Jung, blond, tot: Roman
vornherein die möglicherweise Integren ausgrenzen...« »Wie wollen Sie wissen, wer integer ist?« fragte Berger sarkastisch. »Menzel ist nach außen hin integer, in Wahrheit aber ist er eine alte Drecksau. Und wenn ich höre, welche großen Namen sich so bei Menzel rumtreiben und vielleicht ihre verdammten Schwänze in kleine Mädchen oder Jungs stecken...« Er winkte ab. »Vergessen Sie's, in diesem beschissenen Leben gibt es keine wirklich integren Menschen.«
Kullmer fuhr unbeirrt fort: »Ich nehme jetzt die Fotos aller ermordeten Mädchen und werde sie Menzels Chauffeur vorlegen. Ich werde ihn nach meiner Methode befragen. Mein Gefühl sagt mir, daß wir auf der richtigen Spur sind.«
Er steckte die Fotos in die Innentasche seiner Lederjacke und wollte sich gerade auf den Weg machen, als das Telefon läutete. Durant, die am nächsten zum Telefon saß, nahm ab, meldete sich. »Durant.«
»Kantzer, Abendpost. Ich möchte bitte mit dem Leiter der Sonderkommission sprechen, Hauptkommissar Berger! Ich würde mich gerne mit ihm entweder im Präsidium oder hier bei mir oder wo immer er will treffen.« »Moment, Moment«, wehrte die Kommissarin ab, »nicht so schnell. Zuerst würde ich schon ganz gerne wissen, was Sie überhaupt möchten.« »Informationen. Vertrauliche Informationen.« »Für Informationen ist unsere Pressestelle zuständig...« »Das weiß ich selber! Ich möchte Ihnen Informationen geben. Brisante Informationen, die Sie sicher interessieren werden. Und zwar über die Mädchenmorde. Na, wie sieht's aus?« Der Vorschlag machte den Mann am anderen Ende nicht gerade sympathischer, seine Arroganz war unerträglich.
»Warten Sie einen Moment«, sagte sie kühl, hielt die Sprechmuschel mit einer Hand zu. »Hier ist einer von der Abendpost, der uns Informationen geben will. Sprechen wir mit ihm?«
Berger zuckte mit den Schultern. »Informationen für uns? Bitte, es kann nichts schaden. Aber wenn das nur ein Vorwand ist für Informationen, die er von uns haben will, kriegt er einen Tritt in den Hintern, sagen Sie ihm das!«
»Also in Ordnung, kommen Sie her. Wann können Sie hiersein?«
»Wenn ich gut durchkomme, in zehn Minuten.« »Sie wissen, wo unser Büro ist?« »Klar doch. Bis gleich dann.« Sie legte langsam den Hörer auf. Fragende Blicke. »Was kann der für Infos für uns haben?« fragte Kullmer. »Hören wir ihn uns an. Rausschmeißen können wir ihn immer noch.« Berger trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf die Schreibtischplatte. Seine Kiefer mahlten aufeinander. Es war stickig im Büro, trotz des geöffneten Fensters. Berger löste den obersten Knopf seines Hemdkragens, lockerte die Krawatte. »Ich schlage vor, Kullmer, Sie nehmen sich jetzt den Chauffeur vor. Ich möchte wirklich wissen, wo Schulz heute bleibt.«
Der Mann trat ein, ohne anzuklopfen. Er war mittelgroß und hager, mit einem spitzen, roten Gesicht, in dem das Auffallendste wasserblaue, stechende Augen waren. »Kantzer«, sagte er, schloß die Tür und setzte sich ohne Aufforderung auf den freien Stuhl. »Schon mal was von Anklopfen gehört, Herr Kantzer?« sagte Berger und beugte sich nach vorn. »Ich hoffe, es gibt einen guten Grund dafür, daß Sie hier sind.« Auch Kantzer beugte sich nach vorn, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und grinste frech. »Darauf können Sie Ihren Allerwertesten verwetten, daß ich den habe! Einen sehr guten Grund sogar. Allerdings erwarte ich eine Gegenleistung für mein Entgegenkommen. Denn wenn ich recht vermute, sind Sie noch nicht so weit, wie ich das bin.« Er lehnte sich wieder zurück, spielte mit dem Kugelschreiber, den er aus seiner Hemdtasche gezogen hatte. Arroganz pur.
»Und die wäre?« sagte Berger, mühsam die Beherrschung wahrend.
»Exklusivstory. Schlicht und ergreifend eine Exklusivstory. Sagen wir, ein Interview mit dem Killer. Oder Ihrem Psychologen. Sie haben doch so einen Psychoheini, oder? Und natürlich mit Ihnen. Sie wissen, umsonst ist in unserem Geschäft nichts. Schließlich hab auch ich mir Mühe gegeben bei meinen Recherchen.«
Berger zuckte die Achseln und grinste jetzt ebenfalls. »Sie wissen so gut wie ich, daß Exklusivstories hier in Deutschland unmöglich sind. Gehen Sie nach Amerika, wenn Sie welche wollen. Hier sind alle gleichberechtigt.« »Ach was, das ist doch nur Gerede! Von wegen gleichbe rechtigt! Entweder zu meinen Bedingungen - oder ich stehe auf und gehe, und Sie suchen Ihren Mann weiter. Und ich garantiere Ihnen, Sie finden ihn
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