Jung, blond, tot: Roman
Jahren Bestandteil der Partys ist. Und ihre Mutter weiß genau, was dort vor sich geht, und scheint es zu dulden, aus welchen Gründen auch immer. Sabine ist wohl über Nicole mit Menzel zusammengetroffen.« »Dann ist also Menzel jener mysteriöse A. aus dem Tagebuch?« fragte Berger.
»Die Frau sagte, Menzel und Sabine hätten ein Verhältnis gehabt.«
»Kommt er als Täter in Betracht?«
»Unwahrscheinlich, auch wenn meine Informantin Menzel für außerordentlich brutal und kaltschnäuzig hält. Doch einen Mord?« Durant schüttelte den Kopf. »Er weiß 164 angeblich genau, was er tut und wie weit er gehen kann.« »Was ist dann das Motiv Ihrer Informantin? Will sie ihn kaltstellen, oder ist es Rache oder Eifersucht oder was sonst?« »Keine Ahnung, wahrscheinlich von allem etwas. Sie hat gemeint, sie will nur verhindern, daß er noch mehr Unheil anrichtet.«
»Dann viel Glück, Kollegin«, sagte Kullmer, ausnahmsweise einmal nicht grinsend. »Sie werden es nämlich brauchen. Ich verwette meinen Arsch, daß keiner sein Maul aufmachen wird, Sie werden gegen Mauern rennen. Wie es aussieht, hat Menzel eine Menge Leute in der Hand... Es könnte für Sie sogar ziemlich gefährlich werden, eine Gratwanderung sozusagen. Womit ich Ihnen selbstverständlich nicht den Mut nehmen will, beileibe nicht, aber ich will Sie warnen. Denken Sie an seine Kontakte nach oben. Sie wissen selbst, wenn ein Richter oder Staatsanwalt in die Enge getrieben wird, drehen sie das Gesetz manchmal, wie es ihnen in den Kram paßt.« Die Kommissarin schüttelte energisch den Kopf. »Soll ich vielleicht vor so einem gottverdammten Arschloch kapitulieren, nur weil er Beziehungen hat? Ich sage Ihnen etwas, es gibt einen Grund, weshalb ich zur Kripo gekommen bin - ich glaube nämlich an das Recht und an die Gerechtigkeit. Wenn es nicht so wäre, könnte ich mich genausogut in einem Büro verkriechen und Akten sortieren. Aber wenn ich Menzel auch nur im geringsten nachweisen kann, daß er seinen verdammten Schwanz in Kinder steckt, dann krieg ich ihn, und wenn es meine letzte Handlung ist. Aber ich habe so ein Gefühl, als ob ich Menzel zumindest indirekt mit dem Mord an Sabine Lindner in Zusammenhang bringen könnte. Wenn ich mir vorstelle, er hat Sabine geschwängert und ich kann es ihm nachweisen...« Sie kniff die Lippen zusammen, grinste. »Allein dafür bin ich nur zu gerne bereit, mir die Finger zu verbrennen.«
Zwölf Uhr. Ihr Handy piepste. Die Unbekannte. Sie atmete schwer, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. »Und«, fragte Julia Durant, »haben Sie es sich überlegt? Wollen Sie mir einen Namen nennen?« »Namen sind bei Menzel in der Regel tabu. Aber ich habe am Montag zufällig einen aufgeschnappt.« Sie machte eine Pause, die Kommissarin hörte, wie sie an einer Zigarette zog, den Rauch ausblies. »Vera Rückert. Sie ist dreizehn, wohnt in Niederrad. Sie finden die Nummer und Anschrift im Telefonbuch. Menzel hat sie am Montag zugeritten, er hat sich damit quasi selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht. Ihre Eltern wissen davon, Menzel hat sie gut bezahlt.« Sie legte auf, ohne Gelegenheit zu einer weiteren Frage zu geben.
Durants Nasenflügel bebten, ihre Augen waren nur noch Schlitze: »Koslowski, suchen Sie mir Telefonnummer und Anschrift von einer Familie Rückert in Niederrad raus.« Dann, an die anderen gewandt: »Das war meine Informantin. Diese Rückerts haben eine dreizehnjährige Tochter, die am Montag bei Menzel war und von ihm mit größter Wahrscheinlichkeit entjungfert wurde. Angeblich wissen die Eltern davon, denn Menzel hat sie bezahlt. Damit könnten wir Menzel zumindest wegen Verführung Minderjähriger drankriegen. Und wenn wir ihm auch nur das geringste mit Sabine nachweisen können, ist er dran. Meine Herren«, sagte Durant und stand auf, »ich bin bei den Rückerts.« Sie nahm ihre Tasche, zog die Jacke über, nahm einen letzten Zug von der Zigarette, drückte sie aus. Koslowski reichte ihr den Zettel mit der Anschrift und der Telefonnummer der Rückerts. Wandte sich um, sah nicht mehr den nachdenklichen Blick von Berger.
Mittwoch, 13.00 Uhr
Die Rückerts wohnten in einem alten, heruntergekommenen, vierstöckigen Haus in einer unansehnlichen, düsteren Ecke von Niederrad, die jetzt bei grauem Himmel und leichtem Regen Tristesse vermittelte, der Eingang lag am Ende einer langen, bogenförmigen Hofeinfahrt, hinter dem sich ein schmutziger Kopf steinpflasterhof befand. Überberstende Mülltonnen,
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