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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ich möchte zu gerne wissen, wo Kullmer sich rumtreibt, ich habe vergeblich versucht, ihn zu erreichen, dabei hat jeder von uns zu jeder Zeit erreichbar zu sein!« »Komm, jetzt reg dich nicht so auf, bitte! Vom Rumschreien...«, versuchte Schulz ihn zu beschwichtigen. Berger funkelte ihn wütend an. »Verdammt noch mal, im Augenblick ist mir aber nach Rumschreien! Ich bin froh, daß ich das kann! Da draußen läuft irgend so ein Monster herum und führt seinen ganz persönlichen Privatkrieg! Das ist zum Schreien!! Kapiert?!« Er atmete ein paarmal tief durch, beruhigte sich, fragte mit jetzt gemäßigter Stimme: »Wie heißt die Kleine eigentlich?« »Antonia Delgado.«
»Hört sich nicht gerade deutsch an. Wie alt? Siebzehn, achtzehn?«
»Konnte bis jetzt keiner so genau sagen. Die einen sagen vierzehn, andere sechzehn, sogar achtzehn. Ihr Vater ist Spanier, die Mutter Deutsche«, sagte der uniformierte Beamte.
»Wo sind die Eltern?«
»Nicht zu Hause. Eine Nachbarin sagt, daß sie am frühen Nachmittag weggefahren sind und vermutlich erst in der Nacht zurückkommen. Das würden sie oft so machen.« »Das wird eine schöne Überraschung werden. Passen Sie sie ab. Und verhindern Sie vor allen Dingen, daß irgendwer da draußen es den Eltern sagt, bevor wir es tun. Wissen die schon alle, wer die Tote ist?« »So was spricht sich doch rum wie ein Lauffeuer. Schauen Sie sich doch die Baggage an; stehen da rum, saufen sich die Hucke voll und lachen. Es ist die beschissenste Gegend in Frankfurt. Wissen Sie, was letzte Woche hier los war? Da haben ein paar Verrückte sich verkleidet wie in Amerika die vom KuKlux-Klan und haben Randale gemacht. Ausländer überfallen und zusammengeschlagen, einen Aufzug in Brand gesteckt und ganze Kübel voll Kot vor die Wohnungstüren von Ausländern gekippt. Ich möchte hier um nichts in der Welt leben müssen.« »Brauchen Sie ja auch nicht«, entgegnete Berger eisig. »Sie tragen übrigens die Verantwortung, daß von denen da draußen keiner über die Stränge schlägt. Wenn nötig, fordern Sie Verstärkung an. Ich will, daß alles ruhig bleibt, 157 Unruhe können wir nicht gebrauchen. Ist die Kiste schon angefordert?« »Bitte?« fragte der Beamte irritiert.
»Ist der Leichenwagen schon bestellt?« fragte Berger gereizt.
»Ja, natürlich, schon vor einer halben Stunde«, beeilte sich der Beamte zu versichern. »Gut, dann gehen wir jetzt da raus und befragen die Leute. Jeden einzelnen.« Die Spurensicherung und der Fotograf trafen ein. Berger, wenig freundlich: »Beeilt habt ihr euch ja nicht gerade, was? Seht zu, daß ihr's schnell hinter euch bringt. Muß nicht sein, daß die Kleine noch lange hier rumliegt.« Die Gruppe der Schaulustigen war angewachsen. Lautes Schwätzen, Grölen, Lachen, Witze wurden gerissen. Darunter einige heruntergekommene, wild aussehende Gestalten. Berger, Schulz, Durant sowie zwei weitere Beamte gingen auf die Menge zu. Berger instruierte die beiden Beamten, nur Fragen zu stellen, die sich auf einen Fremden bezogen, den hier noch keiner gesehen und der sich ungewöhnlich oder auffällig benommen hatte. Berger hob die Hände, sagte laut: »Wenn ich jetzt um Ruhe bitten dürfte! Meine Kollegen und ich werden jedem von Ihnen ein paar Fragen stellen. Keiner von Ihnen verläßt vorläufig diesen Platz, jeder einzelne wird meinen Kollegen bzw. mir den genauen Namen und die Anschrift geben. Sie können gehen, sobald wir die Fragen gestellt haben! Ansonsten gibt es eine Vorladung aufs Präsidium, klar?!«
Das Lachen und Lärmen verstummte augenblicklich. Hier und da Räuspern, vielleicht Angst vor unangenehmen Fragen.
»Sie«, sagte Berger und deutete auf einen am linken Rand stehenden jungen Mann mit einer halbvollen Weinflasche in der Hand, »kommen Sie her!«
Der junge Mann setzte sich zögernd in Bewegung, blieb vor Berger stehen. Eben noch laut lachend, machte er jetzt einen eher zurückhaltenden, fast ängstlichen Eindruck. »Kommen Sie hier rüber, hier können wir einigermaßen ungestört reden. Wie heißen Sie?«
»Albert Scherer.«
»Und wo wohnen Sie?«
»Im Haus Nr. 12, zweiter Stock.«
»Seit wann stehen Sie auf der Straße?«
»Seit heut' nachmittag, glaub ich.«
»Und wo?«
»Da vorn an der Ecke, da wo wir immer stehen.« »Wer ist wir?«
»Na, meine Kumpels und ich.« »Zeigen Sie mir Ihre Kumpels.«
»Da hinten, die vier«, sagte der Mann und deutete auf drei Männer und eine schlampige, sichtlich betrunkene Frau mit fettigem, strähnigem Haar.

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