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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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daß ich es habe. Du willst doch auch, daß Sabrina gesund wird, oder?« »Kein Mensch gibt so mir nichts, dir nichts hunderttausend Mark weg! Was mußt du dafür tun? Für den Rest deines Lebens eine Hure sein?«
»Es ist jetzt nicht die Zeit für Gehässigkeiten. Sei lieber dankbar. Und wenn es dich interessiert, ich bin keine Verpflichtung eingegangen. Trotzdem kann ich dir nicht sagen, woher das Geld stammt. Es ist aber kein schmutziges Geld, falls du das denken solltest.« »Es ist Fickgeld!« schrie er sie an.
»Nein!« Sie sprang auf, ihre Augen wie glühende Kohlen, sie schrie zurück. »Es ist kein Fickgeld...« »Dann sag mir, woher es kommt!« schrie er noch lauter. »Du wirst es nie erfahren!« schrie sie mit Tränen in den Augen und stampfte mit dem rechten Fuß auf. »Aber es kommt von jemandem, der es mir schuldet! Und ich habe keine Bedenken, es zu nehmen!« Sie drehte sich abrupt um, zündete mit zittrigen Fingern eine Zigarette an. Als ihre Nerven sich einigermaßen beruhigt hatten, sagte sie in versöhnlichem Ton, doch mit bebender Stimme: »Ich weiß, ich habe es dir in den letzten Jahren nicht leicht gemacht, im Gegenteil. Aber glaube mir, und das ist die absolute Wahrheit, es gibt nur einen einzigen Menschen, den ich liebe, und das bist du. Nur du ganz allein! Ich weiß, du glaubst es mir nicht, und ich kann es dir nicht einmal verübeln, aber so wahr ich hier stehe, ich liebe nur dich. Und es wird nie anders sein. Allein deshalb bitte ich dich, mir zu vertrauen. Ich will nur das Beste für uns.« 145 »Du willst mich lieben?« schrie er und lachte höhnisch. »Du hast eine seltsame Art, das zu zeigen! Eine verdammt seltsame Art! Du treibst dich rum, dein Körper gehört jedem dicken, gottverdammten Schwanz, und du behauptest, du würdest mich lieben? Wie soll ich das glauben?« Er stand auf, riß seine Jacke vom Stuhl und zog sie über. »Du hast noch nicht gefrühstückt«, sagte sie. »Bitte, geh nicht so.«
»Ich habe keinen Hunger. Ich muß jetzt los. Eine Menge Arbeit wartet auf mich.« »Bleib noch einen Moment. Nur einen kurzen Augenblick.« Sie hielt die Zigarette unter den Wasserhahn, warf sie in den Müllbeutel, stellte sich vor Schulz, legte ihre Arme um seinen Hals, ihr Atem roch nach Rauch. »Ich liebe dich. Ich werde mich ändern. Nimm das als Versprechen.« »Wenn ich dir nur glauben könnte!« sagte er kopfschüttelnd, mit Verzweiflung in der Stimme, löste sich aus der Umarmung und ging. Joanna sah ihm nach, bis die Tür sich schloß. Sie weinte.
Die Zeit von zehn bis elf Uhr verbrachte Julia Durant mit der Aufarbeitung liegengebliebener Arbeit, was hauptsächlich aus dem Tippen von Berichten bestand. Das Telefon klingelte zwei Minuten nach elf. Sie hob ab, am anderen Ende eine weibliche, warme, sympathische Stimme, die sehr leise sprach, als fürchtete sie, jemand könnte mithören. »Kommissarin Durant?« fragte sie. »Hört jemand mit?« Mißtrauen.
»Nein, ich bin im Moment allein hier.« »Gut, sehr gut. Kennen Sie sich in Alt-Höchst aus?« fragte die Anruferin. »Nicht besonders...«
»Das macht nichts, schauen Sie einfach im Stadtplan nach. Seien Sie bitte in genau zwölf Stunden vor dem Hauptportal der Justinuskirche. Und kommen Sie allein.« »Weswegen wollen Sie mich sprechen? Und warum nicht hier im Präsidium?«
Die Frau hörte nicht mehr zu, legte einfach auf.
Julia Durant fuhr am frühen Nachmittag nach Hause, duschte, zog frische Wäsche an und ein der Witterung angepaßtes Kleid mit langen Ärmeln. Der Wetterwechsel hatte sich über Nacht vollzogen, von Stunde zu Stunde war das Thermometer weiter gefallen, ein böiger, kühler Nordwind fegte durch die Straßen, dazwischen immer wieder Regenschauer.
Um Viertel vor fünf stellte sie ihren Wagen auf dem Parkplatz vor Tomlins Klinik ab, einem zweistöckigen, blaßblau verputzten Bau aus der Jahrhundertwende mit großen Fenstern. Edle Innenausstattung, Eleganz, vergleichbar mit einem Luxushotel, die wenigen Menschen, meist Frauen, die ihr begegneten, unterstrichen diesen Eindruck. Eine blonde junge Dame mit scheinbar porenloser, glatter, heller Haut und Zahnpastalächeln, die lebende Werbung für diese Klinik, erklärte ihr den Weg zu Tomlins Vorzimmer. Die Treppe hoch, dann links und die zweite Tür rechts, keinen Augenblick hatte sie das Gefühl, sich in einer Klinik zu befinden. Sie klopfte an die Tür mit der Aufschrift »Frau Neubauer«, trat nach Aufforderung ein. Julia Durant blickte auf eine Frau von etwa

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