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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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fischte den Schlüssel heraus, schloß auf, wollte den Lichtschalter drücken. Schaffte es nicht mehr. Sie spürte nur noch, wie sich etwas Spitzes rasend schnell immer und immer wieder von hinten in ihren Körper bohrte, sie wollte schreien, aber da war diese Hand, die sich brutal auf ihren Mund preßte und jeden Laut erstickte. Sie merkte nicht mehr, wie sie über die schmutzige Betontreppe in den Keller gezerrt wurde. Er tat, was er in letzter Zeit immer tat, es dauerte zehn Minuten. Er wischte das Blut von seinem Mund, dem Stilett, versteckte den Knüppel unter der Jacke, ein letzter, fast mitleidiger Blick. Die Unruhe war wie weggeblasen, er fühlte sich ruhig und ausgeglichen. Der Dämon war zufrieden.
Um 23.30 Uhr piepte das Autotelefon der Kommissarin, die gerade aus Alt-Höchst herausfuhr. Berger. Sagte, sie solle sofort in die Goldsteinsiedlung, Im Heisenrath 1, kommen. Ein weiteres Opfer im Keller eines Hochhauses. Ein blondes, etwa siebzehnjähriges Mädchen.
Die Nacht war jetzt sternenklar und kühl, abnehmender Mond am südlichen Himmel. Durant traf fast zeitgleich mit Berger und Schulz am Tatort ein. Neugierige hatten sich auf dem Parkplatz vor dem Haus versammelt, Bier-und Schnapsflaschen machten die Runde, aufgeregtes Durcheinandergeplappere. Julia Durant erschien es wie eine mittelalterliche Szene, wo eine Hinrichtung gleichbedeutend mit einem Volksfest war, Gaukler und fahrende Händler, Schauspieler und Artisten große Geschäfte witterten und das Volk für wenige Stunden der Tristesse des grauen Alltags entrann. Ein Streifenbeamter, der mit sei nem Kollegen als erster am Tatort eingetroffen war, wies den Kriminalbeamten den Weg zum Ort des Verbrechens. Berger rümpfte die Nase, im Hausflur stank es nach einer Mischung aus Fäkalien, Gekochtem und Gebratenem, die Wände beschmiert mit Obszönitäten und Liebesschwüren, eine riesige Urinlache auf der Treppe. »Hier«, sagte der Beamte und wies hinter die Kellertür. »Hier liegt sie.«
Fahles Kellerlicht. Das Mädchen lag auf dem Rücken, die rechte Brust abgeschnitten, die Hände über dem Bauch gefaltet, das Schambein von innen zertrümmert, Bißwunden an den Genitalien. Ihr Körper wies von hinten wie von vorne Einstiche auf. Das lange, blonde Haar blutverschmiert und zu Rattenschwänzen geflochten, ihre Augen geweitet. Sie trug bis über die Knie reichende, hochhackige, schwarze Stiefel, Hurenstiefel, wie Berger sie nannte. Dazu ein roter Rock, der über ihren Po geschoben war. Ein winziger, schwarzer Slip war ihr vom Leib gerissen worden, ein deutlicher Striemen an ihrer Gesäßbacke. Die aufgerissene Bluse blutdurchtränkt. Eine riesige Blutlache auf dem Boden.
»Wer hat sie gefunden?« fragte Berger, die Hände in der Manteltasche vergraben. »Der hier«, sagte der Beamte, auf einen am Treppenabsatz stehenden Mann deutend. Seine Kleidung war abgerissen, die Augen rot unterlaufen, er stank nach Schnaps und säuerlichen Körperausdünstungen.
»Was haben Sie hier unten gemacht?« fragte Berger und hielt einen Abstand von mehr als einem Meter zu dem Mann ein.
»Na was schon, ich wollte schlafen«, antwortete der Mann mit von Alkohol und Zigaretten gezeichneter, kratziger Stimme. Er hustete und spuckte zähen Schleim an die Wand. »Hier unten? Hier ist doch nur der Keller!« »Meine Kumpels und ich, wir schlafen immer hier. Solange keiner was dagegen hat.« »Und wann haben Sie sie gefunden?« »Woher soll ich das wissen! Ich hab doch keinen Wecker um!«
»Und wer hat die Polizei alarmiert?«
»Mann, Sie stellen vielleicht Fragen!«
»Wenn Sie nichts wissen, dann hauen Sie ab, Mann! Aber heute nacht wird es nichts mit hier schlafen. Ihr müßt euch schon ein anderes Plätzchen suchen.«
»Gebont, Chef.« Er tippte sich an die Stirn, schlurfte die Treppe hoch.
»Es ist eine verfluchte Sauerei! Der Kerl treibt sich jetzt wohl überall rum?! Ich will, daß sofort jeder, der da draußen steht, vernommen wird. Quetscht sie aus wie Zitronen! Und jedes Wort wird mitgeschrieben! Und wenn ich sage, jeder wird vernommen, dann meine ich jeder! Egal, ob besoffen oder nicht! Ich habe die Schnauze bis hier oben voll! Wenn wir diese Drecksau nicht bald kriegen...! Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße!! Und haltet mir, zum Teufel, diese verdammten Pressefritzen vom Leib! Und daß mir keiner von euch auch nur einen Ton sagt! Und wo bleiben eigentlich der Fotograf und die Spurensicherung? Können sich diese Arschlöcher nicht ein bißchen mehr beeilen?! Und

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