegen. Ich schloss eilends die Tür.
»Entschuldige«, sagte ich leise. Amber kicherte noch immer und machte einige Schritte weiter hinein. Im Licht der Kerzen, die auf einem kleinen Sims brannten, erkannte sie Brandon und Christina. Sie lagen zu zweit in einem der schmalen Lehmgräber. Der Indianer war noch wach. Er war es auch, der gefaucht hatte. Jetzt richtete er sich auf und musterte uns.
»Hast du Amber gerade über die Schwelle getragen?«, fragte er und seine Mundwinkel zuckten nach oben. Meine Dienerin hob abwehrend die Hände.
»Das sah nur so aus«, meinte sie. Unsere Phase unbedachter Leichtigkeit war mit einem Schlag vorbei. Unangenehme Stille trat an ihre Stelle.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?« Brandon war irritiert.
Ich schüttelte den Kopf. Kein Wort mehr.
»Ich gehe jetzt besser.« Amber lief an mir vorbei, ohne mich noch einmal anzusehen, und huschte aus der Tür. Kein Abschied. Traurig legte ich den Riegel vor und sicherte unsere kleine Festung für den Tag. Brandon beobachtete mich mit seinem ruhigen Blick.
»Ist etwas passiert?«
Ich seufzte und setzte mich auf die Lehmkante seines Grabes. »Amber weiß nicht, ob sie bei mir bleibt.« Das war milde ausgedrückt. Ich entschied mich für die ganze Wahrheit, schluckte. »Sie trennt sich von mir.«
»Was? Warum das denn?«, fragte er geschockt.
»Wegen Steven.«
»Wegen Steven? Aber Steven ist schwul, oder nicht?«
So absurd es war, ich musste lachen. »Nicht deshalb. Weil ich ihn bei Coe gegen dich eintauschen wollte. Sie sagt, mit jemandem, der einem anderen so etwas antut, kann sie nicht zusammen sein.«
»Das tut mir leid.«
Wir schwiegen eine Weile, dann blickte er wieder zu mir auf. »Aber sie liebt dich. Ich meine, das sieht man doch. Und sie begehrt dich.«
»Sie findet, das spiele keine Rolle. Es sei eine Frage der Prinzipien.«
»Entschuldige«, sagte Brandon plötzlich.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Curtis und ich haben diese Entscheidung getroffen.«
»Die Sonne« , antwortete er wortlos, und jetzt verstand ich. Mit letzter Kraft rutschte Brandon näher an seine ruhende Freundin, dann krümmten sich seine Finger, und die Luft wich mit einem Seufzer aus seiner Lunge. Ich fühlte, wie sein Herz stehen blieb und die Seele auf Wanderschaft ging.
»Großartig, jetzt will ich dir meine Sorgen erzählen und du stirbst«, lachte ich bitter.
Ich war wieder allein.
Nach einer Weile stand ich auf und deckte
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