Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Tomlin ausziehen zu müssen, und schalt sich eine Närrin, dies nicht bedacht zu haben. Sie brauchte etwa eine Minute, dann kam sie nackt bis auf einen winzigen Slip hinter der Wand hervor, sie trug keinen Büstenhalter, sie trug nur selten einen, sie fühlte sich eingeengt dadurch. Tomlin hatte sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt, schrieb etwas auf einen Block. Er blickte auf, sein unbekümmertes Lächeln, die natürliche, unbefangene Art löste ihre Scham in nichts auf. Er kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Bleiben Sie bitte gerade stehen und lassen Sie die Arme locker herunterhängen.« Sanft berührte er ihren Bauch, bat sie, die Arme in die Höhe zu strecken, sich auf die Couch zu legen. »Sie sind nicht verheiratet?« fragte er. »Nein, warum?« fragte sie irritiert zurück. »Pure Neugier. Sie haben allem Anschein nach noch keine Kinder ausgetragen. Häufig leiden nämlich Frauen, die bereits geboren haben, unter dieser Art von Bauch. Aber natürlich kann dies auch angeboren sein, vor allem wenn eine Vorbelastung seitens der Mutter besteht. Es ist eine leichte Bindegewebsschwäche, die, das muß ich Ihnen ganz klar sagen, durch die richtige sportliche Betätigung durchaus in den Griff zu kriegen ist. Es gibt bestimmte gymnastische Übungen, die sehr effizient sind. Unter den untersten Hautschichten befindet sich bei Ihnen eine Fettschicht, die abgesaugt werden kann. Ansonsten gibt es an Ihrer Figur absolut nichts auszusetzen, Sie haben einen wunderschön geformten Busen. Sie dürfen sich jetzt wieder anziehen.« Sie verschwand schnell hinter der Wand, damit Tomlin nicht ihren tomatenroten Kopf sah, sie beeilte sich mit dem Anziehen. Als sie zurückkam, saß Tomlin wieder im Sessel am Fenster.
Er sagte, nachdem Julia Durant sich gesetzt hatte und ihren Martini austrank: »Es ist ein einfacher Eingriff, der unter Vollnarkose durchgeführt wird. Sie werden nichts spüren. Allerdings sind drei bis vier Tage Klinikaufenthalt notwendig. Es werden auch keine Narben zurückbleiben, falls Sie das befürchten sollten, das heißt, sie werden so winzig sein, daß keiner sie sieht. Sie müssen jedoch danach auf jeden Fall regelmäßig Sport treiben, damit Ihr Bindegewebe straff gehalten wird. Das wär's von meiner Seite. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?« »Eine. Zum Beispiel die Kosten. Ich bin nur eine einfache Polizistin und...«
Tomlin legte eine Hand auf Julia Durants rechte. »Normalerweise kostet dieser Eingriff inklusive Aufenthalt zwischen zehn- und fünfzehntausend Mark. Aber ich nehme mir das Recht heraus, dann und wann Patienten zu Sonderpreisen zu behandeln. Sagen wir, Sie geben eine Spende für wohltätige Zwecke. Wobei mich der Betrag nicht interessiert, ich überlasse die Summe ganz und gar Ihnen. Aber Sie sollten vielleicht wissen, daß ich mich sehr stark für die Kinder in der dritten Welt engagiere, ich bin 148 daher immer auf Geldmittel angewiesen. Kinder sind nun mal die Zukunft unserer Welt, und sie haben Besseres verdient, als die meisten von ihnen bekommen. Ich habe selber drei Kinder und sorge mich um sie. Wenn ich mir nur vorstelle...« Er stockte, schüttelte den Kopf, sein Lächeln verschwand. »Was meinen Sie?«
»Ich muß in letzter Zeit andauernd an die armen Mädchen denken, die so sinnlos dahingemordet werden. Meine älteste Tochter ist fünfzehn und blond. Sie kommt ganz nach ihrer Mutter.«
»Dann sollten Sie ein besonders wachsames Auge auf sie haben.«
Tomlin stand auf, stellte sich ans Fenster, eine Hand in der Hosentasche vergraben, und sagte ernst: »Zurück zu Ihnen. Ich habe leider erst in zwei Monaten einen Termin frei. Mein Terminplan ist sehr ausgefüllt.« »Ich danke Ihnen, Dr. Tomlin«, sagte Julia Durant und stand ebenfalls auf. »Ich werde es mir überlegen...« Tomlin drehte sich um. »Was gibt es da zu überlegen? Ich weiß nicht, ob ich Ihnen dieses Angebot noch einmal machen werde. Frau Neubauer wird Ihnen die Einzelheiten erklären. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.«
»Auf Wiedersehen, Dr. Tomlin und nochmals vielen Dank.«
»Keine Ursache. Vielleicht sehen wir uns schon vorher einmal wieder«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Wie meinen Sie das?«
»Oh, ich denke, daß die Polizei sicher noch viel zu tun haben wird in dieser Gegend. Das heißt, ich fürchte es.« »Und ich hoffe es nicht.«
Julia Durant verließ das Büro, spürte Tomlins Blick in ihrem Rücken. Sie sollte am 29. November morgens um acht in die Klinik kommen. Beschwingt

Weitere Kostenlose Bücher