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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kullmer fragte ihn, was er über die regelmäßig bei Menzel stattfindenden Partys wisse; der Mann sagte, er könne überhaupt nichts sagen, weil er nie an einer teilgenommen habe. Auf die Frage, ob denn immer dieselben Gäste Menzels Partys besuchten, hatte er geantwortet, er wisse es nicht genau, doch in der Regel würden diese Zusammenkünfte höchstens alle zwei Monate abgehalten und er wisse von einigen Gästen, die wohl regelmäßig kämen. Ob er sagen könne, was auf den Partys geschehe, ob er von besonderen Vorfällen wüßte - nein. Kullmer bat ihn, eine Liste der regelmäßig bei Menzel verkehrenden Gäste aufzustellen, doch der Chauffeur meinte, das könne er nicht, da dieje rügen, die er mit Namen kannte, an den Fingern seiner beiden Hände abzuzählen wären. Er schrieb insgesamt die Namen von acht Leuten auf, durchweg über jeden Zweifel erhabene Personen und Persönlichkeiten, von denen Menzels Chauffeur genau wußte, daß es nichts gab, was ihre weiße Weste besudelte. Krüger, der Bankdirektor, der erst im vergangenen Jahr, nachdem er in Pension gegangen war, ein Buch über die Ethik der Gegenwart geschrieben hatte, Fendreich, ein kirchlich und sozial stark engagierter Großunternehmer, Tomlin, der Schönheitschirurg, der armen, verwahrlosten Kindern medizinische Hilfe leistete, Kauffeldt, der Autor esoterischer Bestseller, und ein paar mehr, deren Unschuld und Reinheit wahrscheinlich auf immer und ewig gewahrt bleiben würden. Es war offensichtlich, daß der Mann log, auch wenn er nur wesentliche Dinge verschwieg, aber Verschweigen war in diesem Fall nichts anderes als Lügen, doch Kullmer war überzeugt, daß er seinem Herrn und Meister demütig Un tertan war und wahrscheinlich auf Verlangen auch noch seine Zunge in Menzels Hintern gesteckt hätte. Frustriert kehrte Kullmer aufs Revier zurück, knallte die Liste schweigend, aber wütend auf den Schreibtisch. Berger überflog sie und reichte sie weiter an Durant, die gerade vom Mittagessen aus der Kantine zurückkehrte. Sie las die wenigen Namen, rümpfte die Nase, legte die Liste zurück. »Nein«, sagte sie kopfschüttelnd, nahm die letzte Gauloise aus der Packung, zerknüllte die Schachtel und warf sie in den Papierkorb, zündete die Zigarette an, inhalierte, »ein paar Namen kenne ich, die meisten aber sagen mir absolut nichts. Lassen wir sie überprüfen. Lebenslauf und so weiter. Wenn uns irgend etwas nicht ganz koscher erscheint, können wir die Leute ja immer noch vernehmen.« »Sie sind koscher, ich garantiere es Ihnen!« fauchte Kull mer zornig und hieb mit der Faust gegen die Wand. »Keine Sau würde auch nur im entferntesten zu denken wagen, daß einer von denen nicht ganz sauber ist! Sie sind sauber! Ich wette, dieser verdammte Saukerl würde Menzel auch noch Hundescheiße von den Schuhsohlen lecken, wenn's sein müßte! Aber können wir ihm nachweisen, daß er lügt? Nein, können wir nicht! Es ist ja bloß ein gottverdammter Fahrer! Und wenn ich mir dieses alte Arschloch ansehe, dann muß ich davon ausgehen, daß er schon Menzels Vater in der Gegend rumkutschiert hat!« »Regen Sie sich doch nicht so auf«, sagte Berger gelassen. »Ich weiß, daß wir in einem Haufen Scheiße wühlen, aber es war klar, daß Menzel nicht zu kriegen ist. Und außerdem sollten wir uns jetzt in allererster Linie darum kümmern, unseren großen Unbekannten zu schnappen, bevor er noch mehr Unheil anrichten kann. Ich wette, er hockt schon in den Startlöchern, um sich sein nächstes Opfer zu holen.« Er hielt kurz inne, schenkte sich einen Kaffee ein, sagte: »Hat übrigens einer von Ihnen irgend etwas von Kommissar Schulz gehört?« Kullmer schüttelte den Kopf. Kaum hatte Berger die Frage gestellt, wurde die Tür aufgerissen. Schulz, unrasiert und ungekämmt, kam hereingetorkelt, stand für jeden im Raum sieht- und riechbar unter Alkoholeinfluß. »Na, was passiert, als ich nicht da war?« lallte er. »Ach Scheiße, was soll's auch!« Er kickte die Tür mit dem Absatz zu. »Du solltest besser nach Hause gehen und deinen Rausch ausschlafen«, sagte Berger sehr ungehalten. »Was ist überhaupt in dich gefahren? Drehst du jetzt völlig durch? Wir brauchen im Augenblick jeden Mann und du...« »Leck mich«, unterbrach ihn Schulz und winkte ab, goß sich den letzten Rest aus der Kaffeekanne ein. »Ihr könnt 193 mich alle mal kreuzweise, hört ihr! Diese ganze gottverdammte Welt kann mich mal!« Jetzt grinste er auf einmal, trank einen Schluck, verzog den

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