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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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machte sie sich auf den Nachhauseweg.

Dienstag, 23.00 Uhr
    Die Kommissarin traf um zwanzig vor elf bei dem ausgemachten Treffpunkt ein. Sie blieb im Auto sitzen, hörte leise Musik, stieg mit dem Gongschlag der Nachrichten aus, vergewisserte sich, daß dies keine Falle war, es konnte immerhin sein, daß sie jemandem, ohne es zu wissen, auf die Füße getreten war. Der Platz vor der Kirche war in das schummrige Licht alter Gaslaternen getaucht, wie es sie in ganz Alt-Höchst noch gab, nur daß sie jetzt nicht mehr mit Gas, sondern mit Elektrizität betrieben wurden. Die Nacht war kühl, der Regen hatte aufgehört, Wolkenfetzen sausten über den Himmel, Blätter flogen von den Bäumen und tanzten über die Straße, ein Betrunkener pinkelte an eine Hauswand. Sie tauchte wie ein Schemen aus dem Nichts auf, kam in einem bis zu den Knöcheln reichenden dunklen Mantel und einem Kopftuch, trug eine Sonnenbrille, trotz der Dunkelheit. Durant schätzte sie auf etwa einsfünfund-sechzig, damenhaft eleganter Gang, ihre Schritte hallten vom Kopfsteinpflaster wider. »Kommissarin Durant?« fragte die Frau mit gedämpfter Stimme aus der Distanz von etwa fünf Metern, den Kopf geneigt. »Ja.«
»Hier ist eine Bank«, sagte die Unbekannte, »setzen Sie sich bitte. Ich habe aber nicht viel Zeit.« »Wollen Sie sich nicht setzen?« »Ich möchte nicht, daß Sie mich ansehen. Ich werde stehen bleiben.« Sie stellte sich schräg hinter Durant. »Dann werden Sie mir wohl auch nicht Ihren Namen verraten?« sagte Julia Durant, während sie mit einem Taschentuch die Feuchtigkeit von der Bank wegzuwischen versuchte.
»Mein Name tut nichts zur Sache. Nur die Informationen sind wichtig. Vielleicht helfen sie Ihnen, den Mörder dieser armen Dinger zu finden. Machen wir's also kurz. Sie waren gestern abend auf der Party bei Menzel. Ich war auch da, ich habe gesehen, wie es Sie umgehauen hat. Ich habe Sie übrigens ins Bett gebracht. Daher weiß ich auch, daß Sie von der Polizei sind. Haben Sie schon Menzel befragt?«
»Was meinen Sie mit >befragt»Nein, dazu gab es bis jetzt keinen Grund. Ich stellte ihm nur ein paar obligatorische Fragen. Warum wollen Sie das wissen?«
»Wie hat Menzel sich Ihnen präsentiert? Charmant, erfolgreich? Ja, Menzel ist charmant und erfolgreich - und eine Sau.«
»Ja, aber...«
»Unterbrechen Sie mich bitte nicht, ich bin in Zeitdruck. Menzel muß unschädlich gemacht werden. Und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Wissen Sie eigentlich, was gestern nacht mit Ihnen geschehen ist? Sie waren nicht sinnlos betrunken, wie Sie vielleicht denken, es war Menzels Idee, Sie unschädlich zu machen. Dazu brauchte er Ihnen nur seinen Spezial-Mix zu geben! Den reicht er nämlich immer, wenn er entweder jemanden gefügig machen oder ihn loswerden will. Das Zeug haut den stärksten Mann um, wenn man nicht vorsichtig ist. In Ihrem Fall sollten Sie nur außer Gefecht gesetzt werden, damit durch Sie nicht die für den Abend gemachten Pläne durcheinandergerieten.« Sie hielt inne, die Kommissarin wandte ihren Kopf ein wenig, sah aus den Augenwinkeln die Unbekannte sich mit der Zungenspitze über die Lippen fahren. »Sind Ihnen die vielen jungen Mädchen aufgefallen? Und diese älteren, distinguierten Herren? Alles, was Rang und Namen hat, war darunter. Was glauben Sie, was sich auf der Party nach Ihrem Knockout und nachdem einige der anderen Gäste gegangen sind, abgespielt hat?« »Keine Ahnung, sagen Sie's mir.«
»Das, was bei Menzel immer passiert, die alten Knacker machen sich über die Mädchen her, die vorher natürlich gefügig gemacht wurden. Es ist ein höchst perverses, widerliches Spiel, das auch ich seit einiger Zeit mitspielen muß...« »Muß?« unterbrach Durant sie zweifelnd. »Ja, muß! Ich werde dazu gezwungen, und wehe, ich wage es, mich zu wehren! Aber kommen wir zurück zu Menzel. Bei ihm gibt es alles, Drogen, Alkohol, Orgien. Kennen Sie Menzels Frau? Diese armselige Gestalt, die kaum noch Kraft zum Leben hat? Und diesen verschüchterten Jungen, der nie wagen würde, seinem Vater ein Widerwort entgegenzusetzen? Sie alle sind von Menzel geprägt. Er bestimmt die Regeln, und wenn sich einer diesen Regeln widersetzt, wird er kaltgestellt, ganz gleich, ob es sich um seine Familie handelt oder jemand anders. Ich möchte nicht wissen, wie oft er seine Frau vergewaltigt und zusammengeschlagen hat, bis er sie endlich zerbrochen hatte! Ich habe einmal miterleben müssen,

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