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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ich muß jetzt los. Wir haben noch immer keine heiße Spur im Fall der beiden Mädchen.« »Ja, ja, schon gut! Und - ich freue mich auf heute abend.« »Ich mich auch.« Er stand auf, fuhr sich mit der Serviette über den Mund, hauchte Joanna einen kaum merklichen Kuß auf die Wange.
Er würde Sabrina heute besuchen, ganz gleich, ob es Berger recht war oder nicht. Er mußte jetzt jede freie Minute für sie aufbringen, wer weiß, wie lange es noch möglich war. Diese verfluchte Krankheit! Angefangen hatte es mit leichtem Unwohlsein und Fieber, sie war immer blasser geworden, wollte nur noch schlafen und konnte es doch nicht, und als sich nach drei Wochen der Zustand, den man zunächst für einen Virusinfekt gehalten hatte, nicht besserte, war vom Arzt eine Blutuntersuchung veranlaßt worden. Das Ergebnis war niederschmetternd, der Arzt hatte gesagt, daß Sabrinas Leukämie eine besonders heimtückische Form sei, eine, die rasend schnell in anderen Organen Metastasen bildete. Die Chemotherapie hatte ihr die Haare geraubt, den kleinen Körper ausgezehrt, weil sie jedesmal danach kein Essen mehr bei sich behalten konnte, nur ihren Willen, den besaß Sabrina noch. Die einzige Möglichkeit, ihr Leben zu retten, wäre eine Knochenmarktransplantation gewesen, eine höchst kostspielige Angelegenheit. Aber es gab ja noch nicht einmal einen geeigneten Spender, zudem mußte die Operation in England durchgeführt werden und kostete über hunderttausend Mark. Und dieses Geld besaß Schulz nicht. Schulz stieg in seinen Renault, startete den Motor und sah zu Joanna, die hinter der Fensterscheibe stand und ihm zuwinkte. Er winkte zurück. Legte eine Kassette ein - Metallica, laut, hart, Ablenkung.
Der Verkehr an diesem Morgen war mäßig stark, er kam gut voran. Kein Sonnenschein wie angekündigt, bedeckter Himmel und drückende Schwüle, die sich wie eine riesige Glocke über die Stadt spannte und die Auspuffgase nur wenig über den Boden aufsteigen ließ. Er kam durch das um diese Zeit verwaiste Bahnhofsviertel. Nur ein paar Geschäftsleute, die die Gitter vor den Türen ihrer Läden hochschoben, Pelzhändler, die fahrbare Ständer über die Bürgersteige rollten, eine Nachtbar, die schon wieder geöffnet hatte. Erbrochenes am Straßenrand. Schulz stand an der Ampel und wandte schnell seinen Blick ab, er konnte alles sehen, Blut, schrecklich zugerichtete Leichen, aber kein Erbrochenes. Um kurz nach neun stellte er sein Fahrzeug auf dem Hof des Präsidiums ab. Stieg aus, schlug die Wagentür zu, ging in das große, alte Gebäude.

Freitag, 9.00 Uhr
    Berger saß hinter seinem Schreibtisch, eine aufgeschlagene Akte vor sich, und während er darin blätterte, telefonierte er. Er schaute mit ernstem Blick auf den eintretenden Schulz. Ein junger Mann, etwa Mitte Zwanzig, saß rechts von Berger am Computer. Schwarze Augen hinter einer dunklen Hornbrille, das Gesicht von Pickeln übersät, mit zuviel Gel beschmierte, schwarze Haare. Schulz sah ihn zum ersten Mal. Er war ihm auf den ersten Blick unsympathisch.
Auf der anderen Seite des Tisches stand eine etwa dreißigjährige Frau. Knapp einssiebzig, kurze, dunkle Haare, große, ebenso dunkle Augen, äußerst feinporige, leicht gebräunte Haut, ein südländischer Typ. Volle, dezent geschminkte Lippen, feine Grübchen neben dem Mund, eine attraktive Frau. Sie trug Jeans und eine weitgeschnittene, pinkfarbene Bluse, deren beide oberste Knöpfe offenstanden. Trotz der lockeren Bluse wurde die beachtliche Oberweite nicht gänzlich verdeckt. Kaum hatte Schulz die Tür geschlossen, legte Berger den Telefonhörer auf.
»Ein Mädchen wird vermißt«, sagte er ohne weitere Begrüßung und lehnte sich zurück. Verschränkte die Arme hinterm Kopf, seufzte auf.
»Schon wieder?« Schulz ließ sich auf den Stuhl fallen, seine eben noch gute Laune war dahin. Er warf erst einen kurzen Blick auf den jungen Mann, dann einen etwas längeren auf die Frau.
»Seit gestern abend. Aber die Eltern haben es erst heute morgen gemerkt. Ich habe eben noch mal mit ihnen telefoniert. Ihr müßt gleich hinfahren.« »Laß mich raten«, sagte Schulz. »Ungefähr sechzehn, blond?«
»Siebzehn. Ich habe bereits die Fahndungsmeldung rausgegeben. Ach übrigens, wie ich gestern schon andeutete, haben wir Verstärkung bekommen. Das ist Janusz Koslowski, direkt von der Polizeischule. Er wird mich vorerst hier im Büro unterstützen. Und das ist Hauptkommissarin Julia Durant, die im wesentlichen für die Ermittlungsarbeit

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