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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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von Frankfurt. Jetzt frag ich mich nur, wie kommt ein Mädchen wie Sabine Lindner zu einer Freundin in dieser Gegend?«
»Wir werden es sicher gleich wissen«, sagte Durant und zündete sich eine Zigarette an. »Aber hier, schauen Sie sich das Foto an, vielleicht beantwortet das Ihre Frage.« Das Haus, in dem Nicole Bernhardt mit ihren Eltern wohnte, lag vor neugierigen Blicken geschützt hinter mannshohen Hecken und noch höheren Zäunen und ausladenden Bäumen versteckt auf einem riesigen Grundstück. Nicole war zu Hause. Julia Durant schätzte sie auf etwa einsfünfundsiebzig, sie hatte seidig glänzendes, bis weit über die Schultern fallendes, dunkelblondes Haar und ein feingeschnittenes Gesicht mit etwas schräggestellten, blauen Augen und einem feingeschwungenen Mund. Wahrscheinlich würde sie keine Auskunft über den Verbleib von Sabine Lindner geben können. Freunde und Bekannte der anderen Opfer hatten auch nie etwas gewußt. Nicole bat die Beamten ins Haus, das Dienstmädchen, das die Tür geöffnet hatte, verzog sich diskret in einen anderen Raum. Eine gepflegte Frau von etwa Ende Dreißig saß auf einem weißen Ledersofa, die Beine hochgeschlagen, und las. Sie sah auf, als Schulz und Julia Durant eintraten, legte das Buch zur Seite und erhob sich -fragender Blick in einem neugierigen Gesicht. Sie trug lediglich einen bis zum Knie reichenden marinefarbenen Seidenhausmantel, der vorn tief ausgeschnitten war und den Ansatz ihrer vollen Brüste erkennen ließ. Sie war ebenfalls blond, doch obwohl fast faltenlos, hatte ihr Gesicht einen verlebten, leicht gewöhnlichen Ausdruck. Dunkle, von Make-up nur unvollständig kaschierte Ringe lagen unter ihren Augen, ihr rechter Mundwinkel zuckte ein paarmal nervös. Sie war barfuß, die Zehennägel wie die Finger dunkelrot lackiert, sie hatte makellos schöne Beine mit schlanken Fesseln. Gediegene, geschmackvolle Einrichtung. Dunkelblaue, dichtgewebte Orientteppiche, eine weiße Ledergarnitur, zwei kobaltblaue Bodenvasen, ein Chippendale-Sekretär, eine maßgefertigte Bücherwand, ein gewaltiger Breitbildfernsehapparat. Frau Bernhardt kam mit geschmeidigen Bewegungen auf die Beamten zu, blieb einen Meter vor ihnen stehen.
»Guten Tag«, sagte sie mit rauchiger, erotischer Stimme und musterte Schulz mit leicht spöttischem Lächeln. »Was führt Sie zu uns?«
»Wir sind von der Mordkommission Frankfurt und hätten ein paar Fragen an Ihre Tochter. Sie können natürlich gerne bleiben, sofern es Ihrer Tochter nichts ausmacht. Vielleicht können ja auch Sie uns bei der einen oder anderen Frage weiterhelfen. Es geht, wie Sie sicher schon wissen, um Sabine Lindner. Sie wird seit gestern abend vermißt, und ihre Eltern machen sich große Sorgen um sie.« »Bitte«, sagte Frau Bernhardt und deutete auf die Ledergarnitur. »Ja, Sabine, es ist seltsam, daß sie nicht zu Hause ist. Man kann nur hoffen...« Sie schüttelte den Kopf und sah Julia Durant an, die sich gesetzt hatte, während Schulz stehengeblieben war. »Es ist schon sehr seltsam. Sabine ist ein zuverlässiges Mädchen.«
Sie stellte sich an die offene Terrassentür, die den Blick auf den herzförmigen Swimmingpool freigab. Nicole setzte sich in einen Sessel, die Hände gefaltet. »Von Herrn Lindner wissen wir, daß Sabine gestern abend bei Ihnen war. Ist das richtig?« »Ja, von halb fünf bis gegen acht, kann auch Viertel nach acht gewesen sein.«
»Sie sind eng befreundet?«
»Sie ist meine beste Freundin. Wir sind fast jeden Tag zusammen. Glauben Sie, daß ihr etwas zugestoßen ist? Wenn man hört, was so in den letzten Tagen...« »Im Augenblick glauben wir gar nichts. Es verschwinden jeden Tag viele Menschen, und die meisten von ihnen tauchen kurze Zeit später wieder auf. Noch wollen wir nicht das Schlimmste annehmen. Aber sagen Sie, zu wem hat Sabine noch Kontakt?« fragte die Kommissarin weiter. »Ich verstehe nicht ganz...«
»Nun, Sie werden nicht der einzige Mensch sein, mit dem Sabine ihre Zeit verbringt. Gibt es vielleicht einen Jungen, von dem ihre Eltern nichts wissen dürfen?« Nicole stand auf und stellte sich neben ihre Mutter, die sich eine Zigarette angezündet hatte. Nicole nahm sich ebenfalls eine Zigarette. Sie blieb mit dem Rücken zu den Beamten stehen und schüttelte den Kopf. »Nein, Sabine hat keinen Freund. Es gab da mal einen, aber die Sache ist seit einem halben Jahr vorbei. Es war auch keine feste Beziehung, eher oberflächlich. Er hat wohl auch mehr rein interpretiert, als da in

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